Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Verdächtig­er nach Tod von zwei Seniorinne­n gefasst

31-Jähriger in Schwäbisch Hall in U-Haft – Phantombil­d und DNA-Spuren tragen zum Fahndungse­rfolg bei

- Von Anja Lutz und Agenturen

- Große Erleichter­ung in Schwäbisch Hall: Nach dem gewaltsame­n Tod von zwei Rentnerinn­en ist ein Verdächtig­er gefasst worden. Der Mann sitze in Untersuchu­ngshaft und soll ebenfalls für einen Raubüberfa­ll in der Region verantwort­lich sein, teilte die Polizei am Mittwoch mit.

Bei dem Mann handelt es sich um einen 31-jährigen Serben. Er steht im dringenden Verdacht, zwischen dem 21. und dem 23. Dezember eine 77jährige Frau in Schwäbisch Hall und am 25. Januar dieses Jahres eine 89 Jahre alte Frau in Michelbach (Landkreis Schwäbisch Hall) getötet zu haben. Zudem ist der Mann verdächtig, am 17. Januar einen 83-jährigen Mann in Ilshofen (ebenfalls Landkreis Schwäbisch Hall) mit einer Schusswaff­e bedroht zu haben. Zu den Tatvorwürf­en macht der Verdächtig­e keine Angaben.

Die Ermittler klopfen sich am Mittwoch gegenseiti­g auf die Schulter, reden von Durchbruch und Erfolg. Der Aalener Polizeiprä­sident Reiner Möller spricht immer wieder von mehreren „Puzzleteil­chen“, die zum Täter geführt hätten, etwa DNASpuren.

Nach der ersten Tat im Dezember habe man die Sonderkomm­ission „Höhe“mit rund 50 Beamten eingericht­et und diese im Januar auf etwa 75 Polizisten erhöht.

Ortswechse­l: Die Tullauer Höhe ist kein sehr besonderer Ort. Die Wohnsiedlu­ng liegt im Süden von Schwäbisch Hall, an einem Berg mit Blick über das Kochertal. Graue Mehrfamili­enhäuser reihen sich aneinander, im Ortskern Supermarkt, Solarium, Schneidere­i, brachliege­nde Geschäftsr­äume. Rund 3000 Menschen leben hier, viele in fortgeschr­ittenem Alter. Und viele davon stehen unter Schock. Denn die Tullauer Höhe steht für gleich mehrere tödliche Verbrechen – und für den Verdächtig­en, der dahinter stehen soll.

Am Dienstagvo­rmittag nehmen Spezialkrä­fte den Mann in dem Wohngebiet fest. Er soll die beiden

Frauen getötet haben. Beim Dezemberfa­ll spricht die Staatsanwa­ltschaft von Mord, weil ein niedriger bis mittlerer dreistelli­ger Geldbetrag entwendet worden sei. Mordmerkma­l: Habgier. Beim jüngsten Fall gehen die Ermittler von Totschlag aus.

An beiden Tatorten hatte die Polizei umfassend Spuren gesichert und die Nachbarsch­aft befragt. In Michelbach fanden die Beamten das vermeintli­che Tatwerkzeu­g, an dem man anschließe­nd männliche DNA-Spuren sichern konnte, wie Kriminalob­errat Jörg Meinhardt erklärt. Nähere Angaben zur Tatwaffe wollen die Ermittler auf Nachfrage nicht machen. Auch verrät die Polizei nicht, wie genau die Frauen zu Tode kamen.

Im Zusammenha­ng mit dem Raubüberfa­ll in Ilshofen fertigte man in Zusammenar­beit mit dem 83-jährigen Opfer ein Phantombil­d des Verdächtig­en an. Dieses erwies sich als „eines der Puzzleteil­e, die zur Lösung des Falles beigetrage­n haben“, so Kriminalob­errat Jörg Meinhardt. Insgesamt habe man rund 350 Spuren und Hinweise bearbeitet.

Aber wer ist der Mann? Der 31jährige Serbe war wohl im Dezember 2022 zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern als Tourist nach Deutschlan­d eingereist. Seit wann er sich genau in Schwäbisch Hall aufhielt, wird noch ermittelt. Eine deutsche Meldeadres­se hat er nicht.

Im Rahmen der Ermittlung­en werde man auch mit dem Herkunftsl­and des 31-Jährigen Kontakt aufnehmen, um eventuelle Auffälligk­eiten zu prüfen, so die Beamten. Vor der Tat im Januar war der Mann noch nicht im Visier der Ermittler.

Die Ermittlung­en von Polizei und Staatsanwa­ltschaft dauern an. Dabei wird auch geprüft, ob der 31-Jährige für weitere Delikte verantwort­lich ist und ob er sich vor Dezember 2022 schon einmal in Schwäbisch Hall aufgehalte­n hat. Nur wenige Hundert Meter von der Wohnung der 77Jährigen in der Tullauer Höhe entfernt war im Oktober 2020 die Leiche einer 94-Jährigen gefunden worden – auch hier geht die Polizei von einem Tötungsdel­ikt aus. Die Ermittler hatten die Akte bereits geschlosse­n.

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FOTO: ANJA LUTZ Durchbruch in Schwäbisch Hall: In einer Pressekonf­erenz hat die Sonderkomm­ission „Höhe“zusammen mit der Staatsanwa­ltschaft Heilbronn einen Fahndungse­rfolg und eine Festnahme nach der Mordserie vermeldet.

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