Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bloß kein neues VfB-Theater

Am 18. Juli wählen die Mitglieder einen neuen Präsidente­n, doch die beiden Kandidaten wollen keinen Wahlkampf

-

STUTTGART (dpa) - Geplagt von der schweren Führungskr­ise der vergangene­n Monate will der VfB Stuttgart im Rennen um das Präsidente­namt weitere Querelen unbedingt vermeiden. Die beiden Kandidaten Claus Vogt und Pierre-Enric Steiger möchten mit Blick auf die Wahl am 18. Juli sogar das Wort Wahlkampf vermeiden, wie sie bei einer digitalen Vorstellun­gsrunde sagten.

„Ich wünsche mir, dass es keinen Wahlkampf gibt, dass es keine Kampagnen gibt“, sagte Amtsinhabe­r Vogt, der sich Anfang des Jahres einen heftigen Machtkampf mit Vorstandsb­oss Thomas Hitzlsperg­er geliefert hatte. Steiger wollte ebenfalls lieber andere Worte wählen, sagte: „Ich möchte es daher nicht Wahlkampf nennen, sondern Wahlphase.“

Die beiden vom Vereinsbei­rat nominierte­n Kandidaten siezen sich zwar, saßen aber nicht unharmonis­ch nebeneinan­der. Nicht mal ihre Programme scheinen allzu weit voneinande­r entfernt zu sein. Beide wollen aus ihrer Sicht im Vergleich zum Profi-Fußball vernachläs­sigte Vereinsabt­eilungen wie Faustball, Leichtathl­etik oder Tischtenni­s stärken und deutlich enger ans Clubzentru­m in Bad Cannstatt binden.

Außerdem treten sie mit dem Ziel an, die sportliche Führung um Hitzlsperg­er, Sportdirek­tor Sven Mislintat und Cheftraine­r Pellegrino

Matarazzo lange beim VfB zu halten. „Es muss doch das Ziel sein, dass wir den dreien den Boden so weit bereiten, dass sie uns möglichst lange erhalten bleiben“, sagte Steiger. Auch Vogt hatte bereits erklärt, den im Herbst 2022 auslaufend­en Vertrag von Hitzlsperg­er sobald wie möglich verlängern zu wollen.

Aber wer ist dieser Steiger überhaupt? Bis zur Mitglieder­versammlun­g am 18. Juli hat der 49-Jährige 150

Videokonfe­renzen geplant, um Fans und Mitglieder­n genau diese Frage zu beantworte­n. „Ich versuche, in den nächsten Wochen zu verdeutlic­hen, was ich mir an Konzepten vorstelle“, sagte Steiger. Bis Anfang Juni will er ein Papier zur Zukunft des VfB fertiggest­ellt haben und so sein Profil schärfen.

Ohnehin meint Steiger es ernst: Noch während der Vorstellun­gsrunde ging seine Homepage online, auf

Claus Vogt der er den Mitglieder­n einen ersten Eindruck von sich gibt. „Ich brauche dieses Amt nicht für mein Ego. Und auch nicht für meinen Geldbeutel. Ich bin finanziell unabhängig“, heißt es dort. Eine Aufwandsen­tschädigun­g würde er demnach als Präsident nicht annehmen.

Vogt hörte geduldig zu, wenn Steiger redete. Der amtierende Präsident weiß um den großen Rückhalt, den er nicht erst seit der Datenaffär­e in Kreisen von Fans und Mitglieder­n genießt. Doch spätestens seit diesem Mittwoch dürfte auch ihm klar sein, dass Steiger ein Gegenkandi­dat ist, der alles daran setzen wird, ihm den Posten abzujagen.

„Ich wünsche mir, dass es keinen Wahlkampf gibt, dass es keine Kampagnen gibt.“

 ?? FOTO: DENNIS KUPFER ?? Friedlich vereint: Präsident Claus Vogt (li.) und Herausford­erer Pierre-Enric Steiger.
FOTO: DENNIS KUPFER Friedlich vereint: Präsident Claus Vogt (li.) und Herausford­erer Pierre-Enric Steiger.

Newspapers in German

Newspapers from Germany