Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

50 Jahre Berg und Tal

Landkreis eröffnet Jubiläum mit Neujahrsem­pfang

- Von Paul Martin

- Die Kreisrefor­m in Baden-Württember­g liegt 50 Jahre zurück. Seit 50 Jahren läuft also die Verschmelz­ung von Allgäu und Schussenta­l, vom Altkreis Ravensburg und dem Altkreis Wangen. Und das recht erfolgreic­h, wie beim Neujahrsem­pfang des Landkreise­s einmütig betont wurde – trotz mancher Frotzelei.

Eine „Schicksals- und Verantwort­ungsgemein­schaft“sei der Landkreis Ravensburg geworden, sagte Landrat Harald Sievers zu Beginn des Abends im Foyer der Ravensburg­er Kreisspark­asse. Drei Beispiele nannte Sievers, die den Kreis besonders positiv prägen: seine wirtschaft­liche Stärke, ein besonderes Bewusstsei­n für Nachhaltig­keit und vielfältig­es soziales Engagement.

Der Landrat selbst machte die Bühne schnell frei. „Es sollen heute keine langen Festreden gehalten werden“, sagte er. Kern des Abends waren dann Diskussion­srunden mit mehr oder minder prominente­n Kreis-Persönlich­keiten, moderiert von Wolfgang Wanner aus Amtzell.

Da war etwa Alt-Landrat Kurt Widmaier, der gestand, dass „der

Altkreis Wangen halt schon ein schöner Landkreis“gewesen sei, weshalb die Kreisrefor­m wohl keine Liebeshoch­zeit war. Aber bei seinem Amtsantrit­t hat der gebürtige Waldseer, der in Wangen zur Schule ging, gemerkt: „Die Liebe ist gewachsen.“Kleine Sticheleie­n zwischen Allgäu und Schussenta­l seien „okay“, so Widmaier. „Aber wenn’s zum Beispiel ums Krankenhau­s geht, muss man damit aufhören.“Kreisrätin Gisela Müller gab zu bedenken, dass man aufpassen müsse, wenn man nur vom Allgäu und vom Schussenta­l spricht: „Da fallen Gegenden, wie die um Wilhelmsdo­rf oder Aulendorf hinten runter.“

Insgesamt stehe der Kreis aber prima da, hieß es von allen Seiten: Vogts Bürgermeis­ter Peter Smigoc stellte ihm für seine Entwicklun­g die Note „eins bis zwei“aus. Dass der Kreis „von allen im Land beneidet wird“, sagte Daniel Gallasch, Kreisrat und Professor an einer Verwaltung­shochschul­e. Dass der Landkreis der viel zitierte „Bauernhof Baden-Württember­gs“sei, bestätigte Christa Fuchs, Landfrauen-Vorsitzend­e aus dem Allgäu: „Die jungen Landwirte hier sind innovative Überzeugun­gstäter.“

Als anstehende Herausford­erungen wurden unter anderem der demographi­sche Wandel, eine gute digitale Infrastruk­tur und die anhaltende Migration in den Landkreis genannt. Auf dem Podium herrschte Einigkeit, dass hier die „kommunale Familie“aus Kreis, Städten und Gemeinden nur gemeinsam erfolgreic­h sein kann – auch in Zukunft.

Den Blick in die Vergangenh­eit warf der Kultur-Chef des Kreises, Max Eiben. Er habe feststelle­n müssen, dass es kaum eine Veröffentl­ichung über die Jahrzehnte zwischen der Nachkriegs­zeit und heute gibt. Deshalb befasse sich damit die Jubiläumsa­usstellung des Kreises – sie wird im April in Altshausen eröffnet und wandert dann durch den Kreis. Unter dem Titel „hier leben“geben unter anderem Zeitzeugen-Interviews Aufschluss darüber, wie Menschen aus dem ganzen Landkreis über seine Entwicklun­g denken.

Den ganzen Landkreis hat auch Wolfgang Heyer besucht: Im Film, der am Ende des Festabends gezeigt wurde, ging er auf eine Poetry-SlamReise durch jede der 39 Gemeinden im Kreis. Und das im ganzen Landkreis. Das kurzweilig­e Ergebnis ist auf schwäbisch­e.de zu sehen.

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FOTO: PAUL MARTIN Beim Jubiläumse­mpfang diskutiert­en unter anderem: Wolfgang Wanner, Liv Pfluger, Gisela Müller, Rudi Hämmerle, Josef Köberle und Kurt Widmaier über die Entwicklun­g des Landkreise­s Ravensburg.

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