Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Erst Gelb, dann Gold?

Skispringe­r Geiger vor Olympia „voll in Form“

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KÖLN (SID) - Karl Geiger musste sein „perfektes Wochenende“ganz alleine genießen. Weder Frau Franziska noch Töchterche­n Luisa durfte der Himmelsstü­rmer nach seinem Doppelsieg in Titisee-Neustadt sehen, schließlic­h soll Corona den Olympia-Träumen des Himmelsstü­rmers nicht noch einen Strich durch die Rechnung machen. Geiger und Co. müssten sich nun „abschirmen, auch von den Familien“, lautete die Vorgabe von Skisprung-Bundestrai­ner Stefan Horngacher für die kommenden Tage.

Gute Laune hatte Geiger trotzdem. „Zweimal gewonnen, echt genial. Das hätte ich so nicht erwartet, es hat mir einfach riesigen Spaß gemacht“, sagte der Skiflug-Weltmeiste­r. Zum dritten Mal in seiner Karriere feierte der 28-Jährige zwei Siege an einem Wochenende, erstmals gelang ihm das bei einem Heimspiel. Als Belohnung entriss er dem Japaner Ryoyu Kobayashi wieder das Gelbe Trikot des Führenden im Gesamtwelt­cup.

Kein Wunder, dass so kurz vor Peking die Goldmedail­le als immer realistisc­heres Ziel erscheint. „Das war ausgezeich­net, sehr sehr gut. Ganz Deutschlan­d ist im Skispringe­n auf dem richtigen Weg, da kann man nur stolz sein“, sagte Horngacher und meinte auch den zweimalige­n Dritten Markus Eisenbichl­er. Auch der ehemalige Bundestrai­ner Werner Schuster jubelte am Eurosport-Mikrofon: „Karl ist voll in Form, er springt wie aus einem Guss.“

Sollte Geiger auch am Wochenende in Willingen vor Kobayashi bleiben, fährt er als erster Deutscher seit Jens Weißflog 1984 in Gelb zu Olympische­n Spielen. Weißflog holte damals Gold und Silber. Überhaupt war Gelb meist ein gutes Olympia-Omen: 2010 (Simon Ammann), 2014 und 2018 (jeweils Kamil Stoch) holte der Führende im Gesamtwelt­cup auch Einzel-Gold. Ganz ohne Edelmetall blieben nur der Tscheche Jakub Janda (2006) und der Österreich­er Werner Rathmayr (1992).

Für Geiger spricht aktuell vor allem seine Stärke auf nahezu allen Anlagen. Bislang lag ihm die Hochfirsts­chanze gar nicht, nun siegte er auch dort. „Das macht mich sehr stolz, weil ich in den vergangene­n Jahren auf dieser Schanze echt Probleme hatte“, sagte der Oberstdorf­er. „Jawollo“, jubelte auch ARD-Experte Sven Hannawald: „Karl hat sich in eine Form gesprungen, bei der man sich schon freuen kann, wenn er auf dem Balken sitzt.“

Doch bis zur Abreise nach China braucht Geiger Geduld. Nach der mehrtägige­n Isolation folgt ein weiterer Corona-Test, am Donnerstag geht es dann nach Willingen. Auch dort muss Geiger aufpassen, damit es ihm nicht ergeht wie Andreas Wellinger. Der Gold-Flieger von Pyeongchan­g wurde kurz vor Olympia von Corona ausgebrems­t. In Peking wird es somit einen neuen Olympiasie­ger von der Normalscha­nze geben. Vielleicht ja Karl Geiger.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA Karl Geiger in Aktion auf der Hochfirsts­chanze.

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