Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bodnegg bereitet sich auf Flüchtlinge vor
Wie 2022 die Gemeinde verändert hat und was 2023 wichtig wird
- In den Gemeinden im Landkreis Ravensburg hat sich im vergangenen Jahr viel getan. Wie steht es um die Kommunen? Die „Schwäbische Zeitung“nimmt die Gemeinden im Verbreitungsgebiet unter die Lupe und gibt einen Ausblick, was im neuen Jahr so ansteht. Heute: Bodnegg.
Das Ereignis des Jahres 2022:
Das Ereignis 2022 in der Gemeinde Bodnegg ist eines, das wohl selten in Kommunen vorkommt. Im Jahr der Bürgermeisterwahl stand die Gemeinde kurz vor Bewerbungsschluss ohne Kandidat da. Der Grund: Der bisherige Bürgermeister Christof Frick, der die Geschicke der Gemeinde 24 Jahre lang lenkte, sah keinen Rückhalt mehr im Gemeinderat und beschloss, seine Bewerbung um eine weitere Amtszeit zurückzuziehen. Doch dann taten sich doch noch vier Kandidaten auf: Patrick Söndgen, Jens Hulbert, Clemens Flock und Martin Fluck. Kurz vor der Wahl gab dann Martin Fluck bekannt, doch nicht mehr das Amt übernehmen zu wollen. Am Wahlabend des 24. Juli stand dann fest, dass der Newcomer Patrick Söndgen mit 57,4 Prozent der Stimmen zum Bürgermeister der Gemeinde gewählt worden ist. Am 19. Oktober trat der aus Baienfurt stammende Patrick Söndgen dann seine
Stelle als Rathauschef an.
Die wirtschaftliche Entwicklung 2022:
Ähnlich wie in den meisten Gemeinden in Oberschwaben ist die Entwicklung von Gewerbegebieten in Bodnegg schwierig. Dennoch gibt es im Bodnegger Gewerbegebiet Rotheidlen an der Bundesstraße 32 zwischen Ravensburg und Wangen theoretisch Möglichkeiten. Zudem ist in Kofeld ein Mischgebiet mit Gewerbe möglich. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen ist jedoch hoch. In Rotheidlen soll Mitte 2023 eine Feneberg-Filiale eröffnen. Damit wird es in Rotheidlen mit Netto und Aldi drei Supermärkte geben.
Die Investition des Jahres 2022:
Die größte Investition der 3200-Einwohner-Gemeinde ist wohl die Flüchtlingsunterkunft, die Ende des vergangenen Jahres beschlossen wurde. Zwei Millionen Euro gibt die Gemeinde dafür aus, dass Flüchtlinge in der Anschlussunterbringung ein Dach über dem Kopf haben. „Für Bodnegg ist das eine gewaltige Summe“, sagt Bürgermeister Patrick Söndgen. Denn anders als bei der Erstunterbringung, bei der der Landkreis zuständig ist, ist bei der Anschlussunterbringung die Stadt oder Gemeinde zuständig. So soll im Nelkenweg eine Flüchtlingsunterkunft mit Wohnungen gebaut werden, damit die Gemeinde ihrer Pflicht nachkommen kann.
Kindergärten und Schulen:
Die Geburtenrate in Bodnegg steigt, wie im gesamtdeutschen Trend. Es gibt immer mehr Kinder, weswegen auch der Bedarf nach Kinderbetreuung zunimmt. Ebenso steigt die Nachfrage nach ganztägiger Betreuung. Eltern haben einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz, weswegen die Kommunen unter Druck geraten. Sie müssen schließlich die Plätze schaffen. Bodnegg hat in diesem Bereich Nachholbedarf. Die Gemeinde hat bislang keinen kommunalen Kindergarten, sondern nur Einrichtungen von den Johannitern und der katholischen Kirchengemeinde. Doch das Problem besteht nicht nur am Platzmangel. Auf dem Arbeitsmarkt werden dringend Erzieherinnen und Erzieher gesucht. Bürgermeister Söndgen hofft zudem, dass auch der Betreuungsschlüssel erhöht wird, der angibt, wie viele Kinder von einer Person betreut werden sollen.
Die Herausforderungen für die Gemeinde 2023:
Die Herausforderungen für Bodnegg sind vielfältig. Da die Gemeinde bislang nach der kreisinternen Quote im Verhältnis zu anderen Kommunen wenig Flüchtlinge aufgenommen hat, wird in diesem Jahr wegen der Vielzahl an Flüchtlingen eine Behelfsunterkunft in der Turn- und Festhalle eingerichtet. Mindestens sechs Monate wird die Halle dann ab März belegt sein. Im Februar sollen die Umbaumaßnahmen beginnen. Wie viele Flüchtlinge aus welchen Ländern tatsächlich in die Halle einziehen werden, ist noch nicht klar. Das hängt davon ab, welche Flüchtlinge zu diesem Zeitpunkt in den Landkreis kommen. Des Weiteren steht in diesem Jahr der Ausbau mit schnellem Internet an, was in einer Flächengemeinde wie Bodnegg mit ihren 96 Wohnplätzen eine große Aufgabe ist. Um die Glasfaserleitungen verlegen zu können, muss die Gemeinde mit allen Grundstückseigentümern sogenannte Gestattungsverträge abschließen, damit auf den privaten Grundstücken die Leitungen in den Boden gelegt werden können.