Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Enger Punktsieg für Schwarzkopf
Wangener setzt sich in emotional geführten Boxkampf durch – Auch Zogaj gewinnt
- Es war knapp – und es ging über volle zehn Runden: Mit Miguel Vázquez, dem siebenfachen IBF-Ex-Weltmeister, traf Timo Schwarzkopf auf den angekündigten, harten Gegner. Der 36-jährige Mexikaner machte es Schwarzkopf alles andere als leicht. Anschließend kündigte der 31-jährige Profiboxer aus Wangen an, wolle er einen Weltmeisterschaftskampf boxen. Schon vor Schwarzkopfs Kampf erlebten die 1200 Zuschauer in der Argensporthalle mit dem Duell Altin Zogaj gegen Amenak Hovannisyan einen hochklassigen Fight über zehn Runden.
Lichterspektakel vor und in der Halle, DJ-Sound, Podien für das kosovarische Fernsehen sowie einen Live-Stream-Anbieter und ein neuer Walk-In zum Ring – ja, man sah und spürte die neue Kooperation von Schwarzkopf-Boxing und der Swiss Pro Boxing von Leander Strupler. Dass dann noch die beiden „Zugpferde“Timo Schwarzkopf und Altin Zogaj zwei Kämpfe ablieferten, die beiden alles abverlangten – Boxfanherz, was willst du mehr?
„Der war ’ne ganz große Nummer“, sagte Schwarzkopf über Vázquez unmittelbar nach seinem Sieg im Gespräch mit Ringsprecher Roman Röll. Respekt klang mit in seinen Worten. Respekt, der auch schon vorher sichtbar war. Sehr ruhig wartete Schwarzkopf auf das Ergebnis, nur unterbrochen von den „Timo, Timo“-Rufen des Publikums. Dann die Wertung: 95:94, 95:94, 98:92 – und damit der Sieg nach einem anstrengenden, spannenden und harten Kampf.
Schwarzkopf ging das Duell ruhig und kontrolliert an. Vázquez präsentierte sich als agiler und quirliger
Gegner. Schwarzkopfs Schläge landeten nicht immer dort, wo es tatsächlich wehtut. Vázquez wurde nicht müde, auch nicht, nachdem er kurz zu Boden ging. Am Ring: Schwarzkopfs Trainer Conny Mittermeier und Schwarzkopfs Brüder Urim und Muharrem. Immer wieder schrien sie ihre Kommandos in den Ring. Nicht alles setzte Schwarzkopf um. Dass es für den Sieg reichen wird, davon war Jürgen Rölli, Vorsitzender des BC Wangen, schon vor der Bekanntgabe des Ergebnisses überzeugt: „Timo hat gut und intelligent geboxt. Ich dachte schon, das wird ein ganz, ganz knapper Sieg.“
Schwarzkopf meinte nach seinem 27. Profikampf und 22. Sieg: „Das war ein sehr starker Gegner, ein ausgebuffter Profi, der sich schnell erholte.“Normalerweise sehe man einem Boxer an, wenn er unsicher werde, schwanke: „Bei Vázquez habe ich gesehen: Der ist wieder voll da.“Schwarzkopf dankte seinem Trainer Conny Mittermeier: „Er hat mich gut vorbereitet. Allein wäre ich nach sechs Runden platt gewesen.“Die
Gefahr, KO zu gehen, bestand auf beiden Seiten: „Vázquez hat mich immer wieder getroffen, aber auch ich habe gut wegstecken können. Ich habe eine gute Leber- und Nehmerqualität.“Entscheidend sei seine Linke gewesen, sagte Schwarzkopf im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, indem er auch erklärte, dass die Kooperation mit Leander Strupler von Swiss Pro Boxing weitergehen werde: „Ich werde mich mit ihm zusammensetzen und über den nächsten großen Kampf sprechen. Ich will um die WM boxen.“
Einen guten Kampf lieferte auch Altin Zogaj in der Argensporthalle ab, dessen Wertung mit 98:93, 97:94 und 97:93 etwas deutlicher ausfiel als jene Schwarzkopfs. „Extrem eklig“sei Gegner Amenak Hovannisyan zu boxen gewesen, sagte Zogaj am Ende: „Ich musste immer aufpassen, wusste aber, dass die ersten Runden alle an mich gingen und ich nur die Distanz halten musste.“Mit seinem elften Sieg aus seinen elf Profikämpfen hält Zogaj nicht nur seine makellose Bilanz, sondern wird sich auch in der Weltrangliste unter den Top 40 und für höhere Weihen empfehlen. Ebenfalls siegreich in Wangen war Simon Zachenhuber, dessen Fanclub mit Trommeln und Trompeten für Stimmung sorgte.
Emotional wurde es vor den beiden Hauptkämpfen, als Jamil Zagzug, ein Freund Timo Schwarzkopfs und dessen Bruder Urim, seiner Stefanija einen Heiratsantrag machte. Sie nahm an. „Super zufrieden“äußerte sich Leander Strupler, der üblicherweise Boxkämpfe in Bern veranstaltet: „Der Unterschied zwischen Bern und Wangen ist, dass sich die Leute hier kennen, mit ,ihren’ Boxern mitleben und alles etwas emotionaler ist. Das ist auch cool für die Boxer.“