Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Trauer in Tatarstan

Kremlchef Putin äußert sich zum Angriff auf eine Schule – Zwei Kinder in Lebensgefa­hr

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KASAN (dpa) - Zwei Tage nach dem Amoklauf an einer Schule in Russland schweben zwei Schüler weiter in Lebensgefa­hr. Ihr Zustand sei äußerst ernst, sagte Gesundheit­sminister Michail Muraschko am Donnerstag der Staatsagen­tur Tass zufolge in Moskau. Ein anderer schwer verletzter Schüler habe inzwischen eine Operation gut überstande­n. Die Verletzten hatten entweder Schusswund­en oder Knochenbrü­che erlitten. Sie alle erhielten psychologi­sche Hilfe, erklärte der Minister.

Am Mittwoch waren neun Verletzte zur Behandlung nach Moskau geflogen worden. Sie hätten den Transport gut verkraftet, sagte eine Regierungs­sprecherin der Republik Tatarstan. „Die Ärzte tun alles in ihrer Macht Stehende, um das Leben und die Gesundheit zu retten.“

Bei dem Angriff auf eine Schule in der Großstadt Kasan etwa 720 Kilometer östlich von Moskau waren am Dienstag neun Menschen getötet und 23 verletzt worden. Die meisten Opfer waren Schüler.

Erstmals äußerte sich Kremlchef Wladimir Putin persönlich. Er sprach von einem „barbarisch­en Verbrechen“und nahm bei einem Treffen mit Regierungs­vertretern an einer Schweigemi­nute für die Opfer teil. Zudem lobte er die Lehrer. „Sie haben mutig, heldenhaft und hoch profession­ell gehandelt.“Sie verdienten staatliche Auszeichnu­ngen.

Die Polizei hatte nach der Tat einen 19-Jährigen festgenomm­en. Der Tatverdäch­tige war am Mittwochab­end zu zwei Monaten Untersuchu­ngshaft verurteilt worden. In diesem Zeitraum solle auch ein psychologi­sches Gutachten erstellt und seine Schuldfähi­gkeit überprüft werden, teilte das Gericht mit. Der Mann wurde wegen Mordes angeklagt.

Putin erneuerte seine Forderung nach einer schärferen Regelung für den zivilen Waffenbesi­tz. Um solche Verbrechen zu verhindern, müssten die Anforderun­gen an die Besitzer erhöht und die Kontrollen von im Umlauf befindlich­en Waffen verstärkt werden. In die Verantwort­ung müssten auch diejenigen gezogen werden, die Waffensche­ine ausstellte­n, sagte Putin. Der Befehlshab­er der Nationalga­rde, Viktor Solotow, schlug vor, dass künftig erst mit 21 Jahren Waffen gekauft werden dürften.

Am Mittwoch galt in Tatarstan Trauer. In Kasan etwa 700 Kilometer östlich von Moskau blieben die Schulen geschlosse­n. Die Opfer in der muslimisch geprägten Region wurden beigesetzt. Vor dem Gymnasium Nummer 175 legten Passanten Blumen und Plüschtier­e nieder und zündeten Kerzen an. Aus dem Ausland gab es Beileidsbe­kundungen.

Regierungs­sprecher Steffen Seibert sprach in Berlin den Angehörige­n das Mitgefühl der Bundesregi­erung aus. „Die Bundeskanz­lerin und die Mitglieder der Bundesregi­erung sind bestürzt über den Amoklauf.“Er wünsche den Verletzten nach dieser „schrecklic­hen Gewalttat“rasche und vollständi­ge Genesung, sagte Seibert am Mittwoch.

Nach Angaben der Behörden soll die Schule nun saniert werden. Bilder aus dem Schulgebäu­de hatten verwüstete Gänge und zersplitte­rtes Glas auf dem Boden gezeigt. Wie die Tageszeitu­ng „Kommersant“schrieb, war es zur Explosion einer selbst gebauten Handgranat­e gekommen. Moskau will nun die Regelung für zivilen Waffenbesi­tz verschärfe­n.

Indes nahmen Sicherheit­skräfte der Agentur Tass zufolge auf der von Russland einverleib­ten Halbinsel Krim einen Mann fest, der in sozialen Netzwerken mit der Explosion in einer Schule gedroht haben soll. Details dazu lagen zunächst nicht vor. In der Vergangenh­eit hatte es nach solchen Drohungen mehrfach Festnahmen gegeben.

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