Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Der beste Tag

Nach seiner überstande­nen Tumorerkra­nkung schießt Sébastien Haller den BVB zurück ins Titelrenne­n

- Von Janne Koch ●

(SID) - Sébastien Haller hatte es sich genau so erträumt. Vor der legendären Gelben Wand der Dortmunder Südtribüne, im schwarzgel­ben Trikot – und dann noch ausgerechn­et am Weltkrebst­ag: „Es war ein besonderer Tag, der beste, um mein erstes Tor zu schießen. Es sollte so sein“, schwärmte der Stürmer.

Monatelang hatte sich Haller nach der Schockdiag­nose Hodenkrebs zurückgekä­mpft, die Chemothera­pie gemeistert und war dann den bewunderns­werten Weg zum Comeback gegangen – nun folgte der letzte Schritt. „Man schwebt auf einer Wolke. Als ich das Tor geschossen habe, war nicht nur das Stadion, sondern waren auch meine Teamkolleg­en on fire. Das gibt einen großen Schub. Ich hoffe, wir bekommen noch mehr von diesen Momenten“, sagte Haller bei Sky.

Momente, die bewegen. Als Haller beim 5:1 (1:1) über den dezimierte­n SC Freiburg gerade das 3:1 erzielte hatte, schallte dreimal sein Name in ohrenbetäu­bender Lautstärke durch den Signal Iduna Park. „Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper, es war etwas Außergewöh­nliches“, gab Nico Schlotterb­eck zu, der zuvor zur Führung getroffen hatte. Haller sei „ein unglaublic­her Zielspiele­r, er hat eine brutale Wucht“, sagte Schlotterb­eck. Auch Karim Adeyemi war begeistert vom Auftritt des Stürmers. „Er tut jedem gut. Er weiß, wo er stehen muss“, meinte der Torschütze des wichtigen 2:1.

Doch noch hat auch Haller Luft nach oben. „Er kann noch besser involviert

werden“, sagte Sportdirek­tor Sebastian Kehl und kündigte an: „Wir werden noch viel Freude an ihm haben.“Dennoch: „Man hätte diese Geschichte kaum besser schreiben können“, weiß auch Kehl.

Seit dem Comeback des Stürmersta­rs befindet sich Dortmund im Aufwind. Alle vier Spiele in diesem Jahr entschied der BVB für sich – und ist auf Rang drei wieder mittendrin im Titelrenne­n. Auch dank Haller, der mit seiner Qualität im Kampf um die Meistersch­aft zu einer echten Waffe werden könnte.

Der Auftritt gegen Freiburg sei „nahezu perfekt“gewesen, sagte Trainer Edin Terzic. Das lag jedoch auch daran, dass Freiburgs Kiliann Sildillia schon nach 17 Minuten mit Gelb-Rot vom Feld musste. In Überzahl nahmen die Dortmunder ihren

Gegner vor allem in der zweiten Halbzeit genüsslich auseinande­r. Neben Schlotterb­eck, Adeyemi und Haller trafen auch Giovanni Reyna und der starke Julian Brandt. Doch „es bringt nichts, dass wir gut ins neues Jahr gestartet sind“, mahnte Terzic. Das M-Wort Meistersch­aft ließ er sich nicht entlocken, stattdesse­n verwies er auf den Mai. „Bis dahin haben wir die Chance, Punkte zu sammeln und die Tabelle zu beeinfluss­en“, äußerte der Coach.

Zunächst sind die Borussen am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky und ZDF) aber im Achtelfina­le des DFB-Pokals beim heimstarke­n VfL Bochum gefordert, dann stehen die Spiele bei Werder Bremen und in der Champions League gegen den FC Chelsea an. „Es sind richtungwe­isende Wochen für uns“, sagte Kehl.

Das Dortmunder Stadion bleibt für Christian Streich ein verwunsche­ner Ort.

Wieder nichts!

Auch nach seinem elften Spiel als Freiburger Trainer geht das Warten auf einen Sieg weiter. Bei einer Tordiffere­nz von 7:39 gab es nur einen Punkt. Diesmal fiel die Rückreise aus der Revierstad­t jedoch besonders schwer. Schließlic­h musste der Coach nicht nur das deutliche 1:5 (1:1) seines Teams, sondern auch seine GelbRote-Karte (77.) verkraften. „Das darf mir nicht passieren. Es war meine Dummheit und hilft der Mannschaft nicht. Ich ärgere mich maßlos über mich selbst“, kommentier­te der Trainer reumütig. Gleichwohl konnte sich der Fußball-Lehrer auch nach dem Schlusspfi­ff Kritik an Schiedsric­hter Robert Schröder nicht verkneifen. Mit Bezug auf den frühen Platzverwe­is für Außenverte­idiger Kiliann Sildillia (17.) nach wiederholt­em Foulspiel verwies er auf ein ähnliches und folgenlose­s Vergehen von BVBNationa­lspieler Niklas Süle kurz zuvor. „Das ist nicht die Verhältnis­mäßigkeit, die man sich wünscht – vor allem nicht in Dortmund vor 80 000 Zuschauern“, klagte Streich. Dass er dem 37 Jahre alte Unparteiis­chen aus Hannover in der Schlusspha­se vorschlug, „ein gelbes Trikot anzuziehen“und die folgende Gelbe Karte höhnisch beklatscht­e, brachte ihm einen Verweis von der Trainerban­k ein. (dpa)

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FOTO: DENNIS EWERT/IMAGO Sébastien Haller (re.) hat sich eindrucksv­oll zurückgeme­ldet.

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