Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Das ist die Strategie beim Wasserpreis
Die TWS haben einen der günstigsten Wasserpreise im Land – aber nur auf den ersten Blick
- 83 private Wasserversorger gibt es in Baden-Württemberg. Schaut man sich an, wo die Wasserpreise der Technischen Werke Schussental (TWS) hier liegen, fällt auf: Der Trinkwasserpreis pro Kubikmeter liegt laut Zahlen des Statistischen Landesamtes deutlich unter dem Landesschnitt. Letzterer lag bei der Erhebung der Statistiker bei 2,33 Euro. Die TWS hingegen verlangten weniger als 1,20 Euro. Allerdings: Der Grundpreis – früher: Zählergebühr – ist bei den TWS deutlich höher: Lag der Landeswert nur bei 52,97 Euro, so waren es bei der TWS schon mehr als 230 Euro jährlich.
„Die TWS verschenken den Kubikmeter Trinkwasser“, ärgert sich „Schwäbische Zeitungs“-Leser Siegfried Reich aus Weingarten. „Der Grundpreis ist für die Kleinverbraucher aber überdurchschnittlich hoch“, so Reich. Er schließt daraus: „Da braucht man nicht Wasser sparen. Und die Großabnehmer profitieren.“Warum das so ist, hat die „Schwäbische Zeitung“bei dem kommunalen Nahversorger erfragt.
„Auf einen Großteil der Kosten eines Wasserversorgers hat die tatsächlich verkaufte Menge an Trinkwasser keinen Einfluss“, erklärt TWS-Sprecherin Brigitte Schäfer. Deshalb soll der Grundpreis die Fixkosten des Wasserversorgers abdecken. Mit den Fixkosten seien die Kosten für die Wassergewinnung, für den Bau und die Wartung der Netze und Anlagen, Bevorratung und Zähler gemeint. Außerdem gibt es beim Grundpreis Unterschiede:
Er hängt ab von der Größe des Wasserzählers beziehungsweise von der Anzahl der Wohneinheiten in einem Haus.
Die Kritik an den deutlichen Unterschieden zum Landesschnitt beim Arbeitspreis und dem Grundpreis weisen die TWS zurück. Denn verrechne man beides miteinander, so lägen die TWS wieder im Mittelfeld der Versorger im Land. „Das Ziel der TWS ist es, die fixen Kosten für die Wassergewinnung, Bevorratung, Zähler und Instandhaltung auf alle Nutzer gerechter zu verteilen“, erklärt
die TWS-Sprecherin. „Wir kümmern uns um eine tragfähige Infrastruktur, die auch in der Zukunft eine hohe Versorgungssicherheit bietet.“
Deshalb sei das Preismodell in den vergangenen Jahren angepasst worden. Der Wasserpreis pro Kubikmeter wurde gesenkt, der Grundpreis wurde erhöht. „Denn mehr als 80 Prozent der Kosten für
den Betrieb der Infrastruktur entstehen, egal, wie viel Trinkwasser verbraucht wird“, so Schäfer.
Zum 1. Januar 2022 sei der Grundpreis, „beim gängigsten Modell“, wie die TWSSprecherin sagt, um 2,14 Euro brutto im Monat gestiegen. Aber: „Im Gegenzug reduzierte sich der Arbeitspreis um acht Cent auf 1,10 Euro brutto pro Kubikmeter
Trinkwasser.“Ein sinkender Preis für den Kubikmeter Wasser ist nicht gerade ein Anreiz zum Wassersparen, meint Leser Siegfried Rauch. Die TWS bentonen zwar, dass es aus Unternehmenssicht wichtig sei, „sparsam mit natürlichen Ressourcen umzugehen“. Dennoch teilt die Sprecherin mit, dass von der TWS-Preisstrategie „Familien, die in einem Mehrfamilienhaus leben, sicherlich eher profitieren als SingleHaushalte in einem Einfamilienhaus“.
Außerdem sagt Schäfer, dass für 2022 und 2023 die allgemeinen Kostensteigerungen eigentlich auch bei der Trinkwasserversorgung zu einer Preiserhöhung geführt hätten. „Die TWS möchte aber ein positives Signal an ihre Kunden setzen. Deshalb wurde der Beschluss gefasst, die Mehrkosten intern zu tragen, um die Verbraucher in dieser krisenhaften Zeit nicht noch weiter zu belasten.“An Investitionen werde aber nicht gespart. Damit die Bürger im TWS-Versorgungsgebiet in Weingarten, Ravensburg und Eschach auch in Zukunft Trinkwasser in sehr hoher Qualität erhalten, werde kontinuierlich und „in enger Abstimmung mit den Kommunen“investiert. Alleine 2022 habe die TWS rund 1,3 Millionen Euro in die Wasserversorgung investiert. Auch in den kommenden Jahren planten die TWS umfassende Erneuerungen, unter anderem wird derzeit der Hochbehälter Greckenhof, der die Ravensburger Weststadt versorgt, für rund 1,9 Millionen Euro saniert.
Finanziert werden die Investitionen wohl weiterhin über den Grundpreis – und nicht über den tatsächlichen Verkauf von Trinkwasser.
„Wir kümmern uns um eine tragfähige Infrastruktur“, sagt TWS-Sprecherin Brigitte Schäfer.