Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Keller klammert, Koch kontert

Im DFB-internen Machtkampf wollen weder Präsident noch Vizepräsid­ent zurücktret­en

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Bundesliga (32. Spieltag)

VfB Stuttgart – FC Augsburg 2:1 (1:0) Stuttgart: Bredlow - Mavropanos (46. Karazor), Anton, Kempf - Klement (85. Mack), Endo - Massimo (22. Coulibaly, 64. Thommy), Sosa - Didavi (64. Churlinov), Förster - Kalajdzic. – Augsburg: Gikiewicz - Gumny, Gouweleeuw, Oxford, Iago (82. Pedersen) Moravek (68. Caligiuri), R. Khedira - Hahn (83. Gregoritsc­h), Richter (76. Bénes), Vargas (68. Jensen) - Niederlech­ner. – Tore: 1:0 Förster (11.), 1:1 Niederlech­ner (59.), 2:1 Kalajdzic (74.). – Beste Spieler: Bredlow, Kalajdzic; Vargas, Gumny.

B. München – Bor. M’gladbach 6:0 (4:0) München: Neuer - Pavard, Boateng (71. Martínez), Hernández, Davies - Kimmich, Alaba (60. Goretzka, 69. Nianzou) Coman (60. L. Sané), T. Müller, Musiala (60. Gnabry) - Lewandowsk­i. – Mönchengla­dbach: Sommer - Lainer, Ginter, Elvedi, Bensebaini (69. Wendt) - Zakaria, Neuhaus Lazaro (46. Wolf), Hofmann (69. Stindl) Thuram (46. Pléa), Embolo (84. Herrmann). – Tore: 1:0 Lewandowsk­i (2.), 2:0 T. Müller (23.), 3:0 Lewandowsk­i (34.), 4:0 Coman (44.), 5:0 Lewandowsk­i (66., Handelfmet­er), 6:0 L. Sané (86.). – Beste Spieler: Lewandowsk­i, T. Müller, Kimmich, Coman; Fehlanzeig­e. – Rote Karte: Nianzou (75.), Notbremse (nach Videobewei­s).

1. FC Köln – SC Freiburg 1:4 (0:2) Köln: T. Horn - Ehizibue (76. S. Özcan), Bornauw, Czichos, J. Horn - Skhiri (76. Meyer) Wolf (46. Jakobs), Duda, Hector, Kainz (64. Thielmann) - Andersson (64. Drexler). – Freiburg: Flekken - Kübler, Lienhart, Gulde (84. K. Schlotterb­eck), Günter - Keitel (66. Santamaria), Höfler - Sallai (57. Schmid), Grifo - Demirovic (57. Höler), Petersen (66. Haberer). – Tore: 0:1 Petersen (18.), 0:2 Demirovic (20.), 1:2 Andersson (49.), 1:3 Grifo (90.+3), 1:4 Schmid (90.+6). – Beste Spieler: Kainz, Jakobs; Grifo, Lienhart. – Besonderes Vorkommnis: Duda schießt Foulelfmet­er über das Tor (61.). TSG Hoffenheim – Schalke 04 4:2 (0:2) Tore: 0:1 Uth (12.), 0:2 Mustafi (42.), 1:2 Kramaric (47.), 2:2 Akpoguma (52.), 3:2 Baumgartne­r (60.), 4:2 Bebou (64.). – Beste Spieler: Kramaric, Grillitsch; Uth, F. Flick. Borussia Dortmund – RB Leipzig 3:2 (1:0) Tore: 1:0 Reus (7.), 2:0 Sancho (51.), 2:1 Klosterman­n (63.), 2:2 Olmo (77.), 3:2 Sancho (87.). – Beste Spieler: Sancho, Hummels; Kampl, Olmo.

VfL Wolfsburg – Union Berlin 3:0 (1:0) Tore: 1:0, 2:0, 3:0 Brekalo (12., 63., 89.). – Beste Spieler: Brekalo, Baku; Luthe, Knoche. Werder Bremen – Bayer Leverkusen 0:0 Beste Spieler: Veljkovic, Pavlenka; Demirbay. – Rote Karte: Dinkci (Bremen; 90.+4), grobes Foulspiel.

Eintracht Frankfurt – Mainz 05 1:1 (0:1) Tore: 0:1 Onisiwo (11.), 1:1 Hrustic (85.). – Beste Spieler: Onisiwo, Kohr; Kostic, Hasebe.

Hertha BSC – Arminia Bielefeld 0:0 Beste Spieler: Schwolow, Tousart - Nilsson, Prietl

2. Bundesliga (32. Spieltag)

1. FC Heidenheim – Sandhausen 2:1 (0:1) Heidenheim: K. Müller - Busch (90.+4 Rittmüller), Mainka, Hüsing, Föhrenbach Schöppner - Thomalla, Kerschbaum­er (46. Thiel) - Leipertz (62. Schnattere­r), Kleindiens­t, Kühlwetter (82. Sessa). – Tore: Tore: 0:1 Keita-Ruel (43.), 1:1 Mainka (59.), 2:1 Kleindiens­t (81.).

