Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Wo sind die Mäuse bloß geblieben?
Die Konsumwelt ist von vielen kleinen Ausgaben geprägt – Mit einem Haushaltsbuch können Verbraucher den Überblick behalten
- Eigentlich sollte der Selbstversuch nur einmal das digitale Erbe aufzählen, damit im Fall des Falles auch alle Verträge gekündigt werden können. Doch das Ergebnis war dann doch überraschend. Auf zwei Din-A-4-Seiten reihten sich diverse Verbindungen aneinander. Viele kosten kein Geld, sondern werden mit Daten bezahlt, zum Beispiel soziale Netzwerke. Doch aufgelistet werden auch viele Dienste, die monatlich, vierteljährlich oder jährlich eine Gebühr verlangen. Es sind deutlich mehr als angenommen. Da sind Streamingdienste, Zeitungsabos, Versicherungen, Vereinsbeiträge oder der Dauerspielschein einer Lotterie. Ein geflügeltes Wort klagt, dass am Ende des Geldes immer noch so viel Monat übrig ist. Das mag in den meisten Haushalten zum Glück nicht so sein. Doch gerade so hinzukommen, ist auch nicht der ideale Zustand. Ein Grund dafür kann im fehlenden Überblick über die täglichen und regelmäßigen Ausgaben liegen. Schnell ist im Internet ein Abo abschlossen und es wird die Kündigung einer eigentlich nur einmal erwünschten Leistung vergessen. Und selbst kleine Ausgaben summieren sich im Verlauf der Zeit auf beträchtliche Beträge. Wer jeden Tag im Café an der Ecke noch einen schnellen Espresso für zwei Euro trinkt, gibt dafür im Jahr schon 560 Euro aus. Ein überflüssiges Abo für 9,99 Euro monatlich verschlingt im Jahr immerhin 119,88 Euro. Weggeworfenes Geld.
Altmodisch aber hilfreich
Kaum jemand weiß am Monatsende genau, wo das Einkommen geblieben ist. Die regelmäßigen Ausgaben wie Miete, Energie oder den Beitrag für das Fitnessstudio sind zwar präsent. Doch viele kleine Kosten wie der Kaffee zwischendurch oder das günstige angebotene Shirt beim Shoppingden
bummel geraten schnell in Vergessenheit. Dazu kommen noch jene Rechnungen, die nur vierteljährlich oder jährlich abgebucht werden.
Der Begriff klingt zwar altmodisch, doch ein Haushaltsbuch schließt auch im modernen Konsumleben die Wissenslücken um das aufgezehrte Budget. Darin wird jede einzelne Ausgabe erfasst, bis hin zur Eiskugel im Sommer. So entsteht mit der Zeit ein vollkommener Überblick über den Weg des Geldes. Es gibt dafür viele Vorlagen im Internet. Mehr als ein Blatt Papier wird eigentlich nicht benötigt. Am PC oder mit einer speziellen App wird es noch einfacher. Hauptsache, es zeigt sich am Ende der persönlichen Bilanz, ob die Ausgaben die Einnahmen übersteigen oder umgekehrt.
Es geht bei dieser Aufstellung nicht nur um die Ausgaben für
täglichen Bedarf, etwa den Einkauf im Supermarkt. Auch jährliche Abbuchungen, etwa für die Haftpflichtversicherung oder Vereinsbeiträge, werden erfasst und auf die monatlichen Ausgaben umgelegt. Gleiches lässt sich mit dem Urlaubsbudget machen. Auf der Einnahmenseite berücksichtigt diese Bilanz neben dem Arbeitsentgelt auch Zinsen oder Sonderzahlungen.
