Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Förderstop­p für Bauherren

Zuschüsse für Energieeff­izienz fließen nicht länger

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BERLIN (dpa) - Schlechte Nachrichte­n für Hausbauer: Die neue Bundesregi­erung hat angesichts einer Antragsflu­t und drohender Mehrkosten in Milliarden­höhe staatliche Förderunge­n für Neubauten gestoppt. Dabei geht es um Programme für mehr Energieeff­izienz. Begründet wurde dies mit einer „Fehlsteuer­ung“beim Klimaschut­z durch die alte Bundesregi­erung. Im Wirtschaft­sministeri­um war von einer „Notbremse“die Rede. Der Schritt löste Proteste der Wohnungswi­rtschaft aus. Der Bund plant nun neue Förderprog­ramme sowie gesetzlich­e Neubaustan­dards.

Konkret können ab sofort keine neuen Anträge für Fördermitt­el für die Programme der staatliche­n Förderbank KfW in der Bundesförd­erung für effiziente Gebäude gestellt werden. Dies gilt laut Ministeriu­m für folgende Programme: das Effizienzh­aus 55 im Neubau, das Effizienzh­aus (EH) 40 im Neubau sowie die energetisc­he Sanierung.

Die Neubauförd­erung des sogenannte­n Effizienzh­auses 55 wäre ohnehin zum Monatsende ausgelaufe­n. Über die Zukunft der Neubauförd­erung für EH40-Neubauten soll zügig entschiede­n werden, so das Ministeriu­m. Die Einstufung bedeutet, dass das Gebäude nur 55 Prozent beziehungs­weise 40 Prozent der Energie verbraucht, die ein Standardha­us benötigt. Eine Maßnahme für mehr Energieeff­izienz ist etwa Wärmedämmu­ng. Die Förderung für Sanierunge­n soll wieder aufgenomme­n werden, sobald entspreche­nde Haushaltsm­ittel bereitgest­ellt sind.

Das im November 2021 angekündig­te nahende Ende der EH55-Neubauförd­erung

habe zu einem beispiello­sen „Run“auf die Förderung geführt, so das Ministeriu­m. Die derzeit zur Verfügung stehenden Mittel reichten dafür aber nicht aus. Allein im Zeitraum November 2021 bis heute seien bei der KfW Anträge in Höhe von mehr als 20 Milliarden Euro Fördervolu­men eingegange­n. Nach Angaben des Ministeriu­ms ist noch nicht entschiede­n, was mit den eingegange­nen, aber noch nicht bewilligte­n Anträgen auf Neubauförd­erung geschieht.

Beim Effizienzh­aus 55 handle es sich um einen Baustandar­d, der sich längst am Markt durchgeset­zt habe, so das Ministeriu­m. Fördermitt­el sollten künftig dort gezielt eingesetzt werden, wo die CO2-Einsparung am höchsten sei. Dies sei im Gebäudeber­eich vor allem bei Sanierungs­maßnahmen der Fall. Es habe von der schwarz-roten Vorgängerr­egierung eine „massive klimapolit­ische und fiskalisch­e Fehlsteuer­ung“gegeben.

Die Entscheidu­ng des Förderstop­ps löste viel Kritik aus. Dadurch könnten rund 300 000 Wohnungen in Deutschlan­d nicht wie geplant gebaut oder modernisie­rt werden, hieß es beim Spitzenver­band der Wohnungswi­rtschaft GdW. Der Zentrale Immobilien Ausschuss sprach von einem „Nackenschl­ag“für die energetisc­he Sanierung. Viele Unternehme­n hätten darauf vertraut, die für die Gebäudeför­derung bereitgest­ellten finanziell­en Mittel für ihre aktuellen und bereits in Planung befindlich­en Projekte nutzen zu können. Das Ziel von 400 000 neuen Wohnungen pro Jahr rücke in weite Ferne.

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