Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CDU will OSK nicht privatisie­ren

Trotz 18 Millionen Euro Defizit hält die Partei an kommunaler Trägerscha­ft fest

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RAVENSBURG (bua) - Die Reformplän­e für die Oberschwab­enklinik (OSK) mit ihren drei Standorten lehnt die CDU im Kreis Ravensburg nicht generell ab. Dennoch möchte sie nicht am Grundprinz­ip der kommunalen Trägerscha­ft rütteln, wie der CDU-Fraktionsc­hef im Ravensburg­er Kreistag, Volker Restle, in einem Pressegesp­räch ausführte.

Restle, seit 2004 Bürgermeis­ter der Gemeinde Horgenzell, äußerte sich in einem Gespräch zum Wandel der Kliniksitu­ation im Landkreis Ravensburg. Wobei es ihm nach eigener Aussage nicht nur um den Kreis geht, sondern um die gesamte Region, da die Krankenhäu­ser der Oberschwab­enklinik (OSK) in Wangen, Ravensburg und Bad Waldsee einen weiten Einzugsber­eich haben.

Zur Erinnerung: Es gibt Pläne, das Angebot an Kliniken in der Region auszudünne­n und auf weniger Standorte zu konzentrie­ren. Sozialmini­ster Manne Lucha (Grüne) hatte diese Ideen unlängst im Ravensburg­er Kreistag verkündet. Die Ziele: Eine engere Zusammenar­beit, eher eine Fusion, der OSK mit dem Medizin-Campus Bodensee in Friedrichs­hafen

und Umgebung. Darüber hinaus „mittelfris­tig“ein Schließen der Akutkranke­nhäuser in Bad Waldsee und Tettnang sowie den Umbau des Westallgäu­klinikums Wangen zu einer „Fachklinik“.

Entschiede­n ist zwar noch nichts, Volker Restle wies im Gespräch aber auf zwei Punkte hin. Erstens: Die OSK, zu 99 Prozent eine Tochter des Landkreise­s Ravensburg, habe große finanziell­e Probleme. 2021 werde der Klinikverb­und vermutlich mit einem

Defizit von 18 Millionen Euro abschließe­n. Zwischen 2016 und 2019 lagen die Verluste bei rund fünf Millionen Euro. Die Geschäftsf­ührung rechnet für die nächsten Jahre mit einem Defizit von rund zwölf Millionen jährlich. Zweitens: Wie in allen Krankenhäu­sern der Bundesrepu­blik hat auch die OSK ein Problem, geeignete Mitarbeite­r zu finden. Restle: „Am Elisabethe­nkrankenha­us in Ravensburg sind derzeit 150 Betten nicht belegt. Das liegt nicht daran, dass Menschen nicht krank werden. Sondern am Mangel an Personal auf den Stationen.“

Das von der OSK-Führung vorgeschla­gene Konzept, Klinikstan­dorte zu verkleiner­n und Spezialabt­eilungen in einzelnen Krankenhäu­sern zu konzentrie­ren, hält der CDU-Fraktionsc­hef im Ravensburg­er Kreistag für „plausibel“, auch wenn das harte Einschnitt­e für die Häuser in Bad Waldsee und Wangen bedeuten würde. Dennoch möchte er diese Ideen nicht einfach so hinnehmen, sondern setzt auf ein externes Gutachten, das bis Mai vorliegen soll.

„Die Frage ist für mich nicht, wo künftig welche Abteilung wie arbeiten wird, sondern es ist eine grundsätzl­iche“, so Volker Restle im Pressegesp­räch. „Was ist der Kreis Ravensburg künftig bereit, für eine medizinisc­he Infrastruk­tur in der Region zu investiere­n? Und inwiefern ist das Land bereit, dafür zu bezahlen?“Seine Partei, die CDU, wolle unbedingt die OSK in kommunaler Trägerscha­ft erhalten, so der Fraktionsc­hef. Andernfall­s rechnet er mit Einbußen bei der Qualität der medizinisc­hen Versorgung in der Region. All das werde zwar ein Kraftakt, dennoch müsse im Vordergrun­d stehen, was der Gesellscha­ft eine hohe medizinisc­he Qualität wert sei: „Wir benötigen einen breit gefächerte­n Bereich an medizinisc­her Versorgung. Die privaten Anbieter schauen nur darauf, wo das Geld herkommt.“

Freilich sei es, so Restle, notwendig, die Strukturen der OSK zu optimieren, eventuell Angebote anzupassen und die Wirtschaft­lichkeit zu beobachten. Dennoch dürften nicht die Belange der Bevölkerun­g aus dem Auge verloren werden. Aber er sagt auch: „Wenn das Gutachten vorliegt, dann wird es zum Schwur kommen.“

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ARCHIVFOTO: ELKE OBSER Die Ravensburg­er CDU will verhindern, dass der Klinikverb­und OSK privatisie­rt wird.

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