Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wenn der Fahrspaß lebensgefährlich wird
18- bis 24-Jährige sind überproportional an Unfällen beteiligt – Wie die Polizei präventiv vorgeht
RAVENSBURG - Ist man bei 50 km/h nur eine Sekunde abgelenkt, legt man 14 Meter im Blindflug zurück – das kann schlimme Folgen haben. Besonders jugendliche Fahreinsteiger sind überproportional am schweren Unfallgeschehen beteiligt. Auch hohe Risikobereitschaft, Selbstüberschätzung, manchmal auch Imponiergehabe – der Fahrspaß mit dem langersehnten Führerschein kann zum lebensgefährlichen Spiel werden. Das Polizeipräsidium Ravensburg, Referat „Prävention“, informiert über die Gefahren mit den Verkehrssicherheitswochen an gewerblichen Schulen mit der Kampagne „No game. Sicher fahren – sicher leben“. Gemeinsam mit der Kreisverkehrswacht Ravensburg ist man diese Woche an der Gewerblichen Berufsschule Ravensburg präsent.
Die mit verschiedenen präventiven Ansätzen gestaltete Verkehrssicherheitswoche umfasst neben Verkehrsunterrichten auch Workshops, in denen Schülerinnen und Schüler im Alter von etwa 18 bis 24 Jahren über die Hauptunfallursachen informiert werden. Ziel des Referats „Prävention“ist es, hierdurch Verhaltensänderungen im Straßenverkehr zu bewirken und eine umsichtige Fahrweise zu fördern. Die Beamten gehen hierbei speziell auf Themen wie Raserei, Ablenkung durch das Smartphone sowie die Beeinträchtigung der Verkehrstüchtigkeit durch
Alkohol- und Drogenkonsum ein. Die Anzahl der 18- bis 24-jährigen Fahranfänger, die im Bereich des Polizeipräsidiums Ravensburg an Verkehrsunfällen beteiligt war, ging in den vergangenen fünf Jahren um fast ein Viertel zurück. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil (etwa 8,2 Prozent) ist diese Risikogruppe jedoch nach wie vor überproportional an Verkehrsunfällen beteiligt (20,2 Prozent aller auswertbaren Verkehrsunfälle). 2020 wurden von insgesamt 2330 Unfällen mit Personenschaden 353 von jungen Fahrern verursacht, was einem Anteil von 15,2 Prozent entspricht. Im Landkreis Ravensburg waren es 174 Jugendliche. Bei fast zwei Dritteln der Personenschadenunfälle, an denen 18- bis 24Jährige beteiligt waren, sind die Fahranfänger auch die Verursacher. Unangefochten ist „Geschwindigkeit“die Hauptunfallursache Nummer eins bei dieser Risikogruppe. Bei 95 Unfällen mit Personenschaden (26,9 Prozent) war ein 18- bis 24-jähriger Verursacher zu schnell gefahren.
Florian Suckel vom Referat „Prävention“des Polizeipräsidiums Ravensburg führt den Rückgang auch auf präventive und repressive Maßnahmen zurück. So habe es auch eine Verhaltensänderung der Verkehrsteilnehmer durch die massive Erhöhung der Bußgelder gegeben. Die verstärkte Geschwindigkeitsüberwachung zählt er ebenso dazu, wie die Kontrolle auf Alkohol und Drogen, die einen Schwerpunkt der repressiven Maßnahmen des Polizeipräsidiums bildet. „Jeder Verkehrstote im Straßenverkehr ist einer zu viel. Deswegen lassen wir nicht locker. Wir sind auf einem guten Weg“, so Suckel.
Christian Schneider, der stellvertretende Schulleiter der Gewerblichen Berufsschule Ravensburg freut sich auf den Besuch: „Die Verkehrssicherheitswoche ist ein fester Bestandteil unseres Schulkalenders. Sie wird von den Jugendlichen sehr ernst genommen.“