Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ute Ehrmann kriegt „einen dicken Hals“
Wurzachs Busunternehmerin könnte zufrieden sein – Doch es gibt zwei Wermutstropfen
BAD WURZACH - Die neue Regiobus-Linie von Bad Wurzach nach Leutkirch und eine verbesserte Anbindung von Hauerz und Seibranz in den Kernort: Ute Ehrmann vom zuständigen Busunternehmen könnte rundum zufrieden sein. Wenn es im Freudenbecher nicht zwei Wermutstropfen gäbe.
„Eine coole Sache“sei der im Dezember eingeführte Regiobus R90 in die Große Kreisstadt, sagt Ute Ehrmann, die Chefin von Ehrmann-Reisen. Das Bad Wurzacher Busunternehmen fährt diese Linie als Subunternehmer der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee (RAB). Und die Chefin nutzt zusammen mit ihrem Mann Stephan die Linie auch selbst, im „Selbstversuch“, wie sie lächelnd sagt. „So kommen wir zum Beispiel ins Leutkircher Kino und auch wieder nach Hause“, berichtet sie, „und das an 365 Tagen im Jahr“.
Von 4.40 bis kurz nach Mitternacht sind die Regiobusse unterwegs, im Stunden- und zeitweise sogar im Halbstundentakt. „Die Busse haben sogar USB-Steckdosen und Wlan. Nur die Monitore fehlen noch, hier gibt es wegen Chipmangels Lieferschwierigkeiten“, erzählt Ute Ehrmann. Ihr Unternehmen habe für diese Linie „viel Geld in die Hand genommen“, eigens einen neuen Bus angeschafft und drei weitere bestellt.
Durch den eng getakteten Fahrplan hat der Gast guten Anschluss zur Weiterfahrt nach Bad Waldsee und Ravensburg oder mit dem Zug ab Leutkirch. „Der R90 kann eine echte Attraktion werden“, ist Ute Ehrmann überzeugt.
Eine Verbesserung wünscht sie sich dabei noch: „Eine Anbindung in die Gewerbegebiete, zum Beispiel bei Ziegelbach, wäre toll. Da ist noch Potenzial da.“
Während Ehrmann-Reisen den R90 im Auftrag fährt, ist sie auf den Linien 60 Hauerz-Bad Wurzach und 110 Seibranz-Bad Wurzach auf eigene Rechnung unterwegs. „Der Wunsch nach einem besseren ÖPNV in den Ortschaften war groß, daher haben wir da nun Verbesserungen vorgenommen“, berichtet Ute Ehrmann. Zwei sogenannte Rufbusse verbinden nun am Nachmittag zusätzlich bei Bedarf Hauerz, Seibranz und Ellwangen mit dem Kernort.
Vor allem die Schulen und ausfallenden Nachmittagsunterricht habe man da im Blick gehabt, so Ute Ehrmann, „aber das Angebot richtet sich an alle, die zum Beispiel zum Einkaufen oder Arbeiten in die Stadt oder wieder nach Hause müssen.“Das Anmelden des Bedarfs ist einfach: „Einfach bei uns anrufen oder uns eine E-Mail schicken“, so Ehrmann. Zu beachten sind dabei nur die Anmeldefristen. Für den Bus um 15.10 Uhr von Bad Wurzach über Hauerz nach Eberhardzell und wieder zurück endet die beispielsweise am selben Tag um 12 Uhr.
Für die Seibranzer Runde wurde der Fahrplan dabei sogar so erweitert, dass nun auch in den Ferien drei Busse täglich fahren. Zudem seien auf beiden Linien die Fahrzeiten so angepasst worden, dass die Busse nach Bad Waldsee, Wolfegg und Leutkirch erreicht werden können.
Ute Ehrmann sieht diese Fahrplanerweiterung als Service für die Kunden an. „Wir erwarten nicht, dass nun der große Run einsetzt. Das neue Angebot werden wohl zumindest vorerst nur Bestandskunden annehmen, sodass wir zwar zusätzliche Kosten, aber keine Mehreinnahmen haben werden. Und Zuschüsse erhalten wir dafür keine.“
Eine Schattenseite des neuen Busfahrplans, der seit Dezember gilt, sei die Schließung der Haltestellen in der Leutkircher Straße in Bad Wurzach. „Sehr bedauerlich“findet Ute Ehrmann dies. Begründet wurde es vom Landratsamt unter anderem damit, dass dadurch die Innenstadt von Busverkehr entlastet wird. Fahrten durchs Zentrum seien auch „Stress für unsere Fahrer, der nun wegfällt“, so die Chefin.
Doch hätte sie die Haltestellen „Leutkircher Straße und „Kurverwaltung“trotzdem nicht geschlossen: „Der ÖPNV muss dahin, wo der Fahrgast ist. Da darf man nicht zu sehr zentralisieren.“
Unter diesem Gesichtspunkt hält sie auch die geplante Verlegung der Haltestelle „Postplatz“raus zum Schulzentrum für „sehr schwierig“. Weitaus mehr Ärger bereitet ihr derzeit aber der Vandalismus in ihren Bussen. „Seit Beginn dieses Schuljahres gibt es auffallend häufig Beschädigungen. Da wird Müll liegen gelassen, werden Sitze verdreckt, beschmiert oder sogar aufgeschnitten und Haltegriffe herausgerissen.“
Kürzlich seien sogar die Kabelkanäle der USB-Steckdosen aufgeschnitten worden. Aufgrund des bislang ungewohnten Ausmaßes hat das Unternehmen mittlerweile die Polizei eingeschaltet.
Betroffen ist laut Ute Ehrmann vor allem die Schulbuslinie aus Richtung Eberhardzell/Füramoos. Es müssen Schüler sein“, vermutet sie und ist fassungslos: „Ich verstehe einfach nicht, warum man so etwas macht und krieg’ da wirklich einen ganz dicken Hals. Wer sowas macht, hat keinen Respekt vor dem Eigentum anderer und auch nicht vor unseren Fahrern, die den ganzen Dreck wegräumen müssen.“