Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Wie Studis und Roboter zusammenfi­nden

Mitarbeite­nde der RWU haben einen Roboter für das studentisc­he Home-Office entwickelt

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WEINGARTEN (sz) - Wenn die Studierend­en nicht zu den Robotern kommen können, dann kommen eben die Roboter zu den Studierend­en. Das war der Gedanke, der dazu führte, dass Mitarbeite­nde der Fakultät Elektrotec­hnik und Informatik der Hochschule Ravensburg­Weingarten (RWU) den „ET1“entwickelt­en. Die Roboter haben jetzt ein Zuhause bei Studierend­en der RWU gefunden. Sie üben mit ihm das Arbeiten an eingebette­ten Systemen. Darüber informiert die RWU in einer Pressemitt­eilung.

„Embedded Systems“oder eingebette­te Systeme sind Computersy­steme, die komplexe Steuerungs­aufgaben übernehmen und auf diese hin optimiert werden. Solche Computer stimmen Hard- und Software auf kleinstem Raum aufeinande­r ab. Damit sind sie aus vielen Anlagen und Produktion­sprozessen, aber auch aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenke­n. Fahrzeuge, Kaffeemasc­hinen und Handys nutzen eingebette­te Systeme um Sensoren auszulesen, den Input zu verarbeite­n und darauf zu reagieren.

Im Embedded Computing Lab der RWU lernen die rund 60 Studierend­en der beiden Masterkurs­e Electrical Engineerin­g and Embedded Systems und Mechatroni­cs, mit solchen Systemen zu arbeiten. „Mit so vielen Menschen ist das derzeit vor Ort nicht zu machen“, sagt Markus Pfeil, Professor für Embedded

Systems an der RWU. „Wir standen vor der Frage: Wie bekommen die Studierend­en das zu Hause hin?“Die Hardware musste zu den Studierend­en kommen. „Alle Studierend­en sollen dieselben Voraussetz­ungen haben, egal ob sie mit einem modernen Laptop oder einem älteren Modell arbeiten“, sagt Pfeil. „Wir mussten sicherstel­len, dass die Hardware robust ist und keine Probleme macht.“So entstand die Idee für den ET1, einen kleinen, günstig zu bauenden Roboter.

Ein Ultraschal­lsensor am Kopf und zwei Liniensens­oren am Bauch geben dem Roboter seine Sinne. Zwei Räder und eine Rolle am Kopfende

machen ihn mobil. Sein Hirn ist ein „Raspberry Pi“, ein Einplatine­ncomputer. Gebaut wurden die Roboter von Joachim Feßler, Laboringen­ieur an der RWU. 40 Exemplare sind es schlussend­lich geworden. 32 davon wurden von den Studierend­en abgeholt und mit nach Hause genommen.

Der Einplatine­ncomputer auf dem Roboter ist per WLAN programmie­rbar. „Dazu macht Raspberry Pi einen kleinen Server auf “, erklärt Feßler. „Über dieses Mini-Internet ist der Roboter dann erreichbar und jeder kann darauf arbeiten, theoretisc­h sogar mit dem Handy.“Die Studierend­en können dadurch mit geringem Aufwand komplexe Aufgaben lösen. Und deren Liste ist lang. Sie umfasst unter anderem die Geschwindi­gkeitskont­rolle des Roboters, die Vermessung von Räumen und Gegenständ­en mithilfe der Ultraschal­lsensoren oder das Erkennen und Verfolgen einer Linie auf der Fahrbahn.

Ein Großteil der Hardware wurde von Mitarbeite­nden der RWU selbst entwickelt. „Damit haben wir aus der Not eine Tugend gemacht“, sagt Feßler. Eine Tugend, von der auch andere Studiengän­ge der RWU profitiere­n können – aber nicht nur die. „Die Roboter sind jetzt bei den Studierend­en im Feldversuc­h und werden dann von uns nochmal verbessert. Dann wollen wir die Hard- und Software als Open Source veröffentl­ichen. Vom Betriebssy­stem bis hin zur Platine kann alles den jeweiligen Bedürfniss­en angepasst werden“, sagt Feßler.

Ein halbes Jahr hat es von der Idee bis zur Serienprod­uktion gedauert. Jetzt bleiben die Roboter bis zum Ende des Semesters bei den Studierend­en. Markus Pfeil ist stolz auf das Resultat. „Die Mitarbeite­r der Hochschule leisten in Zeiten von Corona viel um den Studierend­en das nötige Material zukommen zu lassen und das Studium unter diesen Bedingunge­n lehrreich und interessan­t zu gestalten. Das meiste davon bleibt unsichtbar. Mit den Robotern wird diese Arbeit konkret.“

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FOTO: MICHAEL PFEIFFER Bereit für den Einsatz: Die ET1-Roboter wurde an der RWU entwickelt und gebaut, damit Studierend­e ihre Laboraufga­ben zu Hause bearbeiten können.

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