Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Kinder können mehr als nur Handy
Ausstellung „Serie“zeigt in der Oberteuringer Mühle 56 Werke von Schulkindern
- „Die Schulkunst gibt’s nur in Baden-Württemberg!“Das sagt Lehrerin Tanja Neidhart von der Realschule Weingarten bei der Vernissage der bemerkenswerten Ausstellung „Serie“, die am Sonntag in der Galerie im Kulturhaus „Mühle“in Oberteuringen feierlich eröffnet worden ist. Musikalisch begleitet wurde sie am Klavier von Lotta Nitz und Lukas Brugger, beide Schulkinder am Tettnanger Montfort-Gymnasium.
Neidhart ist Mitglied und Ansprechpartnerin des SchulkunstTeams im Bereich des Schulamts Markdorf, das für die Landkreise Ravensburg und Bodenseekreis zuständig ist. Sie bezeichnet das seit 1985 alle zwei Jahre zu einem neuen Thema aufgelegte Programm als Alleinstellungsmerkmal: „Das Land Baden-Württemberg hat verstanden, wie wichtig Kunst für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen ist.“Es gehe dabei ausdrücklich nicht um Wettbewerb, sondern um die Kreativität und Gestaltungskraft von Jugendlichen. Alle Schulen im Land können mitmachen, unterstützt wird das Programm vom ZSL – Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung, Baden-Württemberg sowie vom Kultusministerium.
Uli Schubert ist Lehrer am Ravensburger Welfengymnasium und ebenfalls Mitglied des Schulkunst-Teams. Sehr anschaulich zeigt er auf, dass die Serie das verbindende Konzept ist, das über den Individuen steht. Es zeige sich im Vogelschwarm am Himmel, den Blättern an Bäumen, den Gräsern, die eine Wiese bilden, am Gebirge, das aus einzelnen Steinen besteht und am Strand aus Millionen von Sandkörnern. „Wir sind irgendwie auch so ein Serienprodukt“, scherzt Schubert, „denn wir sind immer noch Wirbeltiere und mir wird nachgesagt, dass ich Ähnlichkeit mit meinem Hund habe.“Als Gattung der Moderne sei die serielle Kunst durch Claude Monet bekannt geworden. Die Wiederholungen und Variationen des Seerosenteichs in Giverny oder der Kathedrale von Rouen zeigten den Reiz der Serie. „Varietas delectat - Abänderung gefällt“, zitiert Schubert Cicero. 56 Werke umfasst die Ausstellung. Die Gemälde, Zeichnungen und räumlichen Objekte
werden professionell präsentiert. Vertreten sind Schülerarbeiten aus dem Kunstunterricht unterschiedlicher Schulen und Altersstufen.
Von Grundschule bis zur Oberstufe, vom Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) bis zum Gymnasium
sind alle Schularten vertreten. Das Bildungszentrum Parkschule (BZP) Kressbronn und die Realschule Ravensburg stellen
knapp die Hälfte der Arbeiten. Die Grundschule Teuringer-TalSchule Oberteuringen zeigt ein Tierisches Origami, in dem das
Thema Serie gleich sechsmal aufgegriffen wird. Lehrerin Stefanie Rauch hat mit den Zweitklässlern von zwei Familienklassen und einer vierten Klasse kleine quadratische Leinwände farbig bemalt. Darauf wurden verschiedene Origami-Tierserien geklebt, gefaltet aus gemustertem Papier. „Wir hatten noch einen Restposten und wollten was Plastisches machen. Faltarbeiten in Papier entsprechen der kindlichen Welt“, sagt Rauch und fügt hinzu: „Ich hab’s vom Anspruch komplett unterschätzt. Das ist echt anspruchsvoll.“
Das farbenfrohe Werk springt ins Auge, die filigranen Faltarbeiten beeindrucken durch ihre Präzision. Auf ihnen ist gut nachzuvollziehen, was Schubert sagt: „In Summe fallen einem immer neue Kombinationen auf.“Auch ein paar Künstler nehmen an der Vernissage teil. Tiziano Vantuzzi, Karin Kruppa, Emma Weh, Leon Bruckmaier und Nina Lorenz haben in der neunten Klasse der Realschule Weingarten eine digitale, transparente schwarzweiße Fotocollage als Self ie-Serie gestaltet. Inspiriert wurden sie durch Fotografien von Marta Hoepffner.
In ein oder zwei Doppelstunden haben sie Selfies gemacht und mit einer extra Software aufeinandergelegt, erzählen die Jugendlichen. „Als Schulaufgabe hat es mehr Spaß gemacht, als zu zeichnen oder so, es war echt lustig“, ref lektieren sie auf Nachfrage. Ihre Lehrerin Tanja Neidhart habe die Fotos ausgedruckt und zusammengefügt. Mit dieser Vernissage hat Barbara KensySchneider die 140. Ausstellung in der Galerie der Mühle im 22. Jahr ihres Bestehens eröffnet. „Es sind immer ganz tolle Sachen“, schwärmt sie von ihren Erfahrungen. In Farbe, Ausdrucksform und künstlerischer Vielfalt kann die Schulkunst zum Thema Serie mit Sicherheit mithalten. Sie ist absolut sehenswert und es fällt nicht schwer, Tanja Neidhart zuzustimmen: „Unsere Kinder können mehr als nur Handy!“
Bis 18. Februar ist die Ausstellung im Kulturhaus Mühle in Oberteuringen jeden Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Schulklassen und Gruppen können weitere Termine per Mail vereinbaren: