Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Spott für Klopp
Trainer steckt mit Liverpool in seiner schwersten Krise
(SID) - Als wenn die nächste sportliche Demütigung nicht schon bitter genug gewesen wäre, musste sich Jürgen Klopp auch noch hämische Fan-Gesänge über seinen nahenden Rauswurf gefallen lassen. „Wie könnte ich mir keine Sorgen machen?“, fragte der deutsche Teammanager nach dem 0:3 (0:2) des FC Liverpool bei den Wolverhampton Wanderers völlig frustriert.
„You’re getting sacked in the morning!“, stimmten die gegnerischen Anhänger voller Schadenfreude an und beschworen mit dem auf der Insel beliebten Spott-Gesang eine bevorstehende Götterdämmerdung bei den Reds. Entlassen wurde Klopp nach dem vierten Ligaspiel in Serie ohne Sieg freilich nicht. Doch der 55Jährige wirkt in seiner bislang schwersten sportlichen Krise mit Liverpool zunehmend desillusioniert und ein Stück weit hilflos. „Ich kann hier nicht sitzen und sagen, dass alles okay ist. Es ist nur Fußball. Aber das ist es nicht“, sagte Klopp und versuchte den Absturz des Vizemeisters gar nicht erst schönzureden. Der Coach haderte nach der Pleite in Wolverhampton, einem Abstiegskandidaten, mit einer „grausamen“Anfangsphase und den zwei frühen Gegentoren. „Wir haben unser Elend selbst verursacht in den ersten zwölf Minuten“, sagte Klopp: „Ich kann es nicht erklären.“
Von den sieben Spielen in 2023 hat Liverpool gerade mal eines gewonnen. Nach dem Aus im FA Cup beträgt der Rückstand auf die ersten vier Plätze in der Liga inzwischen elf Punkte. Klopps breites Grinsen, sein einstiges Markenzeichen, ist seit Wochen eingefroren.
Nach über 1000 Spielen als Fußballtrainer und bald acht Jahren als Liverpool-Coach erlebt er an der Anfield Road momentan seine schwerste Zeit. Seine Titel und Triumphe wie etwa der ChampionsLeague-Sieg (2019) und die Meisterschaft (2020) sind unvergessen. Doch nach dem neuerlichen Tiefschlag bei den Wolves begannen in den sozialen Netzwerken selbst unter LiverpoolFans die (Personal-)Diskussionen.
Ein Eigentor des Ex-Schalkers Joel Matip (5.) leitete die Niederlage ein, Craig Dawson (12.) und Ruben Neves (71.) trafen außerdem für die Wanderers, deren Fans die Reds in der Schlussphase regelrecht verhöhnten: „Können wir jede Woche gegen euch spielen?“
Für Klopp und sein Team dürften die kommenden Wochen aber auch ohne weiteres Spiel gegen Wolverhampton entscheidend werden. In der Liga geht es als Nächstes im Derby gegen Everton und dann gegen Champions-League-Kandidat Newcastle United, bevor im Achtelfinale der Königsklasse die Neuauflage des Vorjahresfinales gegen Real Madrid auf dem Programm steht.