Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Biosphärengebiet: So sind die aktuellen Pläne
Landrat will mit Umweltministerin sprechen – Welche Rolle der Altdorfer Wald spielt
KREIS RAVENSBURG - Im Landkreis Ravensburg soll ein Biosphärengebiet entstehen. Das steht im Koalitionsvertrag der grün-schwarzen Landesregierung. Landrat Harald Sievers will nun mit dem Umweltministerium in Stuttgart klären, wie das Projekt aussehen soll. Als Alternative zu einem Biosphärengebiet steht auch ein Naturpark zur Diskussion. Ob der Altdorfer Wald Teil des geplanten Schutzgebiets sein wird, ist noch nicht klar.
Sie ist eben erst im Amt und wird schon bald Besuch aus Ravensburg bekommen: Thekla Walker (Grüne), die neue Landes-Umweltministerin. Mit ihr will der Ravensburger Landrat Harald Sievers abklären, ob, wann und wie im Landkreis ein neues, großes Schutzgebiet entsteht. Der Kreistag unterstützt das Projekt, wie ein einstimmiger Beschluss in der Sitzung am Dienstag zeigte.
Dass es im Kreis zusätzliche Zonen geben soll, in denen Natur und Landschaftsbild unter Schutz gestellt werden, ist schon länger ein politisches Thema. Bereits 2010 gab es in der Region den Vorstoß, ein Biosphärengebiet einzurichten. Dies scheiterte jedoch am Widerstand von Kommunen und Landwirten. Im vergangenen Jahr brachte die GrünenFraktion im Kreistag das Thema erneut ins Gespräch. Landrat Harald Sievers regte die Einrichtung eines Naturparks an. Derzeit wird außerdem geprüft, ob der Waldburger Rücken als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen werden kann.
Hinter den aktuellen Überlegungen steht die Debatte um den Altdorfer Wald. Seit bekannt wurde, dass dort in der Nähe von Vogt eine neue Kiesgrube geplant ist, wird von Bürgern und Politikern emotional diskutiert, ob man das mit 82 Quadratkilometern größte zusammenhängende Waldgebiet der Region schützen muss.
Der jetzige Vorstoß der neuen Landesregierung hat jedoch nicht den Altdorfer Wald im Fokus. Im Koalitionsvertrag ist die Rede von einem Biosphärengebiet „Oberschwäbisches Moor- und Hügelland“. Welchen
Bereich ein solches Gebiet umfassen würde, ist noch völlig offen. Das Projekt steht noch ganz am Anfang. Sollte es umgesetzt werden, würde das sicher länger dauern.
Doch was genau ist ein Biosphärengebiet? Laut Definition sind damit „großräumige Kulturlandschaften mit charakteristischer und reicher Naturausstattung“gemeint, die man erhalten, fördern und entwickeln möchte. Biosphärengebiete sollen Modellregionen sein, in denen sich sowohl die Bereiche Natur und Umwelt als auch Wirtschaft, Wohnraum und Tourismus „gemeinsam innovativ fortentwickeln können“. Für die Ausweisung von Biosphärengebieten ist das Umweltministerium zuständig. Dass Wirtschaft und Landwirtschaft durch ein Schutzgebiet nicht ausgebremst werden dürfen, das war einigen Kreisräten in der jüngsten Sitzung wichtig. Grundsätzlich stellten sich aber alle Redner hinter die Idee, sich genauer anzuschauen, wie und wo ein Biosphärengebiet oder ein Naturpark im Landkreis entstehen könnte.
Ein Naturpark ist laut Definition ein großräumiges Gebiet „mit besonderer Erholungseignung oder mit besonderer Bedeutung für die Regionalentwicklung“. Ein Naturpark soll überwiegend aus Landschaftsschutzoder Naturschutzgebieten bestehen. Landschafts- und Naturschutz sollen mit der Erschließung für Erholungsuchende einhergehen. Für die Ausweisung eines Naturparks ist das Regierungspräsidium zuständig.
Jedes Schutzgebiet hat eigene Vorgaben, was erlaubt und was verboten ist. Iris Steger, die zuständige Dezernentin im Landratsamt, hatte bereits im vergangenen Jahr eine Aufstellung erstellt, die dies aufzeigt. Demnach ist beispielsweise Kiesabbau sowohl im Biosphärengebiet als auch im Naturpark möglich, genauso wie Siedlungsentwicklung. Auch Windkraftanlagen können in beiden Schutzgebieten aufgestellt werden – im Biosphärengebiet allerdings nur in bestimmten Zonen. Im Landkreis Ravensburg existieren zwar bereits zahlreiche Schutzgebiete, einen Naturpark oder ein Biosphärengebiet gibt es hier bislang jedoch nicht.