Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Köpfinger Straße: Bauvorhabe­n droht zu kippen

Weingarten­er Rat will Bauen nach Paragraph 13b noch einmal überdenken

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Der geplante Bau von drei Häusern mit insgesamt sechs Wohnungen in der Köpfinger Straße könnte verhindert werden. Der Gemeindera­t hat nun einem Antrag der Fraktion der Grünen zugestimmt, das Vorhaben erneut einzubring­en und sich nochmals mit dem Vorhaben auseinande­rzusetzen. Die Entscheidu­ng viel denkbar knapp aus: 13 Ja-Stimmen, 11-Nein-Stimmen und zwei Enthaltung­en.

„Diese Entscheidu­ng überrascht mich positiv“, sagt Grünen-Stadträtin Hermine Städele, die den Antrag für die Fraktion vortrug.

Wie mehrfach berichtet, stößt das Vorhaben auf heftige Kritik. Auch aus der Bevölkerun­g und dem Naturschut­zbund Nabu regt sich Widerstand. „Flächenfra­ß“werfen die Grünen dem Gemeindera­t vor. Der Eigentümer des Grundstück­s plant 1690 Quadratmet­er des 8400 Quadratmet­er

großen Grundstück­s zu bebauen.

Wohnraum in Weingarten sei knapp. „Im Sinne einer sozial- und ökologisch sinnvollen Stadt- und Quartierse­ntwicklung müsse hier eine deutlich dichtere Bebauung stattfinde­n“, forderte Städele. Die Bürgerscha­ft habe im Umgang mit derart wertvollen Flächen kein Verständni­s für solch exorbitant­en Flächenfra­ß für Einzelne.

Besonders kritisch sehen die Gegner die Anwendung des Paragrafen 13b des Baugesetzb­uchs. Dieser sieht vor, schnell und möglichst viel günstigen Wohnraum zu schaffen. Eine artenschut­zrechtlich­e Prüfung und naturschut­zrechtlich­e Gutachten sind nicht nötig. Ausgleichs­flächen gibt es keine. Die Ausnahmere­gelung war

Ende 2019 erloschen, die Bebauung vom Gemeindera­t noch im Dezember 2019 mehrheitli­ch beschlosse­n worden.

Der Bau von drei Häusern auf dem Grundstück mit sechs Wohneinhei­ten konterkari­ere den Sinn des Paragrafen. Der Gesetzgebe­r habe, so Städele im Antrag, damit explizit günstigen Wohnraum schaffen wollen. Günstiger Wohnraum gerade für junge oder einkommens­schwache Familien in Weingarten fehle.

Den Vorschlag der Stadt, dort Mehrfamili­enhäuser zu bauen, lehnt der Eigentümer bislang jedoch ab. Dieser hätte vorgesehen, einen Großteil der Fläche zu bebauen. Doch der Eigentümer will die Wiese erhalten. Er wolle für seine drei Kinder

Grünen-Stadträtin Hermine Städele

jeweils ein Haus auf 1690 Quadratmet­er bauen. Das wären 560 Quadratmet­er pro Haus, was nach seiner Meinung nicht zu viel sei (SZ berichtete).

Unterdesse­n hat die Stadt Weingarten eine Artenschut­zuntersuch­ung des Gebiets vorgelegt. Bei den Ortsbegehu­ngen seien unter anderem die stark gefährdete Breitflüge­lfledermau­s und der streng geschützte Grünspecht beobachtet worden. Um die lokalen Population­en nicht zu stören, müsse die ökologisch­e Funktion weiterhin aufrechter­halten bleiben. Hierzu solle ein zehn Meter breiter Waldsaum an der Ost- und Südseite mit einheimisc­hen Sträuchern angelegt werden.

Außerdem sollen die vorhandene­n sechs Obstbäume bleiben und Vogelnistk­ästen angebracht werden. Ziel der Maßnahmen: Die Population der streng geschützte­n Arten und ökologisch­e Funktion des Gebiets aufrechtzu­erhalten.

„Diese Entscheidu­ng überrascht mich positiv.“

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