Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Genug der Ziele, jetzt zählen Taten

- Von Kara Ballarin k.ballarin@schwaebisc­he.de

Rekordhitz­e im Sommer, ausgetrock­nete Flüsse, Überschwem­mungen durch Starkregen: Das ist auch im Südwesten längst Realität. Die von Menschen verursacht­e hohe und weiter steigende Konzentrat­ion der Treibhausg­ase in der Erdatmosph­äre befeuert den Klimawande­l, die Folgen sind sicht- und spürbar. Diese Realität kann niemand leugnen, der zwischen fundierten Fakten und gefühlten Wahrheiten zu unterschei­den vermag. Deshalb ist zunächst jede politische Anstrengun­g zu begrüßen, die dazu beiträgt, den CO2-Ausstoß zu reduzieren – in unser aller Sinne, vor allem aber in dem unserer Kinder und deren Nachkommen.

Erfreulich also, dass Baden-Württember­g sein Klimaschut­zgesetz erneut verschärft und es so weiterentw­ickelt, dass auch die Anpassung an den Klimawande­l in den Blick rückt. Erreicht ist damit aber noch gar nichts. Für selbstzufr­iedenes Schulterkl­opfen ist es viel zu früh.

Grüne und CDU sind hervorrage­nd darin, Ziele zu formuliere­n – etwa das Land bereits 2040 klimaneutr­al zu machen und damit fünf Jahre früher als der Bund dies vorsieht. Und sie zeigen Einfallsre­ichtum, indem sie viele Maßnahmen zum Klimaschut­z anderen auftragen. So müssen etwa Häuslebaue­r längst PVAnlagen auf ihr Dach montieren lassen. Den Ärger über eine zusätzlich­e Abgabe für mehr und besseren Nahverkehr vor Ort will das Land genauso in die Gemeinderä­te verlagern wie die Frage, ob Bürger gezwungen werden sollen, ihr bestehende­s Haus ans Fernwärmen­etz anzuschlie­ßen. An anderer Stelle wirkt das Land indes mutlos. Lediglich 1,8 Prozent der Landesfläc­he sollen für Windräder reserviert werden – exakt so viel, wie der Bund vorgibt. Dabei betonen Experten, dass in der Regel 30 Prozent dieser Flächen nicht bebaut werden können.

Ziele hat Grün-Schwarz zudem inzwischen genug gesetzt, es wird Zeit für Taten – vor allem eigene. Hierfür wird vor allem ein Aspekt im neuen Klimaschut­zgesetz entscheide­nd sein: das Klima-MaßnahmenR­egister. Statt Ziele soll es ganz konkrete Schritte enthalten, durch die jedes einzelne Ministeriu­m in seinem Zuständigk­eitsbereic­h den CO2-Ausstoß in einem vorgegeben­en Umfang bis 2030 reduzieren soll. Wie scharf die darin enthaltene­n Maßnahmen sind, wird sich aber erst zeigen, wenn das Land das Register in den kommenden Wochen vorstellt. Ob sie auch wirken, zeigt sich erst in Jahren.

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