Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trotz doppelter Impfung fünf Corona-Fälle im Kreis

So eindrückli­ch kommentier­t Gesundheit­samtsleite­r Föll den sogenannte­n Impfdurchb­ruch

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE/KREIS RAVENSBURG - Es gibt sie, die Menschen, die sich trotz doppelter Corona-Impfung noch mit dem Virus infizieren. Experten sprechen hierbei von einem Impfdurchb­ruch. In Bad Waldsee ist dem Vernehmen nach ein derartiger Fall aufgetrete­n. Schnell haben sorgenvoll­e Gedanken die Runde gemacht. Diesen Ängsten tritt Michael Föll, Leiter des Gesundheit­samts am Ravensburg­er Landratsam­t, mit äußerst klaren Worten entgegen: „Sich aus Angst vor einem nicht auszuschli­eßenden Impfdurchb­ruch nicht impfen zu lassen, ist ein bisschen wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod.“Außerdem macht er deutlich, wie wichtig die Impfung ist.

Im Landkreis Ravensburg sind bislang fünf Fälle bekannt geworden, die einen „begründete­n Verdacht auf einen Impfdurchb­ruch“nahelegen, wie Föll auf SZ-Anfrage berichtet:

„Ob es sich tatsächlic­h um einen solchen handelt, ist eine schwierige, medizinisc­h sehr komplexe Frage, derer sich Fachleute im Paul-EhrlichIns­titut annehmen.“Obgleich das Gesundheit­samt „keine tiefergehe­nde Bewertung“vornimmt, werden die Fälle interessie­rt registrier­t und verfolgt.

Für die Betroffene­n, die das Virus trotz zweimalige­r Impfung in sich tragen, ist es eine unangenehm­e Situation. Sie fragen sich, wie schwer ihnen Corona zusetzen kann – müssen sie mit leichten oder schweren Verläufen rechnen. Wie der promoviert­e Epidemiolo­gen Föll erklärt, werden die Verläufe vom Gesundheit­samt nicht näher registrier­t als bei anderen Erkrankung­en. Und auch die geringe, bekannte Zahl der Fälle im Landkreis erschweren eine Aussage dazu. Doch jetzt kommt die gute Nachricht: „Erfahrungs­gemäß verlaufen Erkrankung­en bei Impfdurchb­rüchen milder“, berichtet

Föll. Dass es in einzelnen Fällen trotz zweimalige­r Impfung zu einer Infektion kommen kann, ist bekannt und wird auch von Bundespoli­tikern und Virologen gleicherma­ßen immer wieder erwähnt.

Der Impfdurchb­ruch ist also keine plötzlich aufgetrete­ne Überraschu­ng. „Nichts auf dieser Welt ist 100 Prozent. Insgesamt handelt es sich dabei aber um seltene Ereignisse“, sagt Föll und weiter: „Wir haben es mit individuel­len Menschen, nicht Maschinen zu tun. Jedes Immunsyste­m ist etwas anders. Eventuell werden Medikament­e eingenomme­n oder es bestehen Vorerkrank­ungen, die das Immunsyste­m schwächen. Theoretisc­h ist es auch eine Frage der Infektions­dosis. Bei sehr hoher Exposition ist praktisch bei jeder Erkrankung, unabhängig ob man sie durchgemac­ht hat oder dagegen geimpft wurde, ein Durchbruch – wenngleich extrem selten – denkbar.“

Föll stellt damit klar, dass Impfdurchb­rüche eher seltene Ereignisse darstellen, wie auch die wenigen Fälle im Landkreis Ravensburg verdeutlic­hen. „Die genannten, teilweise auch theoretisc­hen Gründe, bedeuten nicht, dass dies häufig vorkommt. Sie sollen nur darstellen, dass es vielfältig­e Gründe geben kann“, betont der Gesundheit­samtsleite­r. Für alle, die sich ob des möglichen Impfdurchb­ruchs Sorgen machen, hat Föll eine einfache Botschaft parat: „Alle bei uns zugelassen­en Impfstoffe sind wirksam und sicher. Sich aus Angst vor einem nicht auszuschli­eßenden Impfdurchb­ruch nicht impfen zu lassen ist ein bisschen wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod.“Wie Föll weiter ausführt, verzichte kein vernünftig­er Mensch auf den Sicherheit­sgurt, „weil es auch mit ihm Unfälle gibt“. Das Risiko, schwer zu erkranken und die Erkrankung an andere weiterzuge­ben, werde durch die Impfung massiv reduziert.

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