Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

So verkauft man Unikate

Fünf Tipps, wie Erbstücke oder Dachbodenf­unde am besten veräußert werden

- Von Felicitas Stirn

(dpa) - Möbel, Kunst, Schmuck, Münzen, Porzellan oder Vintage-Kleidung: Groß ist die Bandbreite an wertvollen Fundoder Sammlerstü­cken, die etwa bei Entrümpelu­ngen oder Haushaltsa­uflösungen auftauchen können. Wer sie zu Geld machen möchte, sollte entweder bereits Ahnung haben oder sich im Vorfeld schlaumach­en. Sonst liegt die Ausbeute womöglich weit unter dem eigentlich­en Wert.

Schritt eins: Bestandsau­fnahme machen

Der erste Schritt ist daher eine Bestandsau­fnahme. Man sollte das edle Stück detaillier­t analysiere­n, rät Kunsthisto­rikerin Friederike Werner. Gibt es zum Beispiel eine eindeutig lesbare Signatur am Objekt, könne über diese schon viel in Erfahrung gebracht werden. Eine Recherche im Internet oder – bei sehr alten Stücken – in der Bibliothek liefere meist erste Informatio­nen zum Hintergrun­d des Objekts.

Wenn keine Signatur vorhanden ist, lohnt sich eine technische Betrachtun­g des Gegenstand­s: Um was für ein Objekt handelt es sich? Wofür wurde es benutzt? Wie ist die materielle Beschaffen­heit? Wie sind Maße und Gewicht? Gibt es auffällige Besonderhe­iten? „Ich rege Sie zur Detektivar­beit an. Nehmen Sie die Lupe in die Hand und schauen Sie genau hin“, sagt Kunstexper­tin Werner.

Wer also ein möglicherw­eise edles Schmuckstü­ck geerbt hat, sollte recherchie­ren, aus welchem Material der Schmuck gearbeitet wurde. Befindet sich irgendwo ein kleiner Stempel? Wie groß und schwer ist der Schmuck? Diese Bestandsau­fnahme ist unumgängli­ch, denn nur so nähert man sich dem Wert des Gegenstand­s.

Wer selbst gar nicht weiterkomm­t, kann Sammler-Communitys einbeziehe­n oder die Fachschätz­ung eines Sachgutach­ters einholen, rät Sarah Geiker von Ebay Deutschlan­d.

Schritt zwei: Vergleichs­objekte suchen

Im nächsten Schritt gilt es, möglichst vergleichb­are Stücke zu finden, um eine grobe Vorstellun­g vom Wert der Sache zu erhalten. Das kann erst mal eine gänzlich unstruktur­ierte Internetsu­che sein. Zu bestimmten Gegenständ­en, wie zum Beispiel Porzellan, gibt es im Internet eine Fülle an Katalogen, die

leicht über Suchmaschi­nen gefunden werden können.

Zudem kann es sich lohnen, in bekannten Online-Auktionspo­rtalen nach Ähnlichem zu suchen. Über die erweiterte Suche in beendeten Angeboten finde sich hier zu fast jedem Unikat ein Vergleichs­objekt, so Sarah Geiker. Aufgrund ihrer breiten Bekannthei­t und Nutzung sind solche Portale auch für Sammlerinn­en und Sammler oft die erste Anlaufstel­le und bieten später gute Verkaufsch­ancen.

Wer vergleichb­are Objekte zu einem Kunstwerk sucht, ist womöglich bei speziellen Online-Kunsthändl­ern besser aufgehoben. Dort kann man häufig auch Preisschät­zungen von Fachleuten vornehmen lassen. Das ist zwar kostenpfli­chtig, kann aber innerhalb weniger Tage eine zuverlässi­ge und seriöse Einordnung bieten. Angesichts der Preise lohnt das aber wirklich nur für hochwertig­e oder namhafte Kunst.

Schritt drei: Auktionshä­user und Experten einbeziehe­n

Überhaupt kann es hilfreich sein, eine Expertise für Objekte anzufragen. Nicht alles muss übers Internet laufen. In Auktionshä­usern kann man direkt anfragen, ob Interesse an dem

besonderen Stück besteht. Sollte das so sein, geben die Häuser in der Regel sogar kostenlos eine Einschätzu­ng ab. Eine kleine Vorab-Recherche, welches Auktionsha­us auf welches Thema spezialisi­ert ist, ist aber dennoch zu empfehlen. Auktionshä­user bieten den Vorteil, dass sie wissen, wer was sammelt, und entspreche­nde Kontakte haben.

Fachleute sehen außerdem auf den ersten Blick, in welche Richtung ein Objekt geht, und wissen, wo sie nachschlag­en müssen. Sie erkennen Unstimmigk­eiten schneller, sollte es sich zum Beispiel doch nur um ein Imitat, Kitsch oder wertlose Massenware handeln.

Schritt vier: Wiederverk­äufer und Märkte in Betracht ziehen

Wenn man mehrere Objekte verkaufen möchte, wie zum Beispiel edle Designerkl­eidung, kann es sich lohnen, den Händler vor Ort anzusprech­en oder im Secondhand­laden anzufragen. Auch der Verkauf auf eigene Faust auf Flohmärkte­n, Antikmärkt­en oder Messen kann durchaus eine Option sein. Die Gebühren sind hier vergleichs­weise überschaub­ar.

Allerdings sollte man sich klarmachen, dass die Kundschaft auf solchen Märkten oft nur zum Zeitvertre­ib

vorbeischa­ut. Hohe Preise wird man eher nicht erzielen. „Objekte von 30 bis 80 Euro lassen sich in der Regel noch verkaufen, darüber wird es schwierig“, sagt Kunstexper­te Thomas Faessler. „Das Ambiente passt einfach nicht für hochwertig­e und höherpreis­ige Gegenständ­e.“

Schritt fünf: Der eigentlich­e Verkauf

Überhaupt ist es mit dem Verkauf so eine Sache. Den ungefähren Wert des Unikats zu kennen, heißt leider nicht, dass es automatisc­h auch verkauft wird. „Nur weil ein Objekt etwas wert ist, will es nicht gleich jemand haben“, sagt Kunsthisto­rikerin Friederike Werner. Selbst bei hochwertig­en Objekten könne der Verkauf langwierig werden. Zudem müsse man sich darauf einstellen, dass teils deutlich niedrigere Verkaufspr­eise als der Schätzwert erzielt werden. Deshalb ist es gut, sich die persönlich­e Schmerzgre­nze klarzumach­en: Bis zu welchem Preis möchte ich verkaufen? Unter Umständen lohnt es sich, das Unikat selbst zu behalten und in liebevolle­r Erinnerung aufzubewah­ren. Manche Objekte haben eben doch eher einen persönlich-sentimenta­len Wert als eine echte Verkaufsch­ance.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Sie haben den Durchblick: Fachleute erkennen in der Regel schnell, ob es sich bei einem Schmuckstü­ck um ein billiges Imitat handelt.

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