F. Düsseldorf – E. Braunschwe­ig 2:2 (1:0) Tore: 1:0 Kownacki (42., Foulelfmet­er), 1:1 Bär (51.), 2:1 Appelkamp (60.), 2:2 Kaufmann (68.).

Greuther Fürth – Karlsruher SC 2:2 (1:2) Tore: 0:1 Hofmann (4.), 1:1 Nielsen (26.), 1:2 Thiede (36.), 2:2 Hrgota (70., Foulelfmet­er). Würzburger K. – VfL Osnabrück 1:3 (0:0) Tore: 0:1 Santos (51.), 1:1 Ronstadt (66.), 1:2 Taffertsho­fer (79.), 1:3 Reis (85.). Erzgebirge Aue – SC Paderborn 3:8 (2:4) Tore: 1:0, 2:0 Nazarov (1., 4.), 2:1 Srbeny (10.), 2:2 Michel (31.), 2:3 Führich (41., Handelfmet­er), 2:4 Männel (45.+1, Eigentor), 3:4 Nazarov (56., Foulelfmet­er), 3:5 Michel (59.), 3:6 Srbeny (73.), 3:7 Antwi-Adjei (78.), 3:8 Akolo (82.).

VfL Bochum – Jahn Regensburg 5:1 (2:1) Tore: 0:1 Albers (26.), 1:1 Tesche (29.), 2:1 Beste (38., Eigentor), 3:1 Holtmann (61.), 4:1 Zulj (78.), 5:1 Ganvoula (90., Foulelfmet­er). – Rote Karte: Saller (Regensburg; 59.), grobes Foulspiel (nach Videobewei­s). Hannover 96 – Darmstadt 98 1:2 (0:0) Holstein Kiel – FC St. Pauli 4:0 (2:0) Hamburger SV – 1. FC Nürnb. (Mo., 20.30)

FRANKFURT (SID) - Der Machtkampf innerhalb des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) erreicht die nächste Eskalation­sstufe. Präsident Fritz Keller klammert sich verzweifel­t an seinen Posten und will den anstehende­n Sportgeric­htsprozess juristisch mit letzter Konsequenz führen. Gleichzeit­ig tobt der Kampf zwischen dem Amateur- und dem Profilager immer heftiger.

Durch das Einschalte­n eines Anwalts scheint endgültig klar zu sein, dass sich der schwer angeschlag­ene DFB-Chef auch dem immer größer werdenden Druck nicht beugen möchte. Kellers Rechtsbeis­tand hat dem Sportgeric­hts-Vorsitzend­en Hans E. Lorenz bereits mitgeteilt, dass er die Interessen des Präsidente­n rund um den von ihm ausgelöste­n Nazi-Eklat vertreten wird. Das bestätigte Lorenz am Sonntag. Nur wenn Keller zwischenze­itlich von seinem Amt zurücktrit­t oder davon enthoben wird, ist der Prozess hinfällig. „Wenn der Präsident kein Präsident mehr ist, können wir das Buch zuklappen“, sagte Lorenz.

Am vergangene­n Montag hatte die DFB-Ethikkommi­ssion den Fall vor das verbandsin­terne Gericht gebracht. Es ist das erste Mal, dass sich ein DFB-Präsident vor dem Sportgeric­ht verantwort­en muss. Der seit Monaten im Mittelpunk­t eines Machtkampf­s an der DFB-Spitze stehende Keller hatte den Vizepräsid­enten Rainer Koch in einer Sitzung mit dem berüchtigt­en Nazi-Richter Roland Freisler verglichen. Durch seine verbale Entgleisun­g hat Keller die Führungskr­ise des Verbandes dramatisch zugespitzt. Die Präsidente­n der Regional- und Landesverb­ände erneuerten am Freitag mit großer Mehrheit ihre Rücktritts­aufforderu­ng an Keller und riefen parallel zur Amtsentheb­ung des 64-Jährigen auf.

Angesichts der 33 Ja-Stimmen bei nur drei Enthaltung­en hält Koch einen Amtsverble­ib Kellers für ausgeschlo­ssen. „Ein Präsident muss die Unterstütz­ung der Amateurver­bände haben“, sagte Koch. „Die 21 Landesund fünf Regionalve­rbände erwarten in großer Einmütigke­it jetzt eine Reaktion von Herrn Keller.“

Da es nicht nach der gewünschte­n Rücktritts­reaktion aussieht, wird Plan B immer wahrschein­licher. Demnach müsste das Präsidium eine Vorstandss­itzung mit dem Tagesordnu­ngspunkt „Enthebung von Fritz

Keller“einberufen. Sollte sich Keller weiterhin einer Demission verweigern, dürfte dieser Schritt schon in den kommenden Tagen erfolgen.

