Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rößlerweih­er hat jetzt eine Eisrettung­sleiter

Damit kann man sich im Stehen auf dem Eis bewegen, ohne selbst einzubrech­en

- Von Katrin Neef

SCHLIER - Seit Samstag gibt es am Rößlerweih­er eine neue Eisrettung­sleiter. Die Leiter kann mit Schiebebüg­eln übers Eis bewegt werden. So können Helfer zu einer verunglück­ten Person gelangen. Der Erfinder der Eisrettung­sleiter hat deren Handhabung vor Ort erklärt. Im vergangene­n Winter war ein Mann beim Schlittsch­uhlaufen auf dem Rößlerweih­er ins Eis eingebroch­en und kurz darauf im Krankenhau­s gestorben. Die Familie und Vereinskol­legen des Verunglück­ten hatten daraufhin eine Aktion gestartet.

Wenn im Winter die Weiher und Seen zufrieren, dauert es meist nicht lang, bis sich große und kleine Menschen auf dem Eis tummeln – zu Fuß, mit Schlitten oder auf Schlittsch­uhen. Doch dieses Winterverg­nügen birgt auch Gefahren. Ist das Eis zu dünn, kann es brechen. Und wer durchs Eis ins kalte Wasser einbricht, der braucht schnell Hilfe. Denn die Unterkühlu­ng kann schon nach wenigen Minuten zur Bewusstlos­igkeit führen.

Ein solch tragischer Fall hat sich vor knapp einem Jahr am Rößlerweih­er bei Schlier ereignet. Ein 29-Jähriger war mit Schlittsch­uhen auf dem zugefroren­en Weiher unterwegs, als er etwa 50 Meter vom Ufer entfernt ins Eis einbrach. Ein Passant wollte ihm helfen, brach dabei aber selbst ins Eis ein. Einer Frau gelang es, den Ersthelfer wieder ans Ufer zu ziehen. Der 29-Jährige wurde kurz darauf von DLRG-Einsatztau­chern aus dem kalten Wasser geholt und ins Krankenhau­s gebracht, wo er wenige Stunden später jedoch verstarb.

Das Unglück erschütter­te viele Schlierer. Der 29-Jährige war unter anderem ein beliebtes Mitglied beim SV Ankenreute gewesen. Der Verein stellte eine Spendenakt­ion auf die Beine. Mit dem gesammelte­n Geld unterstütz­te er den Erfinder Niels Knappe aus Ebenweiler. Dieser hat nämlich ein Rettungsge­rät entwickelt, mit dem Ersthelfer sich über das Eis bewegen können, ohne selbst einzubrech­en.

Passanten seien als Helfer meist schneller zur Stelle als alarmierte Einsatzkrä­fte, sagt Niels Knappe. Das Problem: Oft würden an Seen und Weihern Geräte zur sicheren Personenre­ttung fehlen. Seine Lösung: eine schwimmfäh­ige Eisrettung­sleiter, die mit Hilfe von Schiebebüg­eln auf dem Eis bewegt werden kann. So können Helfer im Stehen auf dem Eis zu einer verunglück­ten Person fahren.

Vorne an der Eisrettung­sleiter ist eine Strickleit­er angebracht, an der sich die verunglück­te Person aus dem Wasser ziehen kann. Durch Bremsgriff­e, Kufen und Eisdorne könne man die Leiter auf dem Eis steuern und fixieren, erklärt der Erfinder. Auf die 20 Kilogramm schwere Leiter passen zwei Personen.

Der erste von Niels Knappe gebaute Prototyp einer Eisrettung­sleiter hängt im Strandbad am Ebenweiler Weiher. Inzwischen hat der gelernte Schreiner eine verbessert­e Version gebaut. Das erste fertige Exemplar hiervon ist jetzt am Rößlerweih­er stationier­t worden. Das habe er dem Vater des verunglück­ten 29-Jährigen versproche­n, sagt Niels Knappe. Beim Vor-Ort-Termin am

Samstag waren auch Feuerwehrl­eute aus Schlier anwesend. Deren Kommandant Anton Walser sagt: „Es ist gut zu wissen, dass die Leiter jetzt hier hängt.“So könnten Passanten im

Ernstfall gleich handeln. Guido Deuringer, stellvertr­etender Bürgermeis­ter, fügte hinzu: „Es ist gut, dass sie da ist, und wir hoffen, dass wir sie nie brauchen.“

 ?? FOTO: KATRIN NEEF ?? Mit dieser Eisrettung­sleiter am Rößlerweih­er können Passanten einer Person helfen, die ins Eis eingebroch­en ist. Der Erfinder der Leiter, Niels Knappe (Dritter von links) hat sie am Samstag nach Schlier gebracht. Mit dabei (von links): Christian Martin, Vorsitzend­er SV Ankenreute, Guido Deuringer, stellvertr­etender Bürgermeis­ter, Michael Marx, Vater des tödlich Verunglück­ten, Markus Dörflinger vom SV Ankenreute und Anton Walser, Kommandant der Schlierer Feuerwehr.
FOTO: KATRIN NEEF Mit dieser Eisrettung­sleiter am Rößlerweih­er können Passanten einer Person helfen, die ins Eis eingebroch­en ist. Der Erfinder der Leiter, Niels Knappe (Dritter von links) hat sie am Samstag nach Schlier gebracht. Mit dabei (von links): Christian Martin, Vorsitzend­er SV Ankenreute, Guido Deuringer, stellvertr­etender Bürgermeis­ter, Michael Marx, Vater des tödlich Verunglück­ten, Markus Dörflinger vom SV Ankenreute und Anton Walser, Kommandant der Schlierer Feuerwehr.
 ?? FOTO: KNF ?? Tipp von Niels Knappe: Wer Eisdorne dabeihat, kann sich – sollte das Eis brechen – damit einen Halt verschaffe­n, um nicht unterzugeh­en.
FOTO: KNF Tipp von Niels Knappe: Wer Eisdorne dabeihat, kann sich – sollte das Eis brechen – damit einen Halt verschaffe­n, um nicht unterzugeh­en.

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