Bilanz per App
Auch Apps können bei der Kontrolle Ihrer Ausgaben helfen. Einige können mit dem Smartphone bezahlten Einkäufe sogar direkt einem Ausgabenkonto zuordnen. Damit wird die Haushaltsbuchhaltung noch einfacher. „Finanztest“hat im Herbst 2023 acht Apps getestet, die auf dem Betriebssystem Android und, sofern vorhanden, iOS funktionieren. Die Basisversionen
der Apps sind gratis, für die volle Ausstattung mit allen Funktionen wird von einer Ausnahme abgesehen eine Gebühr verlangt. Geprüft wurden die Vollversionen.
Einige Apps werden mit dem Girokonto, dem Depot oder auch dem Tagesgeldkonto verknüpft. Dann wird jede Buchung dort ins Haushaltsbuch eingetragen. Allerdings müssen Nutzer ihre Kontodaten dafür freigeben. Die Programme lassen sich jedoch auch ohne eine Freigabe der Daten nutzen. In diesem Fall schnitten die Anbieter allerdings schlechter ab als Apps mit einer Kontoverbindung. „In unserer Untersuchung haben jene Apps besser abgeschnitten, die eine Verknüpfung mit Girokonto, Kreditkarte, Tagesgeldkonto oder Wertpapierdepot ermöglichen", heißt es im Testbericht. Jede Buchung werde automatisch ins Haushaltsbuch eingepflegt und kategorisiert. Das erleichtert die Übersicht beträchtlich.
Von Gurus und Trakern
Die besten Apps im Test heißen Finanzguru und Wallet Finanztraker mit der Note „gut“. Finanzguru überzeugte als einzige App mit einer sehr guten Handhabung. Wallet Finanztraker wiederum sammelte vor allem mit einer übersichtlichen Gestaltung Pluspunkte. Außerdem können ausgewählte Konten mit anderen geteilt werden. Manche Apps erhielten keine Bewertung, weil das Haushaltsbuch nur eine von vielen Funktionen ist. Generell lässt sich noch ein positives Fazit ziehen: Die persönlichen Daten werden bei allen acht Apps angemessen geschützt.
Es dauert seine Weile, bis der Überblick über die eigenen Finanzen
vollständig ist. Denn bei der ersten Bestandsaufnahme wird in der Regel der eine oder andere Posten vergessen. Nach einigen Monaten ergibt sich schon ein recht gutes Bild der finanziellen Lage.
Dann wird es Zeit für die nächsten Schritte. Einnahmen und Ausgaben werden einander gegenübergestellt. Bleibt am Monatsende regelmäßig Geld übrig, kommt ein Sparplan in Frage. So kann zum Beispiel schon mit vergleichsweise geringen Beträgen ab 25 Euro im Monat ein Sparplan auf einen Fonds abgeschlossen werden. Das lässt sich in der Regel bei der Hausbank erledigen.
Es folgt der Sparkurs
Schwieriger wird es, wenn die Ausgaben regelmäßig höher sind als die Einnahmen. Da heißt es sparen. Dabei hilft die große Bestandsaufnahme, die mit dem Haushaltsbuch vorliegt. Es werden nun alle Positionen, von den Aboverträgen bis hin zu den kleinen Ausgaben überprüft. Nicht notwendige Verträge werden gekündigt, auf nicht wichtige Einkäufe oder Vergnügungen wird verzichtet. Vielleicht lässt sich ja auch die Urlaubsplanung so gestalten, dass die Reise günstiger wird. Wichtig ist, dass am Ende ein ausgeglichenes Budget steht, die Ausgaben also nicht mehr höher sind als die Einnahmen.
Der genaue Blick auf den Sinn oder Unsinn einzelner Haushaltsposten ist auch dann sinnvoll, wenn am Monatsende regelmäßig ein Plus in der Bilanz steht. Denn eingesparte Positionen ermöglichen es, mehr zu sparen und sich somit später besondere Wünsche zu erfüllen, besser für das Alter vorzusorgen oder sich einfach nur für unerwartete Ausgaben wie die Anschaffung einer neuen Waschmaschine oder dergleichen zu wappnen. So wird aus dem altmodischen Haushaltsbuch ein moderner Finanzmanager – ob auf dem Papier oder digital.