Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Trotz doppelter Impfung fünf Corona-Fälle im Kreis
So eindrücklich kommentiert Gesundheitsamtsleiter Föll den sogenannten Impfdurchbruch
BAD WALDSEE/KREIS RAVENSBURG - Es gibt sie, die Menschen, die sich trotz doppelter Corona-Impfung noch mit dem Virus infizieren. Experten sprechen hierbei von einem Impfdurchbruch. In Bad Waldsee ist dem Vernehmen nach ein derartiger Fall aufgetreten. Schnell haben sorgenvolle Gedanken die Runde gemacht. Diesen Ängsten tritt Michael Föll, Leiter des Gesundheitsamts am Ravensburger Landratsamt, mit äußerst klaren Worten entgegen: „Sich aus Angst vor einem nicht auszuschließenden Impfdurchbruch nicht impfen zu lassen, ist ein bisschen wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod.“Außerdem macht er deutlich, wie wichtig die Impfung ist.
Im Landkreis Ravensburg sind bislang fünf Fälle bekannt geworden, die einen „begründeten Verdacht auf einen Impfdurchbruch“nahelegen, wie Föll auf SZ-Anfrage berichtet:
„Ob es sich tatsächlich um einen solchen handelt, ist eine schwierige, medizinisch sehr komplexe Frage, derer sich Fachleute im Paul-EhrlichInstitut annehmen.“Obgleich das Gesundheitsamt „keine tiefergehende Bewertung“vornimmt, werden die Fälle interessiert registriert und verfolgt.
Für die Betroffenen, die das Virus trotz zweimaliger Impfung in sich tragen, ist es eine unangenehme Situation. Sie fragen sich, wie schwer ihnen Corona zusetzen kann – müssen sie mit leichten oder schweren Verläufen rechnen. Wie der promovierte Epidemiologen Föll erklärt, werden die Verläufe vom Gesundheitsamt nicht näher registriert als bei anderen Erkrankungen. Und auch die geringe, bekannte Zahl der Fälle im Landkreis erschweren eine Aussage dazu. Doch jetzt kommt die gute Nachricht: „Erfahrungsgemäß verlaufen Erkrankungen bei Impfdurchbrüchen milder“, berichtet
Föll. Dass es in einzelnen Fällen trotz zweimaliger Impfung zu einer Infektion kommen kann, ist bekannt und wird auch von Bundespolitikern und Virologen gleichermaßen immer wieder erwähnt.
Der Impfdurchbruch ist also keine plötzlich aufgetretene Überraschung. „Nichts auf dieser Welt ist 100 Prozent. Insgesamt handelt es sich dabei aber um seltene Ereignisse“, sagt Föll und weiter: „Wir haben es mit individuellen Menschen, nicht Maschinen zu tun. Jedes Immunsystem ist etwas anders. Eventuell werden Medikamente eingenommen oder es bestehen Vorerkrankungen, die das Immunsystem schwächen. Theoretisch ist es auch eine Frage der Infektionsdosis. Bei sehr hoher Exposition ist praktisch bei jeder Erkrankung, unabhängig ob man sie durchgemacht hat oder dagegen geimpft wurde, ein Durchbruch – wenngleich extrem selten – denkbar.“
Föll stellt damit klar, dass Impfdurchbrüche eher seltene Ereignisse darstellen, wie auch die wenigen Fälle im Landkreis Ravensburg verdeutlichen. „Die genannten, teilweise auch theoretischen Gründe, bedeuten nicht, dass dies häufig vorkommt. Sie sollen nur darstellen, dass es vielfältige Gründe geben kann“, betont der Gesundheitsamtsleiter. Für alle, die sich ob des möglichen Impfdurchbruchs Sorgen machen, hat Föll eine einfache Botschaft parat: „Alle bei uns zugelassenen Impfstoffe sind wirksam und sicher. Sich aus Angst vor einem nicht auszuschließenden Impfdurchbruch nicht impfen zu lassen ist ein bisschen wie Selbstmord aus Angst vor dem Tod.“Wie Föll weiter ausführt, verzichte kein vernünftiger Mensch auf den Sicherheitsgurt, „weil es auch mit ihm Unfälle gibt“. Das Risiko, schwer zu erkranken und die Erkrankung an andere weiterzugeben, werde durch die Impfung massiv reduziert.