Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der Spar-Haushalt der Stadt Ravensburg ist genehmigt

Regierungs­präsidium benennt aber auch Mängel und sieht – anders als der OB – keinen Grund für Euphorie

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RAVENSBURG (len) - Der Doppelhaus­halt der Stadt Ravensburg für die Jahre 2021 und 2022 ist vom Regierungs­präsidium (RP) Tübingen genehmigt worden. Der Gemeindera­t hatte für die zweijährig­e Finanzplan­ung an mehreren Stellen Geld sparen müssen. Oberbürger­meister Daniel Rapp berichtete am Montag im Gemeindera­t vor allem von Lob des Regierungs­präsidiums für diese Einsparbem­ühungen. Doch das Schreiben der Aufsichtsb­ehörde an die Stadt enthält mehr kritische als lobende Töne: Wenn es nach dem RP geht, sollte die Stadt jeden Euro auch künftig zweimal umdrehen, bevor sie ihn ausgibt.

Dass die Haushaltss­atzung genehmigt worden ist, verkündete Oberbürger­meister Rapp am Montag in der Gemeindera­tssitzung. „Die Bemühungen des Gemeindera­tes für nachhaltig solide Finanzen wurde ausdrückli­ch lobend erwähnt“, sagte Rapp über die zurücklieg­ende Haushaltsk­onsolidier­ung, also die Suche nach Einsparmög­lichkeiten. Am umstritten­sten waren die Aufgabe des Heimatmuse­ums in Weißenau und die Schließung des Weststadtb­üros. Die Anstrengun­g habe sich aber gelohnt. Er könne sogar erstmals seit seiner Zeit in Ravensburg sagen, dass die Stadt „nachhaltig solide Finanzen“habe, so Rapp.

Doch das Schreiben des Regierungs­präsidiums, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt und das die Stadtverwa­ltung nach Angaben des Pressespre­chers Timo Hartmann am Dienstag auf ihrer Internetse­ite veröffentl­ichen will, klingt an vielen Stellen weniger euphorisch.

Zwar bestätigt das RP, dass der Haushalt den gesetzlich­en Anforderun­gen entspricht, es warnt aber auch: „Das Vorliegen der Gesetzmäßi­gkeit darf allerdings nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die Haushaltsw­irtschaft der Stadt Ravensburg nach der vorgelegte­n Haushalts- und Finanzplan­ung nicht nachhaltig abgesicher­t ist.“

Gerade, weil noch gar nicht absehbar sei, wie sich die Wirtschaft im weiteren Verlauf der CoronaPand­emie entwickle. Die Stadt nimmt Geld unter anderem durch Steuern ein, der Löwenantei­l dabei kommt aus Gewerbe- und Einkommens­teuer und hängt somit direkt von der wirtschaft­lichen Entwicklun­g ab. Diese Entwicklun­g müsse genau beobachtet und die Ausgaben der Stadt müssten daran angepasst werden, rät das RP.

Die Kommunen in Baden-Württember­g sind gezwungen, ihre Haushalte auf eine neue Systematik umzustelle­n, die sich an der Doppelten Buchführun­g von Wirtschaft­sunternehm­en orientiert und in Anlehnung daran Doppik genannt wird. Die Stadt Ravensburg arbeitet seit 2019 nach diesem System. Neu dabei ist, dass die Kommune auch den jährlichen Wertverlus­t des städtische­n Eigentums, die sogenannte­n Abschreibu­ngen, erwirtscha­ften muss.

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