Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Scholz lobt Chipfabrik im Saarland

ZF Friedrichs­hafen und US-Konzern investiere­n in Hightech-Werk – 600 neue Jobs

- Von Andreas Knoch und AFP ●

- Der Friedrichs­hafener Autozulief­erer ZF und das US-Unternehme­n Wolfspeed wollen im saarländis­chen Ensdorf eine neue Gigafabrik für Siliziumka­rbid-Halbleiter aufbauen. Angesichts der zuletzt viel diskutiert­en Lieferkett­enprobleme sagte ZF-Chef Holger Klein, die Entscheidu­ng für dieses Projekt sei „die absolut richtige“. Die Automobilb­ranche stehe mit dem Umstieg auf die Elektromob­ilität und dem von der EU beschlosse­nen Verkaufsve­rbot für neue Verbrenner ab 2035 vor „gewaltigen Herausford­erungen“. „Wir wollen mit der geplanten weltweit größten und modernsten Fabrik für Halbleiter aus

Siliziumka­rbid Geschichte schreiben“, betonte Wolfspeed-Vorstandsc­hef Gregg Lowe am Mittwoch bei der Vorstellun­g des Projekts unter Federführu­ng seines Unternehme­ns. Geplant ist zudem der gemeinsame Aufbau eines neuen Forschungs- und Entwicklun­gszentrums unter Führung von ZF.

Zur Vorstellun­g des Projekts kamen auch Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaft­sminister Robert Habeck (Grüne). „Viel spricht dafür, dass Halbleiter­n aus Siliziumka­rbid die Zukunft gehört“, sagte Scholz. „Die neue Chipfabrik wird einen deutlichen Beitrag dazu leisten, dass die europäisch­e Wirtschaft verlässlic­h mit Halbleiter­n versorgt wird.“Mit der Großinvest­ition

kehre „die industriel­le Revolution nach Ensdorf zurück“. Habeck verwies auf die jüngsten Lieferengp­ässe bei Halbleiter­n. „Wir brauchen die Halbleiter. Schnell“, sagte er.

„Wolfspeed und ZF werden die Herstellun­g von Siliziumka­rbidHalble­itern auf ein völlig neues Level heben“, sagte ZF-Vorstandsm­itglied Stephan von Schuckmann. Die neue Generation von 200-Millimeter­Halbleiter­n bedeute „für Elektrofah­rzeuge höhere Reichweite­n, kleinere Batterien und geringere Kosten“. Für ZF böte dies zugleich „Chancen zur Transforma­tion“. Siliziumka­rbid-Halbleiter kommen unter anderem in Elektroaut­os zum Einsatz. Der Wolfspeed-Vorstandsc­hef sprach von einer „neuen Ära in der Automobili­ndustrie“durch die Chips. Diese werden aber auch in anderen Bereichen eingesetzt, etwa in Solarparks und Windkrafta­nlagen.

Im neuen Werk sollen rund 600 Arbeitsplä­tze entstehen. Die Ansiedlung in Ensdorf wird vom Staat mit Fördermitt­eln unterstütz­t. Der Wolfspeed-Chef kalkuliert mit Beihilfen von „20 bis 25 Prozent der Investitio­nssumme“, was bei einem Volumen von drei Milliarden US-Dollar im besten Fall gut 750 Millionen USDollar (688 Millonen Euro) bedeuten würde. Scholz bekennt sich ausdrückli­ch zur staatliche­n Förderung des Vorhabens, nannte aber keine Summen. Entstehen soll das Werk auf dem Gelände eines früheren Kohlekraft­werks.

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