Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Scholz lobt Chipfabrik im Saarland
ZF Friedrichshafen und US-Konzern investieren in Hightech-Werk – 600 neue Jobs
- Der Friedrichshafener Autozulieferer ZF und das US-Unternehmen Wolfspeed wollen im saarländischen Ensdorf eine neue Gigafabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter aufbauen. Angesichts der zuletzt viel diskutierten Lieferkettenprobleme sagte ZF-Chef Holger Klein, die Entscheidung für dieses Projekt sei „die absolut richtige“. Die Automobilbranche stehe mit dem Umstieg auf die Elektromobilität und dem von der EU beschlossenen Verkaufsverbot für neue Verbrenner ab 2035 vor „gewaltigen Herausforderungen“. „Wir wollen mit der geplanten weltweit größten und modernsten Fabrik für Halbleiter aus
Siliziumkarbid Geschichte schreiben“, betonte Wolfspeed-Vorstandschef Gregg Lowe am Mittwoch bei der Vorstellung des Projekts unter Federführung seines Unternehmens. Geplant ist zudem der gemeinsame Aufbau eines neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums unter Führung von ZF.
Zur Vorstellung des Projekts kamen auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). „Viel spricht dafür, dass Halbleitern aus Siliziumkarbid die Zukunft gehört“, sagte Scholz. „Die neue Chipfabrik wird einen deutlichen Beitrag dazu leisten, dass die europäische Wirtschaft verlässlich mit Halbleitern versorgt wird.“Mit der Großinvestition
kehre „die industrielle Revolution nach Ensdorf zurück“. Habeck verwies auf die jüngsten Lieferengpässe bei Halbleitern. „Wir brauchen die Halbleiter. Schnell“, sagte er.
„Wolfspeed und ZF werden die Herstellung von SiliziumkarbidHalbleitern auf ein völlig neues Level heben“, sagte ZF-Vorstandsmitglied Stephan von Schuckmann. Die neue Generation von 200-MillimeterHalbleitern bedeute „für Elektrofahrzeuge höhere Reichweiten, kleinere Batterien und geringere Kosten“. Für ZF böte dies zugleich „Chancen zur Transformation“. Siliziumkarbid-Halbleiter kommen unter anderem in Elektroautos zum Einsatz. Der Wolfspeed-Vorstandschef sprach von einer „neuen Ära in der Automobilindustrie“durch die Chips. Diese werden aber auch in anderen Bereichen eingesetzt, etwa in Solarparks und Windkraftanlagen.
Im neuen Werk sollen rund 600 Arbeitsplätze entstehen. Die Ansiedlung in Ensdorf wird vom Staat mit Fördermitteln unterstützt. Der Wolfspeed-Chef kalkuliert mit Beihilfen von „20 bis 25 Prozent der Investitionssumme“, was bei einem Volumen von drei Milliarden US-Dollar im besten Fall gut 750 Millionen USDollar (688 Millonen Euro) bedeuten würde. Scholz bekennt sich ausdrücklich zur staatlichen Förderung des Vorhabens, nannte aber keine Summen. Entstehen soll das Werk auf dem Gelände eines früheren Kohlekraftwerks.