Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

So funktionie­rt ein Großeinsat­z am Flughafen

Nach Rauchgeruc­h in der Kabine untersuche­n Techniker die in Friedrichs­hafen „gestrandet­e“Easyjet-Maschine

- Von Jens Lindenmüll­er

FRIEDRICHS­HAFEN - Die EasyjetMas­chine vom Typ A320, die am Samstag auf dem Weg von London nach Innsbruck ungeplant in Friedrichs­hafen gelandet war und einen Großeinsat­z der Rettungskr­äfte ausgelöst hatte, ist am Montag von Technikern inspiziert worden. Im Anflug auf den Bodensee-Airport hatte der Pilot dem Tower technische Probleme gemeldet, die zu Rauchgeruc­h in der Kabine geführt hatten. Zur möglichen Ursache wollte sich Easyjet am Montag gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“nicht äußern.

„Da es sich derzeit noch um laufende Untersuchu­ngen handelt, kann Easyjet leider zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Einzelheit­en nennen“, ließ die britische Fluggesell­schaft über ihren Kommunikat­ionspartne­r APCO Worldwide ausrichten. Auch dazu, wie lange die Maschine für weitere Untersuchu­ngen und gegebenenf­alls Reparature­n noch in Friedrichs­hafen und am Boden bleiben muss, gaben Easyjet beziehungs­weise APCO keine Auskünfte.

Der A320 mit 146 Passagiere­n und sechs Crew-Mitglieder­n an Bord war am Samstagnac­hmittag auf dem Weg nach Innsbruck. Eine Landung wäre dort aber auch aufgrund der Wetterlage nicht möglich gewesen, hinzukamen dann noch die technische­n Probleme. Mit der Meldung eines Luftnotfal­ls löste der Tower des Bodensee-Airports um 16.45 Uhr zum einen den internen Notfallpla­n des Flughafens aus, durch den ein Krisenstab aktiviert wird, zum anderen die größtmögli­che Alarmierun­gskette im Zusammenha­ng mit einem Notfall am Flughafen Friedrichs­hafen. Eine Ermessense­ntscheidun­g war das nicht. Im Gegenteil.

Wie Kreisbrand­meister Peter Schörkhube­r erklärt, gibt es klar festgeschr­iebene Kriterien, nach denen ein bestimmtes Szenario mit einem entspreche­nden Alarmstich­wort hinterlegt ist. Und dieses Stichwort löst dann wiederum eine klar definierte Alarmierun­gskette aus.

Vorgeplant sei dabei nicht nur, in welchem Radius die Feuerwehre­n sowie Rettungs- und Sanitätsdi­enste alarmiert werden, sondern auch genau, wer mit welchem Fahrzeug anrücken muss und auch wo am Flughafen diese Fahrzeuge samt Besatzung dann zunächst in Position gebracht werden. Im Fall des Easyjet-Fluges EZY8297 waren aufgrund der Größe beziehungs­weise des Gewichts des Flugzeugs und der Anzahl der Passagiere die Kriterien für das Alarmierun­gsstichwor­t „Flughafen 3“erfüllt.

Mehr Rettungskr­äfte werden für einen Notfall am Flughafen Friedrichs­hafen mit keinem anderen Stichwort alarmiert – zumindest nicht in der Erstalarmi­erung. „Der Pilot hat mir gesagt, dass er noch nie so viel Blaulicht an einem Flughafen gesehen habe“, berichtet Peter Schörkhube­r, der am Samstag selbst ziemlich schnell vor Ort war, weil er auf dem Rückweg von einem anderen Einsatz ohnehin gerade durch Friedrichs­hafen fuhr. Nachdem alle Passagiere die Maschine unversehrt verlassen hatten, war der Kreisbrand­meister auch kurz an Bord, um mit dem Piloten zu sprechen, für den diese Situation offenbar eine Premiere war.

Insgesamt waren letztlich, koordinier­t durch den Kommandant­en der Werkfeuerw­ehr des BodenseeAi­rports als Einsatzlei­ter, fast 300 Einsatzkrä­fte aus dem gesamten Bodenseekr­eis vor Ort – 150 von den Feuerwehre­n und vom Technische­n Hilfswerk, etwa 120 von den Rettungs

und Sanitätsdi­ensten und 14 Beamte der Polizei. Verletzte gab es zwar nicht, fester Bestandtei­l des Notfallpla­ns ist aber, dass kein Passagier und kein Crewmitgli­ed den Flughafen verlässt, ohne zuvor von Helfern der Rettungs- und Sanitätsdi­enste gesichtet und befragt worden zu sein.

Einer dieser Helfer war am Samstag Markus Klein vom Notfallnac­hsorgedien­st des DRK, der sich um Menschen in psychische­n Ausnahmesi­tuationen kümmert. „Wir haben uns unter die Leute gemischt und geschaut, wie es ihnen geht. Teilweise gab es auch Gesprächsb­edarf. An die Kinder haben wir als positive Ablenkung Teddybären verteilt. Unsere klassische Aufgabe mussten wir aber nicht verrichten“, berichtet Klein.

Auch wenn die Ausnahmesi­tuation letztlich bei keinem Passagier akute psychische Probleme auslöste, hätten sich viele Passagiere, die letztlich mit Bussen nach Innsbruck gefahren wurden, zum Abschied bei ihnen bedankt, auch stellvertr­etend für alle anderen Einsatzkrä­fte. „Es hilft oft schon zu wissen, dass jemand da ist, den man ansprechen kann, wenn es ein Problem gibt“, so Klein.

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FOTO: SHY Techniker untersuche­n am Montag die Easyjet-Maschine, die am Samstag wegen Rauchgeruc­hs in der Kabine ungeplant in Friedrichs­hafen gelandet ist.
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