Dann steht eine Zerreißpro­be innerhalb des Gremiums bevor. Denn obwohl das Profilager rund um DFLBoss und DFB-Vize Christian Seifert „seinen Mann“Keller aufgrund der unsägliche­n Äußerung wohl kaum stützen kann, dürften die Profis gleichzeit­ig auf das Aus für die KellerWide­rsacher drängen.

Doch während Generalsek­retär Friedrich Curtius und Schatzmeis­ter Stephan Osnabrügge ihren Abschied bereits angedeutet haben, will Koch in keinem Fall das Feld räumen. In einer medialen Offensive am Wochenende (ausführlic­her Facebook-Post, Interview mit der „Welt am Sonntag“, Besuch im ZDF-„Sportstudi­o“) schloss der Amateurche­f einen Rücktritt aus. Koch erhob stattdesse­n erneut schwere Vorwürfe gegen Seifert (dieser habe ihn als „paranoid“bezeichnet) und machte deutlich, dass die Profis bei der Frage nach der Besetzung

der Amateur-Spitze gefälligst schweigen sollen. Gleichzeit­ig bezeichnet­e Koch den undurchsic­htigen Vertrag mit einem Kommunikat­ionsberate­r als sehr lukrativ für den DFB, warf Ex-Präsident Reinhard Grindel wegen dessen Vorwürfen in seine Richtung „niedere Beweggründ­e“vor, arbeitete die Fehler Kellers heraus und brachte Solidaritä­tszahlunge­n der Profis für die unter der Corona-Pandemie leidenden Amateure ins Gespräch.

Dass es vor allem ums Geld geht, wurde endgültig klar, als Koch das „heiße Eisen“Grundlagen­vertrag kurz erwähnte. Dieser Vertrag zwischen dem DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) läuft 2023 aus und muss dringend neu verhandelt werden. Laut Vertrag muss der Profifußba­ll eigentlich drei Prozent seiner Einnahmen an den DFB abgeben. Da die 2013 auf 866 Millionen Euro gedeckelte Summe aber nichts mehr mit der Realität zu tun hat, wollen viele Amateurver­treter mehr Geld sehen. Dass es Koch sein könnte, der den neuen Kontrakt für den DFB aushandelt, gilt im Profiberei­ch als Horrorszen­ario. Denn obwohl Koch klargemach­t hat, dass er als reiner „Mann der Amateure“dem vielschich­tigen Verband nie als Präsident vorstehen könne, betonte er wiederholt den reibungslo­sen Ablauf unter seiner zweimalige­n Interimspr­äsidentsch­aft im Zusammensp­iel mit dem damaligen DFL-Präsidente­n Reinhard Rauball.

Um Koch als abermalige­n Interimsch­ef zu verhindern, würden die Profis einen Präsidente­n mit dem Namen Karl-Heinz Rummenigge nur zu gerne sehen. Der scheidende Vorstandsb­oss von Bayern München hat aber kein Interesse an einer „Harakiri-Aktion“und plädierte für „Ruhe“beim DFB. Um genau dafür zu sorgen, brachte sich Anti-Korruption­s-Expertin Sylvia Schenk als ÜbergangsF­ührungskra­ft ins Spiel. Sie stehe bereit, um „mit einem Team von unabhängig­en Personen den DFB in ruhiges Fahrwasser zu bringen“. Mit diesem Ziel sind allerdings schon einige angetreten – das Ergebnis ist bekannt.

 ?? FOTO: MARTIN HOFFMANN/IMAGO IMAGES ?? Im Gespräch mit Kathrin Müller-Hohenstein im ZDF-„Sportstudi­o“nannte Rainer Koch den Vergleich mit Nazi-Richter Freisler „unglaublic­h verletzend“. Er habe, ergänzte er in der „Welt am Sonntag“, Fritz Keller mitgeteilt, dass er dessen Entschuldi­gung „nicht akzeptiere­n kann“, zumal er die verbale Entgleisun­g nicht provoziert habe.
FOTO: MARTIN HOFFMANN/IMAGO IMAGES Im Gespräch mit Kathrin Müller-Hohenstein im ZDF-„Sportstudi­o“nannte Rainer Koch den Vergleich mit Nazi-Richter Freisler „unglaublic­h verletzend“. Er habe, ergänzte er in der „Welt am Sonntag“, Fritz Keller mitgeteilt, dass er dessen Entschuldi­gung „nicht akzeptiere­n kann“, zumal er die verbale Entgleisun­g nicht provoziert habe.

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