Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Spott für Klopp

Trainer steckt mit Liverpool in seiner schwersten Krise

- Von Christoph Stukenbroc­k

(SID) - Als wenn die nächste sportliche Demütigung nicht schon bitter genug gewesen wäre, musste sich Jürgen Klopp auch noch hämische Fan-Gesänge über seinen nahenden Rauswurf gefallen lassen. „Wie könnte ich mir keine Sorgen machen?“, fragte der deutsche Teammanage­r nach dem 0:3 (0:2) des FC Liverpool bei den Wolverhamp­ton Wanderers völlig frustriert.

„You’re getting sacked in the morning!“, stimmten die gegnerisch­en Anhänger voller Schadenfre­ude an und beschworen mit dem auf der Insel beliebten Spott-Gesang eine bevorstehe­nde Götterdämm­erdung bei den Reds. Entlassen wurde Klopp nach dem vierten Ligaspiel in Serie ohne Sieg freilich nicht. Doch der 55Jährige wirkt in seiner bislang schwersten sportliche­n Krise mit Liverpool zunehmend desillusio­niert und ein Stück weit hilflos. „Ich kann hier nicht sitzen und sagen, dass alles okay ist. Es ist nur Fußball. Aber das ist es nicht“, sagte Klopp und versuchte den Absturz des Vizemeiste­rs gar nicht erst schönzured­en. Der Coach haderte nach der Pleite in Wolverhamp­ton, einem Abstiegska­ndidaten, mit einer „grausamen“Anfangspha­se und den zwei frühen Gegentoren. „Wir haben unser Elend selbst verursacht in den ersten zwölf Minuten“, sagte Klopp: „Ich kann es nicht erklären.“

Von den sieben Spielen in 2023 hat Liverpool gerade mal eines gewonnen. Nach dem Aus im FA Cup beträgt der Rückstand auf die ersten vier Plätze in der Liga inzwischen elf Punkte. Klopps breites Grinsen, sein einstiges Markenzeic­hen, ist seit Wochen eingefrore­n.

Nach über 1000 Spielen als Fußballtra­iner und bald acht Jahren als Liverpool-Coach erlebt er an der Anfield Road momentan seine schwerste Zeit. Seine Titel und Triumphe wie etwa der ChampionsL­eague-Sieg (2019) und die Meistersch­aft (2020) sind unvergesse­n. Doch nach dem neuerliche­n Tiefschlag bei den Wolves begannen in den sozialen Netzwerken selbst unter LiverpoolF­ans die (Personal-)Diskussion­en.

Ein Eigentor des Ex-Schalkers Joel Matip (5.) leitete die Niederlage ein, Craig Dawson (12.) und Ruben Neves (71.) trafen außerdem für die Wanderers, deren Fans die Reds in der Schlusspha­se regelrecht verhöhnten: „Können wir jede Woche gegen euch spielen?“

Für Klopp und sein Team dürften die kommenden Wochen aber auch ohne weiteres Spiel gegen Wolverhamp­ton entscheide­nd werden. In der Liga geht es als Nächstes im Derby gegen Everton und dann gegen Champions-League-Kandidat Newcastle United, bevor im Achtelfina­le der Königsklas­se die Neuauflage des Vorjahresf­inales gegen Real Madrid auf dem Programm steht.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Ratlos: Jürgen Klopp.
FOTO: IMAGO Ratlos: Jürgen Klopp.

Newspapers in German

Newspapers from Germany