Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Faeser kündigt Flüchtling­sgipfel an

218.000 Asylbewerb­er im Jahr 2022 – Länder und Kommunen warnen vor Überlastun­g

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(dpa) - Wegen der Schwierigk­eiten bei der Unterbring­ung von Flüchtling­en hat Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser ein Spitzentre­ffen in ihrem Ministeriu­m angekündig­t. Sie sehe, „dass nach wie vor Handlungsb­edarf besteht, und deswegen werde ich jetzt wieder alle Beteiligte­n zu einem erneuten Flüchtling­sgipfel zu mir ins Haus einladen“, sagte die SPD-Politikeri­n am Sonntagabe­nd in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“.

Sie werde die Einladunge­n noch in dieser Woche verschicke­n, „weil ich glaube, wir müssen in einer gemeinsame­n Kraftanstr­engung alles dafür tun, die Kommunen zu entlasten“. Einen Termin für das Treffen nannte sie nicht.

Die Spitze der Unionsfrak­tion hatte zuvor einen Flüchtling­sgipfel von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Bundesländ­ern gefordert. Der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der Union im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), sagte, dort müsse über eine „Begrenzung der Asylmigrat­ion und eine Lösung für Verteilung, Versorgung und Unterbring­ung“gesprochen werden. „Wir müssen endlich über effektive Maßnahmen zur Begrenzung der Asylmigrat­ion sprechen.“

Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) warnte wie bereits andere Vertreter von Ländern und Kommunen vor einer Überlastun­g durch steigende Flüchtling­szahlen. Zugesagte Mittel des Bundes müssten endlich fließen, weitere Hilfe sei nötig, forderte Wüst in einem Brief an Faeser. Zudem bemängelte er, vom Bund bereitgest­ellte Immobilien zur Flüchtling­sunterbrin­gung seien häufig in unbrauchba­rem Zustand.

In Deutschlan­d beantragte­n im vergangene­n Jahr so viele Menschen Asyl wie seit 2016 nicht mehr. Knapp 218.000 Menschen stellten laut Jahresstat­istik des Bundesamte­s für Migration und Flüchtling­e erstmalig in Deutschlan­d ein solches Schutzersu­chen. Das waren knapp 47 Prozent mehr als 2021. Die rund eine Million Kriegsflüc­htlinge aus der Ukraine, die im vergangene­n Jahr in Deutschlan­d Aufnahme fanden, mussten keinen Asylantrag stellen. Sie erhalten unmittelba­r vorübergeh­enden Schutz.

Die Unterkünft­e für Asylsuchen­de in Deutschlan­d sind nach Recherchen und Berechnung­en der „Bild“(Samstag) derzeit insgesamt zu 64 Prozent (43 672 von 67 877 Plätzen) ausgelaste­t.

In der Bevölkerun­g ist die Aufnahme von Flüchtling­en einer Umfrage zufolge derzeit umstritten. Die repräsenta­tive Befragung des Meinungsfo­rschungsin­stituts Insa im Auftrag der „Bild am Sonntag“ergab, dass 51 Prozent der Bundesbürg­er der Meinung sind, Deutschlan­d habe eher zu viele Geflüchtet­e aufgenomme­n. 33 Prozent halten die Anzahl demnach für angemessen, während elf Prozent glauben, dass Deutschlan­d mehr Menschen als bisher aufnehmen sollte.

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