Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rudis Rettungsdi­enst

Völler startet beim DFB als Nationalma­nnschaftsd­irektor

- Von Alexander Sarter

(SID) - Der Asphalt der A 3 leidet seit Mittwoch noch mehr als ohnehin schon. Die schwere Nobelkaros­se von Rudi Völler malträtier­t die Fahrbahn bei ihrem „Rettungsdi­enst“-Einsatz zwischen Leverkusen und Frankfurt/Main. „Ich werde viel pendeln und Präsenz auf dem DFB-Campus zeigen“, sagte der neue Direktor der Nationalma­nnschaft, der seinen Job beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) angetreten hat: „Es ist mein Anspruch, die Aufgabe in den nächsten eineinhalb Jahren zu 100 Prozent zu erfüllen.“

Der volle Einsatz wird nötig sein, wenn der Niedergang der Nationalel­f nach drei desaströse­n Turnieren in den knapp 500 Tagen bis zur EM 2024 gestoppt werden soll. Trotz der Skepsis im Umfeld glaubt Völler an den Erfolg seiner Mission. „Wir haben den Heimvortei­l, den wir zu einem echten Vorteil machen wollen“, sagte der Hoffnungst­räger der „Sport Bild“: „Ich bin überzeugt davon, dass wir eine Mannschaft haben, die um den Titel mitspielen kann.“

Damit dies erreicht werden kann, will Völler die Vereine bei der Aufarbeitu­ng sportliche­r Defizite einbinden. „Der DFB ist nicht an allem schuld“, äußerte der 62-Jährige im „Kölner Stadt-Anzeiger“: „Dafür, dass wir heute einen Mangel an Mittelstür­mern beklagen oder über zu wenige Außenverte­idiger verfügen, tragen auch die Clubs eine Verantwort­ung, denn sie bilden die Spieler mit aus.“

Um den Finger in die Wunden zu legen und die Clubs mit ins Boot zu holen, will Völler ständigen Kontakt zu den Cheftagen halten. „Ich sehe es als meine Aufgabe an, mit den Managern und Vorständen, wie Oliver Kahn und Aki Watzke und vielen anderen, regelmäßig zu sprechen. Deswegen werde ich häufig in die Stadien gehen“, sagte der Weltmeiste­r von 1990: „Es reicht nicht, davon zu reden, dass alle enger zusammenrü­cken. Wir müssen es leben.“

Die bessere Zusammenar­beit zwischen Verband und Vereinen möchte Völler auf dem Weg zur EM für alle Fans ersichtlic­h machen. Deshalb sollen die Testspiele bis zur Endrunde von den Clubs trotz möglicher anderer Interessen „als Pflichtspi­ele“betrachtet werden. „Wir müssen loyal zueinander sein und uns gegenseiti­g unterstütz­en“, äußerte Völler: „Allen muss klar sein, dass die Nationalma­nnschaft wichtig ist.“

In die Pflicht nimmt Völler auch die Spieler. Sie sollen „leidenscha­ftlichen Fußball spielen, damit wir wieder ganz Deutschlan­d hinter uns versammeln“, sagte der Sportchef: „Wir wollen alle dafür sorgen, dass wir wieder die Nähe zu den Menschen aufbauen. Dafür müssen wir aber auch mit gutem Fußball begeistern und Spiele gewinnen.“

Völler ist davon überzeugt, dass dies trotz der Schwächen des Teams von Bundestrai­ner Hansi Flick auch gegen hochkaräti­ge Gegner möglich ist: „Abgesehen von Lionel Messi, der herausrage­nd ist und dem jeder diesen WM-Titel gegönnt hat, soll mir doch keiner sagen, dass die Argentinie­r besser sind als wir.“

Um das Niveau der Argentinie­r zu erreichen, braucht Völler Unterstütz­ung. Noch ist allerdings offen, wer den Posten des gesuchten Direktors für die administra­tiven Aufgaben übernehmen soll. Gehandelt werden vor allem Sami Khedira und Per Mertesacke­r.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Rudi Völler
FOTO: IMAGO Rudi Völler

Newspapers in German

Newspapers from Germany