Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
„Ein großer Einsatz“
Militärhistoriker fordert eine Zeremonie für die Truppe
BERLIN - Das Ende des AfghanistanEinsatzes ist für Deutschland eine Zäsur – und sollte auch so behandelt werden, erklärt der Militärhistoriker Sönke Neitzel im Gespräch mit Ellen Hasenkamp.
Die Bundeswehr hat in Afghanistan das Töten und das Sterben gelernt. Auch das Verlieren?
Die Bundeswehr ist dort erwachsen geworden. Konflikte dieser Art funktionieren nicht über Sieg oder Niederlage, es ist diffuser. Grund für den Einsatz war es, Al Kaida aus dem Land zu drängen, und das ist gelungen. Eine Demokratie nach westlichem Vorbild konnte man allerdings nicht formen.
Andere Nationen werden die heimkehrenden Soldaten feiern. Das ist in Deutschland eher nicht zu erwarten. Aber sollten nicht auch wir die Zäsur mit einer Zeremonie würdigen?
Das wäre angemessen. Es ist das Ende eines großen Einsatzes, wie immer man dazu steht. Die Soldaten sollten jedenfalls nicht bei Nacht und Nebel in Köln-Wahn einfliegen und sich dann in die S-Bahn nach Hause setzen müssen. Gut wäre eine Rede des Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble. Wir betonen zu Recht die besondere Qualität unserer Parlamentsarmee, deswegen wäre der Bundestag gefragt.
Ganz buchstäblich: Was ist das Bild, das von dem Einsatz bleiben wird?
Für mich sind es die verwackelten Helmkamera-Aufnahmen der Kämpfe, die auf YouTube tausendfach angeklickt wurden – etwa des Karfreitagsgefechts am 2. April 2010.