Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Erfreuliches Tableau
So mancher Traum ist am Montag geplatzt: Naturgemäß halten sich deutlich mehr Politiker für ministertauglich, als es Plätze im Kabinett zu vergeben gibt. Nun ist klar, wen der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sein CDU-Stellvertreter Thomas Strobl in die Regierungsmannschaft berufen. Das Tableau ist erfreulich bunter als erwartet.
Lange hatte es nach einem weitreichenden Weiter-so ausgesehen – wenn auch in veränderten Rollen. Deutlichstes Beispiel hierfür: Es galt bereits als sicher, dass der 65-jährige Wolfgang Reinhart von der Spitze der CDU-Landtagsfraktion auf den Chefsessel im Justizministerium wechseln würde. Der Platz ist nun aber anderweitig belegt, nämlich von der Juristin Marion Gentges. Vor allem die CDU glänzt mit mutiger Besetzung ihrer Spitzenposten. Drei der fünf Ministerien verantworten künftig Frauen.
Doch auch Kretschmann hat für einen Knalleffekt gesorgt, als er sich für den 37-jährigen Bundestagsabgeordneten Danyal Bayaz als neuen Finanzminister entschieden hat. Jünger, weiblicher, vielfältiger – die Regierungsmannschaft atmet einen Hauch jener Erneuerung, die sich die grün-schwarzen Regierungspartner zum Motto für ihren Koalitionsvertrag gewählt haben.
Wenn diese Woche die Rituale des Neuanfangs im Landtag und in den Ministerien zelebriert sind, muss sich der Fokus schleunigst wieder weg vom Personal und hin zu eben jenem Koalitionsvertrag verschieben. Denn was die Minister, ihre Staatssekretäre und die üppig ausgestatteten Apparate darunter tun sollen, steht auf den 162 Seiten geschrieben. Es ist ein ambitioniertes Programm bei knappen Kassen und anhaltender Pandemie.
Was es generell und erst recht in diesen Zeiten nicht geben darf, ist eine gegenseitige Blockade, wie sie sich Grüne und CDU in den vergangenen fünf Jahren zu häufig geleistet haben. Das Versprechen des neuen Gemeinsinns in der Regierung darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Das Land hat es verdient, gut und gern auch geräuschlos regiert zu werden.