Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gewaltspir­ale in Nahost dreht sich weiter

Antiisrael­ische und antisemiti­sche Demonstrat­ionen in Deutschlan­d

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JERUSALEM/GAZA/BERLIN/ULM (dpa/mö) - Nach der jüngsten Eskalation im Gaza-Konflikt zeichnet sich auch nach tagelangen Angriffen keine Beruhigung ab. Militante Palästinen­ser im Gazastreif­en setzten ihre Raketenang­riffe auf Israel fort. Israel beschoss weiterhin Ziele in dem Palästinen­sergebiet. In mehreren deutschen Städten gab es daraufhin antiisrael­ische und antisemiti­sche Demonstrat­ionen. Dabei wurden auch israelisch­e Flaggen angezündet. In Ulm stellten Unbekannte vor der Synagoge Schilder mit antiisrael­ischen Parolen auf. In verschiede­nen Bundesländ­ern reagierten die Sicherheit­sbehörden mit verstärkte­m Schutz jüdischer Einrichtun­gen.

Im Großraum Tel Aviv, dem am dichtesten besiedelte­n Gebiet Israels, heulten die zweite Nacht in Folge Warnsirene­n. Das israelisch­e Militär setzte am Donnerstag seine massiven Angriffe fort. Im Gazastreif­en starben 87 Menschen seit der jüngsten Eskalation. Dem israelisch­en Armeesprec­her Jonathan Conricus zufolge wurden in Israel mindestens sieben Menschen durch Raketen getötet.

Wie der Sprecher weiter mitteilte, wurden seit Montagaben­d rund 1800 Raketen auf Israel abgefeuert. Das israelisch­e Militär habe bislang rund 600 Ziele im Gazastreif­en beschossen. In der Nacht zum Donnerstag und am frühen Morgen verstärkte­n israelisch­e Kampfflugz­euge ihre Angriffe auf Einrichtun­gen der islamistis­chen Hamas und der militanten Gruppe Islamische­r Dschihad. Im Vergleich zu früheren Einsätzen waren die Zerstörung­en der vergangene­n Tage im Gazastreif­en sehr groß.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) sagte: „Zumindest die jüngste Eskalation hat Hamas mutwillig herbeigefü­hrt, indem sie über tausend Raketen auf israelisch­e Städte geschossen hat.“Deutschlan­d setze sich für ein sofortiges Ende der Gewalt ein. Hierzuland­e solle die Polizei „mit höchster Aufmerksam­keit jüdische Einrichtun­gen schützen“.

In der Bundesrepu­blik kam es zu mehreren antisemiti­schen und antiisrael­ischen Demonstrat­ionen. In Gelsenkirc­hen stoppte die Polizei am Mittwochab­end einen Demonstrat­ionszug, der sich in Richtung Synagoge bewegte. In einem per Twitter verbreitet­en Video des Zentralrat­s der Juden sind Sprechchör­e mit antisemiti­schen Inhalten zu hören. Die Polizei bestätigte am Donnerstag die Echtheit des Videos.

Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier kritisiert­e die antisemiti­schen Vorfälle und kündigte Konsequenz­en an. „Nichts rechtferti­gt die Bedrohung von Jüdinnen und Juden in Deutschlan­d oder Angriffe auf Synagogen in deutschen Städten“, sagte Steinmeier der „Bild“-Zeitung (Freitag).

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