Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Straßenkam­pf der Essenslief­eranten

Berliner Dax-Konzern Delivery Hero kehrt nach zwei Jahren auf den deutschen Markt zurück – Konkurrent Lieferando wartet schon

- Von Khang Nguyen und Andrej Sokolow

BERLIN (dpa) - Der Wettbewerb im Geschäft mit der Lieferung von Essen und Lebensmitt­eln in Deutschlan­d wird deutlich schärfer. Der Dax-Konzern Delivery Hero kündigte rund zwei Jahre nach dem Verkauf seines deutschen Geschäfts die Rückkehr in den Heimatmark­t an. Lieferando, klarer Marktführe­r bei Essenslief­erungen, weitet sein Geschäft auf die Zustellung von Lebensmitt­eln aus. Damit bahnt sich in Deutschlan­d eine Rivalität sogenannte­r „Super-Apps“an, die fertiges Essen und Supermarkt­ware aus einer Hand liefern. Die Corona-Pandemie gab Lieferdien­sten einen kräftigen Schub.

Delivery Hero hatte sein deutsches Geschäft mit Lieferheld, Foodora und Pizza.de vor gut zwei Jahren an den niederländ­ischen Konkurrent­en Takeaway.com verkauft. Diese Marken wurden dann eingestell­t. Aktuell dominiert der 2020 gebildete Branchenri­ese Just Eat Takeaway mit Lieferando den deutschen Markt für

Essenszust­ellungen. Delivery Hero setzt für die Rückkehr nach Deutschlan­d auf seine Marke Foodpanda.

Mit Foodpanda ist Delivery Hero bislang vor allem im asiatische­n Raum stark vertreten. Zu Singapur, Malaysia und Thailand kam im Herbst noch Japan hinzu. Nach dem Start in Berlin will Foodpanda dann auch in weiteren deutschen Städten Dienste anbieten.

Bei der Zustellung von Supermarkt­artikeln treten Delivery Hero und Lieferando gegen junge Dienste wie Gorillas und Flink an, die mit ihren Fahrradkur­ieren in mehreren deutschen Städten Lieferunge­n binnen zehn Minuten verspreche­n.

Diesen Wert will Delivery Hero noch unterbiete­n: Essen und Produkte sollen in sieben Minuten beim Kunden sein. Damit das klappt, richtet die Firma kleinere Lagerhäuse­r in den Innenstädt­en ein, sogenannte „Dmarts“. Weltweit zählte der Konzern in den ersten drei Monaten des Jahres 600 solcher Standorte. Außerdem setzt der Konzern auf den Start von sogenannte­n Cloud Kitchens – also Restaurant-Küchen, die ausschließ­lich Gerichte für Lieferunge­n zubereiten. Bereits im Juni solle eine Testphase in Berlin anlaufen, kündigte Delivery Hero an.

Neben dem Platzhirsc­h Lieferando muss sich Foodpanda im Restaurant­segment hierzuland­e auf Konkurrenz vom finnischen Start-up Wolt einstellen, das mittlerwei­le in Berlin, Frankfurt und München aktiv ist. Lieferando teilte mit, die Lebensmitt­el-Bestellung­en sollen binnen 20 bis 30 Minuten geliefert werden. Zum Zeitplan für die Ausweitung des Geschäfts in Deutschlan­d gab es zunächst keine Angaben. Lieferando verwies lediglich darauf, dass man mit 10 000 Kurieren in rund 50 deutschen Städten gut positionie­rt sei, um als „Super-App“erfolgreic­h zu sein. Noch in diesem Jahr wolle man die eigene Logistik in Deutschlan­d auf 80 Städte ausweiten.

Der Chef von Just Eat Takeaway, Jitse Groen, zeigte sich nach der Ankündigun­g von Delivery Hero zur Rückkehr in den deutschen Markt kampfeslus­tig. „Wir haben sie in Holland,

Großbritan­nien, Polen, Irland und Deutschlan­d besiegt – und machen das mit Freude noch mal“, schrieb er bei Twitter. Beim vergangene­n Versuch habe Delivery Hero acht Jahre, die Übernahme der damaligen Nummer 1 sowie Investitio­nen von 500 Millionen Euro gebraucht, um ein Viertel der heutigen Größe von Lieferando zu erreichen, spottete er.

Der Chef von Delivery Hero, Niklas Östberg, wollte das nicht so stehen lassen. Er konterte via Tweet, dass man beim Verkauf des Deutschlan­dgeschäfts an Groens Firma Marktführe­r gewesen sei. Zudem sei auch Lieferando ein Zukauf gewesen.

Am Mittwoch gab zudem auch Uber den Start seines Essenslief­erdienstes Eats in Deutschlan­d bekannt. Zum Auftakt ist das Liefergebi­et auf das Zentrum von Berlin beschränkt, mehr als 200 Restaurant­s machen mit. Am Ausbau werde gearbeitet, teilte Uber mit. In der CoronaPand­emie wurden Essenslief­erungen für das Unternehme­n zu einem deutlich wichtigere­n Geschäftsb­ereich, während es bei Fahrdienst­en Einbrüche gab. Zum Start in Berlin sind rund 500 Kuriere meist mit Fahrrädern und E-Bikes im Einsatz. Sie sind bei lokalen Lieferfirm­en angestellt, mit denen Uber zusammenar­beitet.

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Lieferando-Fahrerin in Hamburg: Die Corona-Pandemie gab Lieferdien­sten einen Schub.
FOTO: IMAGO IMAGES Lieferando-Fahrerin in Hamburg: Die Corona-Pandemie gab Lieferdien­sten einen Schub.

Newspapers in German

Newspapers from Germany