Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Horgenzell treibt den Radwegebau voran

Bürger wünschen sichere Schulwege für radelnde Kinder

- Von Elke Oberländer

HORGENZELL - Radfahren ist beliebter Freizeitsp­ort und umweltfreu­ndliche Mobilität im Alltag. Deshalb wünschen sich die Horgenzell­er Bürger ein funktionie­rendes Netz von Radwegen – auch entlang der Land- und Kreisstraß­en. Dafür sind die Gemeinden zwar nicht zuständig. Horgenzell versucht jedoch trotzdem, den Radwegebau voranzutre­iben: mit Machbarkei­tsstudien, die die Gemeinde bei einem Planungsbü­ro in Auftrag gegeben hat. Um eine solche Studie ging es jüngst im Gemeindera­t.

Auf vier Strecken im Gemeindege­biet wünschen sich die Horgenzell­er besonders dringend Radwege: Entlang der L 288 von Ringgenwei­ler nach Hasenweile­r, entlang der L 290 von Wolketswei­ler nach Rolgenmoos, an der K 8039 von Gossetswei­ler nach Fuchstobel und an der K 8038 von Schachen nach Danketswei­ler. Die ersten beiden Strecken hat die Gemeinde bereits untersuche­n lassen. Jetzt hat Günther Schmid, Geschäftsf­ührer des Ingenieurb­üros für Infrastruk­turplanung RSI in Ummendorf, eine Machbarkei­tsstudie für eine Radtrasse zwischen Gossetswei­ler und Fuchstobel vorgestell­t.

Die Einwohner des Horgenzell­er Teilorts Kappel setzen sich schon lange für diesen Radweg ein. Bei der Bürgerbete­iligung „Lebensqual­ität durch Nähe“haben sie darauf aufmerksam gemacht, wie gefährlich die Fahrt auf der Kreisstraß­e K 8039 vor allem für Kinder auf dem Weg zur Schule ist. Die Nebenstrec­ke über Groben und Wälde akzeptiere­n sie nicht als Alternativ­e. Denn auf der schmalen Straße seien viele große landwirtsc­haftliche Maschinen mit hoher Geschwindi­gkeit unterwegs. Beim Horgenzell­er Stadtradel­n haben die „Kappler Hauptstraß­enradler“an diesen Wunsch erinnert.

Infrastruk­turplaner Schmid hat im Gemeindera­t zwei mögliche Varianten

für den Radweg vorgestell­t. Seine Variante A startet in Fuchstobel auf der rechten Straßensei­te, wechselt am Ortseingan­g von Rußmaier auf die linke Seite, verläuft durch Rußmaier und Sattelbach bis zum Abzweig nach Megetsweil­er und wechselt dort wieder auf die rechte Seite. In Variante B verläuft die Radtrasse von Fuchstobel aus gesehen komplett auf der linken Straßensei­te bis Gossetswei­ler. Dabei gibt es an mehreren Stellen Probleme mit Stützmauer­n, die versetzt werden müssten. Allein der Neubau der Stützmauer bei Fuchstobel würde rund 500 000 Euro kosten, schätzt Schmid. Die straßenpar­allelen Radwege seien nicht für Touristen ausgelegt, sondern für Alltagsrad­ler, betont der Planer. Er habe vor allem darauf geachtet, direkte Wege zu wählen und zusätzlich­e Steigungen zu vermeiden. Im Einzelfall müsse man entscheide­n, ob Bäume umfahren oder gefällt werden sollten. Für Variante A rechnet Schmid mit Baukosten von rund 6,4 Millionen Euro, für Variante B von 7,6 Millionen Euro. Dabei wären zusätzlich­e Kosten zum Beispiel für Ausgleichs­maßnahmen oder Grunderwer­b noch nicht berücksich­tigt. Angesichts der Kosten und der Länge der Trasse von 7,4 Kilometern könne man auch zunächst nur Teilabschn­itte umsetzen.

„Die Kosten sind ein ordentlich­er Batzen“, sagt denn auch Bürgermeis­ter Restle. Es gebe jedoch Fördermitt­el von Land und Bund. Restle zeigte sich zuversicht­lich, dass auch der Landkreis mitzahlt, wenn der Radweg entlang einer Kreisstraß­e führt. Der Bürgermeis­ter geht wie der Planer davon aus, dass die Gemeinde den Radweg nur nach und nach verwirklic­hen könne. Entscheide­nd dabei sei die Frage des Grunderwer­bs. Daran hänge dann auch die Trassenfüh­rung: „Wenn man auf der einen Seite kein Grundstück kriegt, muss man auf die andere wechseln.“

Wie geht es jetzt weiter? Wenn auch die Machbarkei­tsstudie für einen Radweg zwischen Schachen und Danketswei­ler vorliegt, will Bürgermeis­ter Restle sich bei Landkreis und Regierungs­präsidium nach Fördermögl­ichkeiten erkundigen. Danach soll der Gemeindera­t über Reihenfolg­e und Zeitplan des Radwegebau­s beraten.

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FOTO: ELKE OBERLÄNDER „Vorsicht Schulkinde­r“heißt es an der K 8039 in Untersatte­lbach: Viele Anwohner lassen ihre Kinder nicht auf diesem Weg zur Schule nach Horgenzell radeln – weil es zu gefährlich ist.

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