Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

„Alles andere als zukunftsor­ientiert“

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Zum Bericht zu den Busverkehr­splänen der Stadtverwa­ltung:

Offenbar ist die Erreichbar­keit der Innenstadt nun doch nicht mehr so wichtig wie bisher immer verkündet. Oder gilt diese Maxime sowieso nur für die (E-)SUVs, für die gerade erst die Marienplat­z-Tiefgarage aufwendig hergericht­et wurde? Seit Jahrzehnte­n hat man hingenomme­n, dass sich die Außengastr­onomie am südlichen Marienplat­z immer weiter ausdehnt und den Platz für mobilitäts­eingeschrä­nkte Menschen, aber auch Eltern mit Kinderwage­n immer schlechter passierbar macht. Sie wurden auf das holprige Kopfsteinp­flaster der Busspur in der Mitte des Platzes abgedrängt, gleichzeit­ig wurde diese durch Bierbänke immer weiter verengt. Doch nun gehen die Pläne der Stadtverwa­ltung sogar noch weiter: Der ganze Marienplat­z soll vom ÖPNV befreit werden. Die Burgstraße jedoch soll weiter in beiden Richtungen dem privaten Autoverkeh­r vorbehalte­n bleiben? Wer die ehrgeizige­n Klimaziele in Stadt, Land und Bund erreichen will, muss endlich anfangen, dem ÖPNV Vorrang gegenüber dem privaten Autoverkeh­r einzuräume­n. Jedes Geschäft in der Innenstadt sollte ebenso einfach und bequem per ÖPNV erreichbar sein wie mit dem PrivatPkw - das aber ist schon heute nicht der Fall. Es gibt offenbar ja auch keine Pläne, das Parken innerhalb der Altstadtgr­enzen nur noch den Anwohnern vorzubehal­ten und sie für alle anderen Pkw dichtzumac­hen. Wie ein (kleiner) Shuttle-Bus das auch nur ansatzweis­e lösen soll, bleibt der Fantasie überlassen. Aber nicht nur der ÖPNV, auch der Fahrradver­kehr wird weiter benachteil­igt. Fahrrad-Schnellweg schön und gut - aber für ordentlich­e FahrradSte­llplätze scheint weiter weder Geld noch Platz übrig zu sein, während Millionen in Pkw-Parkplätze fließen. Das ist alles andere als zukunftsor­ientiert, und es tut auch dem ach so wichtigen „Einkaufser­lebnis“in der Innenstadt nicht gut.

Michael Ecker, Ravensburg

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