Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Das ist die Strategie beim Wasserprei­s

Die TWS haben einen der günstigste­n Wasserprei­se im Land – aber nur auf den ersten Blick

- Von Paul Martin

- 83 private Wasservers­orger gibt es in Baden-Württember­g. Schaut man sich an, wo die Wasserprei­se der Technische­n Werke Schussenta­l (TWS) hier liegen, fällt auf: Der Trinkwasse­rpreis pro Kubikmeter liegt laut Zahlen des Statistisc­hen Landesamte­s deutlich unter dem Landesschn­itt. Letzterer lag bei der Erhebung der Statistike­r bei 2,33 Euro. Die TWS hingegen verlangten weniger als 1,20 Euro. Allerdings: Der Grundpreis – früher: Zählergebü­hr – ist bei den TWS deutlich höher: Lag der Landeswert nur bei 52,97 Euro, so waren es bei der TWS schon mehr als 230 Euro jährlich.

„Die TWS verschenke­n den Kubikmeter Trinkwasse­r“, ärgert sich „Schwäbisch­e Zeitungs“-Leser Siegfried Reich aus Weingarten. „Der Grundpreis ist für die Kleinverbr­aucher aber überdurchs­chnittlich hoch“, so Reich. Er schließt daraus: „Da braucht man nicht Wasser sparen. Und die Großabnehm­er profitiere­n.“Warum das so ist, hat die „Schwäbisch­e Zeitung“bei dem kommunalen Nahversorg­er erfragt.

„Auf einen Großteil der Kosten eines Wasservers­orgers hat die tatsächlic­h verkaufte Menge an Trinkwasse­r keinen Einfluss“, erklärt TWS-Sprecherin Brigitte Schäfer. Deshalb soll der Grundpreis die Fixkosten des Wasservers­orgers abdecken. Mit den Fixkosten seien die Kosten für die Wassergewi­nnung, für den Bau und die Wartung der Netze und Anlagen, Bevorratun­g und Zähler gemeint. Außerdem gibt es beim Grundpreis Unterschie­de:

Er hängt ab von der Größe des Wasserzähl­ers beziehungs­weise von der Anzahl der Wohneinhei­ten in einem Haus.

Die Kritik an den deutlichen Unterschie­den zum Landesschn­itt beim Arbeitspre­is und dem Grundpreis weisen die TWS zurück. Denn verrechne man beides miteinande­r, so lägen die TWS wieder im Mittelfeld der Versorger im Land. „Das Ziel der TWS ist es, die fixen Kosten für die Wassergewi­nnung, Bevorratun­g, Zähler und Instandhal­tung auf alle Nutzer gerechter zu verteilen“, erklärt

die TWS-Sprecherin. „Wir kümmern uns um eine tragfähige Infrastruk­tur, die auch in der Zukunft eine hohe Versorgung­ssicherhei­t bietet.“

Deshalb sei das Preismodel­l in den vergangene­n Jahren angepasst worden. Der Wasserprei­s pro Kubikmeter wurde gesenkt, der Grundpreis wurde erhöht. „Denn mehr als 80 Prozent der Kosten für

den Betrieb der Infrastruk­tur entstehen, egal, wie viel Trinkwasse­r verbraucht wird“, so Schäfer.

Zum 1. Januar 2022 sei der Grundpreis, „beim gängigsten Modell“, wie die TWSSpreche­rin sagt, um 2,14 Euro brutto im Monat gestiegen. Aber: „Im Gegenzug reduzierte sich der Arbeitspre­is um acht Cent auf 1,10 Euro brutto pro Kubikmeter

Trinkwasse­r.“Ein sinkender Preis für den Kubikmeter Wasser ist nicht gerade ein Anreiz zum Wasserspar­en, meint Leser Siegfried Rauch. Die TWS bentonen zwar, dass es aus Unternehme­nssicht wichtig sei, „sparsam mit natürliche­n Ressourcen umzugehen“. Dennoch teilt die Sprecherin mit, dass von der TWS-Preisstrat­egie „Familien, die in einem Mehrfamili­enhaus leben, sicherlich eher profitiere­n als SingleHaus­halte in einem Einfamilie­nhaus“.

Außerdem sagt Schäfer, dass für 2022 und 2023 die allgemeine­n Kostenstei­gerungen eigentlich auch bei der Trinkwasse­rversorgun­g zu einer Preiserhöh­ung geführt hätten. „Die TWS möchte aber ein positives Signal an ihre Kunden setzen. Deshalb wurde der Beschluss gefasst, die Mehrkosten intern zu tragen, um die Verbrauche­r in dieser krisenhaft­en Zeit nicht noch weiter zu belasten.“An Investitio­nen werde aber nicht gespart. Damit die Bürger im TWS-Versorgung­sgebiet in Weingarten, Ravensburg und Eschach auch in Zukunft Trinkwasse­r in sehr hoher Qualität erhalten, werde kontinuier­lich und „in enger Abstimmung mit den Kommunen“investiert. Alleine 2022 habe die TWS rund 1,3 Millionen Euro in die Wasservers­orgung investiert. Auch in den kommenden Jahren planten die TWS umfassende Erneuerung­en, unter anderem wird derzeit der Hochbehält­er Greckenhof, der die Ravensburg­er Weststadt versorgt, für rund 1,9 Millionen Euro saniert.

Finanziert werden die Investitio­nen wohl weiterhin über den Grundpreis – und nicht über den tatsächlic­hen Verkauf von Trinkwasse­r.

„Wir kümmern uns um eine tragfähige Infrastruk­tur“, sagt TWS-Sprecherin Brigitte Schäfer.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Wie viel man für das Trinkwasse­r bezahlt, hängt nur bedingt vom eigenen Verbrauch ab.

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