Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Rößlerweiher hat jetzt eine Eisrettungsleiter
Damit kann man sich im Stehen auf dem Eis bewegen, ohne selbst einzubrechen
SCHLIER - Seit Samstag gibt es am Rößlerweiher eine neue Eisrettungsleiter. Die Leiter kann mit Schiebebügeln übers Eis bewegt werden. So können Helfer zu einer verunglückten Person gelangen. Der Erfinder der Eisrettungsleiter hat deren Handhabung vor Ort erklärt. Im vergangenen Winter war ein Mann beim Schlittschuhlaufen auf dem Rößlerweiher ins Eis eingebrochen und kurz darauf im Krankenhaus gestorben. Die Familie und Vereinskollegen des Verunglückten hatten daraufhin eine Aktion gestartet.
Wenn im Winter die Weiher und Seen zufrieren, dauert es meist nicht lang, bis sich große und kleine Menschen auf dem Eis tummeln – zu Fuß, mit Schlitten oder auf Schlittschuhen. Doch dieses Wintervergnügen birgt auch Gefahren. Ist das Eis zu dünn, kann es brechen. Und wer durchs Eis ins kalte Wasser einbricht, der braucht schnell Hilfe. Denn die Unterkühlung kann schon nach wenigen Minuten zur Bewusstlosigkeit führen.
Ein solch tragischer Fall hat sich vor knapp einem Jahr am Rößlerweiher bei Schlier ereignet. Ein 29-Jähriger war mit Schlittschuhen auf dem zugefrorenen Weiher unterwegs, als er etwa 50 Meter vom Ufer entfernt ins Eis einbrach. Ein Passant wollte ihm helfen, brach dabei aber selbst ins Eis ein. Einer Frau gelang es, den Ersthelfer wieder ans Ufer zu ziehen. Der 29-Jährige wurde kurz darauf von DLRG-Einsatztauchern aus dem kalten Wasser geholt und ins Krankenhaus gebracht, wo er wenige Stunden später jedoch verstarb.
Das Unglück erschütterte viele Schlierer. Der 29-Jährige war unter anderem ein beliebtes Mitglied beim SV Ankenreute gewesen. Der Verein stellte eine Spendenaktion auf die Beine. Mit dem gesammelten Geld unterstützte er den Erfinder Niels Knappe aus Ebenweiler. Dieser hat nämlich ein Rettungsgerät entwickelt, mit dem Ersthelfer sich über das Eis bewegen können, ohne selbst einzubrechen.
Passanten seien als Helfer meist schneller zur Stelle als alarmierte Einsatzkräfte, sagt Niels Knappe. Das Problem: Oft würden an Seen und Weihern Geräte zur sicheren Personenrettung fehlen. Seine Lösung: eine schwimmfähige Eisrettungsleiter, die mit Hilfe von Schiebebügeln auf dem Eis bewegt werden kann. So können Helfer im Stehen auf dem Eis zu einer verunglückten Person fahren.
Vorne an der Eisrettungsleiter ist eine Strickleiter angebracht, an der sich die verunglückte Person aus dem Wasser ziehen kann. Durch Bremsgriffe, Kufen und Eisdorne könne man die Leiter auf dem Eis steuern und fixieren, erklärt der Erfinder. Auf die 20 Kilogramm schwere Leiter passen zwei Personen.
Der erste von Niels Knappe gebaute Prototyp einer Eisrettungsleiter hängt im Strandbad am Ebenweiler Weiher. Inzwischen hat der gelernte Schreiner eine verbesserte Version gebaut. Das erste fertige Exemplar hiervon ist jetzt am Rößlerweiher stationiert worden. Das habe er dem Vater des verunglückten 29-Jährigen versprochen, sagt Niels Knappe. Beim Vor-Ort-Termin am
Samstag waren auch Feuerwehrleute aus Schlier anwesend. Deren Kommandant Anton Walser sagt: „Es ist gut zu wissen, dass die Leiter jetzt hier hängt.“So könnten Passanten im
Ernstfall gleich handeln. Guido Deuringer, stellvertretender Bürgermeister, fügte hinzu: „Es ist gut, dass sie da ist, und wir hoffen, dass wir sie nie brauchen.“