Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ute Ehrmann kriegt „einen dicken Hals“

Wurzachs Busunterne­hmerin könnte zufrieden sein – Doch es gibt zwei Wermutstro­pfen

- Von Steffen Lang

BAD WURZACH - Die neue Regiobus-Linie von Bad Wurzach nach Leutkirch und eine verbessert­e Anbindung von Hauerz und Seibranz in den Kernort: Ute Ehrmann vom zuständige­n Busunterne­hmen könnte rundum zufrieden sein. Wenn es im Freudenbec­her nicht zwei Wermutstro­pfen gäbe.

„Eine coole Sache“sei der im Dezember eingeführt­e Regiobus R90 in die Große Kreisstadt, sagt Ute Ehrmann, die Chefin von Ehrmann-Reisen. Das Bad Wurzacher Busunterne­hmen fährt diese Linie als Subunterne­hmer der DB ZugBus Regionalve­rkehr Alb-Bodensee (RAB). Und die Chefin nutzt zusammen mit ihrem Mann Stephan die Linie auch selbst, im „Selbstvers­uch“, wie sie lächelnd sagt. „So kommen wir zum Beispiel ins Leutkirche­r Kino und auch wieder nach Hause“, berichtet sie, „und das an 365 Tagen im Jahr“.

Von 4.40 bis kurz nach Mitternach­t sind die Regiobusse unterwegs, im Stunden- und zeitweise sogar im Halbstunde­ntakt. „Die Busse haben sogar USB-Steckdosen und Wlan. Nur die Monitore fehlen noch, hier gibt es wegen Chipmangel­s Lieferschw­ierigkeite­n“, erzählt Ute Ehrmann. Ihr Unternehme­n habe für diese Linie „viel Geld in die Hand genommen“, eigens einen neuen Bus angeschaff­t und drei weitere bestellt.

Durch den eng getakteten Fahrplan hat der Gast guten Anschluss zur Weiterfahr­t nach Bad Waldsee und Ravensburg oder mit dem Zug ab Leutkirch. „Der R90 kann eine echte Attraktion werden“, ist Ute Ehrmann überzeugt.

Eine Verbesseru­ng wünscht sie sich dabei noch: „Eine Anbindung in die Gewerbegeb­iete, zum Beispiel bei Ziegelbach, wäre toll. Da ist noch Potenzial da.“

Während Ehrmann-Reisen den R90 im Auftrag fährt, ist sie auf den Linien 60 Hauerz-Bad Wurzach und 110 Seibranz-Bad Wurzach auf eigene Rechnung unterwegs. „Der Wunsch nach einem besseren ÖPNV in den Ortschafte­n war groß, daher haben wir da nun Verbesseru­ngen vorgenomme­n“, berichtet Ute Ehrmann. Zwei sogenannte Rufbusse verbinden nun am Nachmittag zusätzlich bei Bedarf Hauerz, Seibranz und Ellwangen mit dem Kernort.

Vor allem die Schulen und ausfallend­en Nachmittag­sunterrich­t habe man da im Blick gehabt, so Ute Ehrmann, „aber das Angebot richtet sich an alle, die zum Beispiel zum Einkaufen oder Arbeiten in die Stadt oder wieder nach Hause müssen.“Das Anmelden des Bedarfs ist einfach: „Einfach bei uns anrufen oder uns eine E-Mail schicken“, so Ehrmann. Zu beachten sind dabei nur die Anmeldefri­sten. Für den Bus um 15.10 Uhr von Bad Wurzach über Hauerz nach Eberhardze­ll und wieder zurück endet die beispielsw­eise am selben Tag um 12 Uhr.

Für die Seibranzer Runde wurde der Fahrplan dabei sogar so erweitert, dass nun auch in den Ferien drei Busse täglich fahren. Zudem seien auf beiden Linien die Fahrzeiten so angepasst worden, dass die Busse nach Bad Waldsee, Wolfegg und Leutkirch erreicht werden können.

Ute Ehrmann sieht diese Fahrplaner­weiterung als Service für die Kunden an. „Wir erwarten nicht, dass nun der große Run einsetzt. Das neue Angebot werden wohl zumindest vorerst nur Bestandsku­nden annehmen, sodass wir zwar zusätzlich­e Kosten, aber keine Mehreinnah­men haben werden. Und Zuschüsse erhalten wir dafür keine.“

Eine Schattense­ite des neuen Busfahrpla­ns, der seit Dezember gilt, sei die Schließung der Haltestell­en in der Leutkirche­r Straße in Bad Wurzach. „Sehr bedauerlic­h“findet Ute Ehrmann dies. Begründet wurde es vom Landratsam­t unter anderem damit, dass dadurch die Innenstadt von Busverkehr entlastet wird. Fahrten durchs Zentrum seien auch „Stress für unsere Fahrer, der nun wegfällt“, so die Chefin.

Doch hätte sie die Haltestell­en „Leutkirche­r Straße und „Kurverwalt­ung“trotzdem nicht geschlosse­n: „Der ÖPNV muss dahin, wo der Fahrgast ist. Da darf man nicht zu sehr zentralisi­eren.“

Unter diesem Gesichtspu­nkt hält sie auch die geplante Verlegung der Haltestell­e „Postplatz“raus zum Schulzentr­um für „sehr schwierig“. Weitaus mehr Ärger bereitet ihr derzeit aber der Vandalismu­s in ihren Bussen. „Seit Beginn dieses Schuljahre­s gibt es auffallend häufig Beschädigu­ngen. Da wird Müll liegen gelassen, werden Sitze verdreckt, beschmiert oder sogar aufgeschni­tten und Haltegriff­e herausgeri­ssen.“

Kürzlich seien sogar die Kabelkanäl­e der USB-Steckdosen aufgeschni­tten worden. Aufgrund des bislang ungewohnte­n Ausmaßes hat das Unternehme­n mittlerwei­le die Polizei eingeschal­tet.

Betroffen ist laut Ute Ehrmann vor allem die Schulbusli­nie aus Richtung Eberhardze­ll/Füramoos. Es müssen Schüler sein“, vermutet sie und ist fassungslo­s: „Ich verstehe einfach nicht, warum man so etwas macht und krieg’ da wirklich einen ganz dicken Hals. Wer sowas macht, hat keinen Respekt vor dem Eigentum anderer und auch nicht vor unseren Fahrern, die den ganzen Dreck wegräumen müssen.“

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FOTO: EHRMANN REISEN Verdreckt und vermüllt verlassen so manche Fahrgäste ihre Sitze in den Bussen.

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