Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Plätzler verlieren ihre Zunftmeisterin
Susanne Frankenhauser tritt nicht mehr an – Dafür steht Vize Jens Rall in den Startlöchern
- Diese Fasnet wird die letzte für Susanne Frankenhauser als Zunftmeisterin der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten sein. Nach acht Jahren wird sie sich aus „überwiegend persönlichen Gründen“bei den nächsten Wahlen am 21. Juni nicht mehr aufstellen lassen. Der jetzige Vizezunftmeister Jens Rall hat seinen Hut für das Amt aber schon in den Ring geworfen.
Die erste Zunftmeisterin in der Geschichte der Plätzler – mit rund 1500 Mitgliedern einer der größten Vereine Weingartens – hat sich den nächsten Schritt gut überlegt und sagt: „Zum einen geht es mir derzeit gesundheitlich nicht so gut und zum anderen darf nach acht Jahren auch mal ein frischer Wind wehen.“Die 57-Jährige aus Ravensburg sei zudem beruhigt, weil sich mit Jens Rall ein guter möglicher Nachfolger zur Wahl stellen lasse – schließlich sei es nicht immer einfach, jemanden zu finden, der sich so stark im Ehrenamt engagieren wolle.
„Ich gehe der Plätzlerzunft aber nicht verloren“, sagt Susanne Frankenhauser. In ihrem Schrank hänge schließlich ihr Häs und sie liebäugle gerade sogar mit der Anschaffung eines zweiten Plätzler-Häses. Welches, das wolle sie aber noch nicht verraten.
Für sie seien die acht Jahre eine „wunderschöne Zeit“gewesen, auch wenn der Anfang nicht einfach gewesen sei. „Einige waren erst einmal distanziert, weil es zuvor noch nie eine Frau an der Spitze der Plätzlerzunft gab, aber das hat sich über die Jahre gelegt und jetzt höre ich viele Stimmen die sagen ,schade, dass du aufhörst’“, so Frankenhauser.
Das Große Narrentreffen Mitte Januar sei ein absoluter Höhepunkt ihrer ehrenamtlichen Karriere gewesen, für das es viel Lob von allen Seiten gegeben habe. Nun könne sie sagen: „Das war dem Jubiläum 100 Jahre VSAN angemessen.“Aber auch die kleineren Begegnungen am Rande und unter dem Jahr seien Höhepunkte für sie gewesen. Beispielsweise wenn sich die Zunftmeister der Landschaften getroffen hätten – da habe es stets Verständnis füreinander und Zusammenhalt gegeben. Ihr Ratschlag für den nächsten Zunftmeister oder
Zunftmeisterin lautet: „Trotz der vielen Arbeit, die andere nicht immer sehen können, sollte man die Freude nicht verlieren und auch mal alle Fünfe gerade sein lassen.“
Jens Rall trägt sich nach eigenen Angaben schon seit einiger Zeit mit dem Gedanken, eine weiterführende Herausforderung anzunehmen. „Und dann geht es manchmal schneller als man denkt“, sagt er. Seit 1980 lebt Rall in Weingarten, seit 2006 ist er bei den Plätzlern, seit 2015 im Zunftrat und vier Jahre dort als Vizezunftmeister aktiv.
Dem 54-Jährigen macht vor allem die Teamarbeit und das Organisieren im Verein Spaß. Da helfe ihm auch sein Beruf als Prokurist und Bereichsleiter im Vertrieb eines Automobilzulieferers. Auch die drei Jahre der intensiven Vorbereitungen
für das Große Narrentreffen seien genau sein Ding gewesen.
In Stunden könne man den Aufwand für ein hohes Ehrenamt nicht messen. Es gebe jeden Monat Regeltermine, man sei außerdem stets Ansprechpartner für die Mitglieder. In gewissen Phasen müsse man extrem viel vorbereiten und sei ganze Tage damit beschäftigt, in anderen gehe es ruhiger zu.
Das weiß auch seine Frau, Parinda Staudacher-Rall, die erste Vorsitzende der Welfenfestkommission ist. „Das ist ein Stück weit unser Leben und unsere Freizeitgestaltung“, sagt Jens Rall. Er sei ebenfalls in der Kommission vertreten, sowie seine Frau bei den Plätzlern aktiv ist – so könne jeder dem anderen im Hintergrund den Rücken stärken. Die Ämter würden sich auch gut ergänzen, da die Hauptarbeit in verschiedenen Jahreszeiten stattfindet und es viele Schnittstellen innerhalb der Vereine und in der Zusammenarbeit mit der Stadt gebe.
Neben dem Zunftmeister und dem Vize-Zunftmeister, die für vier Jahre gewählt werden, leitet der 22-köpfige Zunftrat die Plätzler an. Er ist in drei Gruppen unterteilt: Der Vorstandschaft mit sechs Personen, den sechs Gruppenführern für die Masken – etwa der weiß-roten Plätzler und der Schlösslenarren – und den zehn Fachzunfträten. Von ihnen hat jeder einen Bereich zu verantworten wie das Archiv, die Umzüge oder die Veranstaltungen.