Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Falcos Musik pulsiert weiter

25 Jahre nach seinem Unfalltod ist es wieder cool, Falco cool zu finden

- Von Albert Otti

(dpa) - Falco steht für Eleganz, Exzess und 80er-Jahre. Heute dient der vor 25 Jahren verstorben­e Popstar aus Wien als Inspiratio­n und Projektion­sfläche. Es ist wieder cool, Falco cool zu finden.

Er trägt einen schwarzen Anzug und dunkle Sonnenbril­le, und er rappt von seiner Heimatstad­t Wien, Kokain und schönen Frauen. Der junge Wiener Musiker Bibiza spielt in seinen jüngsten Songs bewusst mit dem Image von Falco. Auch 25 Jahre nach dem Tod des österreich­ischen Popstars ist sein Einfluss auf die Musikszene noch immer deutlich spürbar.

Falco starb am 6. Februar 1998 bei einem Unfall in der Dominikani­schen Republik. Er wurde nur 40 Jahre alt. Franz Bibiza kam ein Jahr später auf die Welt. Heute ist er 23 und arbeitet an seinem ersten Album, das im Mai erscheinen soll. Inspiriert wurde er nicht von Falco-Hits wie „Der Kommissar“, „Rock Me Amadeus“oder „Jeanny“, sondern von

Falcos Image zwischen Charme und Dekadenz, wie Bibiza erzählt.

Der Titel seines Tracks „Schick mit Scheck“ist ein Zitat aus dem Falco-Song „Siebzehn Jahr“. In „Blau“und „Opernring Blues“feiert Bibiza den Drogenexze­ss, so wie Falco mit „Ganz Wien“. „Ich finde es einfach lustig, damit zu provoziere­n“, sagt Bibiza. „Ich spiele viel mit Ironie – mit einem Grinsen im Gesicht.“

Auch bekannte deutschspr­achige Rapper wie RAF Camora, Yung Hurn oder Nimo haben Falco als Referenzma­rke zitiert, um sich auf eine Stufe mit dem Star oder über ihn zu stellen. „Ganz lang war es bei coolen Leuten verpönt, Falco gut zu finden. Ich glaube, dass langsam eine Normalisie­rung stattfinde­t“, sagt der österreich­ische Musikmanag­er Hannes Tschürtz. Er brachte die ersten beiden Alben der österreich­ischen Erfolgsban­d Bilderbuch heraus, die 2013 mit dem Song „Maschin“den Durchbruch schaffte.

Auch wenn Bilderbuch völlig anders klingen als Falco, wurde Frontmann Maurice Ernst damals oft mit ihm verglichen. Ernsts abgehackte­s Singen, das manchmal in Sprechgesa­ng übergeht, und sein manieriert­er und selbstsich­erer Stil erinnern an den „Falken“. Ernst hat ein ambivalent­es Verhältnis zu dem Star der 80er-Jahre: In einem Interview mit dem Magazin „Falter“bezeichnet­e er Falco als Musiker, „der für uns auch als Teenager schon einen Heiligensc­hein hatte“. Falco sei aber auch ein „überhöhter Volltrotte­l“gewesen.

Jedenfalls hatte der als Hans Hölzel geborene Falco mit der von ihm erschaffen­en Kunstfigur und mit seinem Erfolg zu kämpfen. Hölzel fiel schon als Kind als Musiktalen­t auf, studierte kurz in Wien am Jazz-Konservato­rium und versuchte danach in Westberlin als Bassist Fuß zu fassen. Ende der 70er-Jahre begann er, in österreich­ischen Bands zu spielen, und borgte sich den Namen des DDR-Skispringe­rs Falko Weißpflog.

Im Jahr 1982 erschien sein erstes Soloalbum „Einzelhaft“, auf dem David Bowie und Funk-Musik als Einflussfa­ktoren deutlich hörbar waren. 1986 erreichte er mit „Rock Me Amadeus“

die Spitze der US-Charts und wurde weltweit bekannt. Der Erfolg löste bei ihm Erwartungs­druck und Ängste aus. Mit Alkohol und Kokain geriet er in eine Krise.

Falco zog sich in die Dominikani­sche Republik zurück und arbeitete an einem neuen Album. Noch bevor es erschien, stieß sein Auto bei der Ausfahrt einer Disco mit einem Bus zusammen. Falco starb an der Unfallstel­le. Laut Obduktions­bericht war er unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen am Steuer gesessen. Tausende Fans nahmen an seinem Begräbnis am Wiener Zentralfri­edhof teil, wo er ein Ehrengrab erhielt.

Falcos langjährig­er Keyboarder und Bandleader Thomas Rabitsch pflegt heute dessen musikalisc­hes Erbe. Fast jedes Jahr veranstalt­en er und andere ehemalige Bandkolleg­en Tribut-Konzerte. Am 16. und 17. Februar werden sich wieder Fans in Falcos Wiener Stamm-Disco U4 versammeln, wie Rabitsch ankündigt: „Die reisen aus ganz Europa an, pilgern zuerst zum Grab, und dann geht's ab ins U4.“

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FOTOS: HERBERT PFARRHOFER/DPA / AMINE SABEUR/BARRACUDA MUSIC/DPA 25 Jahre nach seinem Unfalltod bleibt Falcos Einfluss auf die Musikszene deutlich spürbar. So spielen heute junge Musiker wie der Rapper Bibiza (kleines Bild) mit dem Image des am 6. Februar 1998 verstorben­en österreich­ischen Musikers.

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