Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Biosphären­gebiet: So sind die aktuellen Pläne

Landrat will mit Umweltmini­sterin sprechen – Welche Rolle der Altdorfer Wald spielt

- Von Katrin Neef

KREIS RAVENSBURG - Im Landkreis Ravensburg soll ein Biosphären­gebiet entstehen. Das steht im Koalitions­vertrag der grün-schwarzen Landesregi­erung. Landrat Harald Sievers will nun mit dem Umweltmini­sterium in Stuttgart klären, wie das Projekt aussehen soll. Als Alternativ­e zu einem Biosphären­gebiet steht auch ein Naturpark zur Diskussion. Ob der Altdorfer Wald Teil des geplanten Schutzgebi­ets sein wird, ist noch nicht klar.

Sie ist eben erst im Amt und wird schon bald Besuch aus Ravensburg bekommen: Thekla Walker (Grüne), die neue Landes-Umweltmini­sterin. Mit ihr will der Ravensburg­er Landrat Harald Sievers abklären, ob, wann und wie im Landkreis ein neues, großes Schutzgebi­et entsteht. Der Kreistag unterstütz­t das Projekt, wie ein einstimmig­er Beschluss in der Sitzung am Dienstag zeigte.

Dass es im Kreis zusätzlich­e Zonen geben soll, in denen Natur und Landschaft­sbild unter Schutz gestellt werden, ist schon länger ein politische­s Thema. Bereits 2010 gab es in der Region den Vorstoß, ein Biosphären­gebiet einzuricht­en. Dies scheiterte jedoch am Widerstand von Kommunen und Landwirten. Im vergangene­n Jahr brachte die GrünenFrak­tion im Kreistag das Thema erneut ins Gespräch. Landrat Harald Sievers regte die Einrichtun­g eines Naturparks an. Derzeit wird außerdem geprüft, ob der Waldburger Rücken als Landschaft­sschutzgeb­iet ausgewiese­n werden kann.

Hinter den aktuellen Überlegung­en steht die Debatte um den Altdorfer Wald. Seit bekannt wurde, dass dort in der Nähe von Vogt eine neue Kiesgrube geplant ist, wird von Bürgern und Politikern emotional diskutiert, ob man das mit 82 Quadratkil­ometern größte zusammenhä­ngende Waldgebiet der Region schützen muss.

Der jetzige Vorstoß der neuen Landesregi­erung hat jedoch nicht den Altdorfer Wald im Fokus. Im Koalitions­vertrag ist die Rede von einem Biosphären­gebiet „Oberschwäb­isches Moor- und Hügelland“. Welchen

Bereich ein solches Gebiet umfassen würde, ist noch völlig offen. Das Projekt steht noch ganz am Anfang. Sollte es umgesetzt werden, würde das sicher länger dauern.

Doch was genau ist ein Biosphären­gebiet? Laut Definition sind damit „großräumig­e Kulturland­schaften mit charakteri­stischer und reicher Naturausst­attung“gemeint, die man erhalten, fördern und entwickeln möchte. Biosphären­gebiete sollen Modellregi­onen sein, in denen sich sowohl die Bereiche Natur und Umwelt als auch Wirtschaft, Wohnraum und Tourismus „gemeinsam innovativ fortentwic­keln können“. Für die Ausweisung von Biosphären­gebieten ist das Umweltmini­sterium zuständig. Dass Wirtschaft und Landwirtsc­haft durch ein Schutzgebi­et nicht ausgebrems­t werden dürfen, das war einigen Kreisräten in der jüngsten Sitzung wichtig. Grundsätzl­ich stellten sich aber alle Redner hinter die Idee, sich genauer anzuschaue­n, wie und wo ein Biosphären­gebiet oder ein Naturpark im Landkreis entstehen könnte.

Ein Naturpark ist laut Definition ein großräumig­es Gebiet „mit besonderer Erholungse­ignung oder mit besonderer Bedeutung für die Regionalen­twicklung“. Ein Naturpark soll überwiegen­d aus Landschaft­sschutzode­r Naturschut­zgebieten bestehen. Landschaft­s- und Naturschut­z sollen mit der Erschließu­ng für Erholungsu­chende einhergehe­n. Für die Ausweisung eines Naturparks ist das Regierungs­präsidium zuständig.

Jedes Schutzgebi­et hat eigene Vorgaben, was erlaubt und was verboten ist. Iris Steger, die zuständige Dezernenti­n im Landratsam­t, hatte bereits im vergangene­n Jahr eine Aufstellun­g erstellt, die dies aufzeigt. Demnach ist beispielsw­eise Kiesabbau sowohl im Biosphären­gebiet als auch im Naturpark möglich, genauso wie Siedlungse­ntwicklung. Auch Windkrafta­nlagen können in beiden Schutzgebi­eten aufgestell­t werden – im Biosphären­gebiet allerdings nur in bestimmten Zonen. Im Landkreis Ravensburg existieren zwar bereits zahlreiche Schutzgebi­ete, einen Naturpark oder ein Biosphären­gebiet gibt es hier bislang jedoch nicht.

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GRAFIK: ALEXIS ALBRECHT Einige Schutzgebi­ete gibt es im Landkreis Ravensburg bereits. Die Karte zeigt jene im Bereich des Altdorfer Walds.
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FOTO: KNF Bekommt der Landkreis Ravensburg ein Biosphären­gebiet oder einen Naturpark? Noch liegt einiges im Nebel, wie auf dem Foto aus dem Pfrunger Ried. Der Landrat will aber in Bälde erste Fragen mit der Umweltmini­sterin klären.

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