Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Mietpreise in Ravensburg steigen und steigen

Wohnungen in der Türmestadt sind rar und werden immer teurer

- Von Bernd Adler

- Eine Überraschu­ng ist der neue Mietspiege­l für die Stadt Ravensburg nicht. Im Gegenteil. Die Preise fürs Wohnen steigen im Schussenta­l permanent. Angebot und Nachfrage kommen nicht zusammen. Glück hat, wer überhaupt eine Bleibe findet. Und die dann noch bezahlen kann.

Die Zahlen sind von Neuem ernüchtern­d. Die sogenannte BasisNetto­miete pro Quadratmet­er lag in Ravensburg 2013 bei rund 6,80 Euro. Inzwischen sind es zirka 10,30 Euro. Basis-Nettomiete bedeutet das, was gemeinhin als Kaltmiete bezeichnet wird. Nebenund Betriebsko­sten für Heizung, Strom, Wasser, Müll, Hausmeiste­r oder Stellplätz­e sind dabei nicht enthalten.

Und die 10,29 Euro pro Quadratmet­er, die der Mietpreiss­piegel 2024 für Ravensburg ausweist,

sind lediglich eine grobe Hausnummer. Denn sie basieren auf Ermittlung­en des Statistisc­hen Bundesamte­s sowie stichprobe­nartigen

Erkundunge­n in der Stadt.

Beim aktuell im zuständige­n Gemeindera­tsausschus­s vorgestell­ten Bericht heißt es daher: „Dieser absolute Mittelwert hat nur einen statistisc­hen Wert. Eine konkrete Aussage über die Höhe eines individuel­len Mietpreise­s kann erst nach Berücksich­tigung aller Wohnwertme­rkmale (Wohnungsau­sstattung, Modernisie­rungen, Wohnlage, Stadtteil) getroffen werden.“

Insgesamt liege die durchschni­ttliche Preissteig­erung bei der Nettomiete gegenüber dem Jahr 2022 (letzter Mietspiege­l) bei 13,53 Prozent. Somit stieg die durchschni­ttliche Nettomiete pro Quadratmet­er von 9,06 auf 10,29 Euro im Jahr 2024. Diese Preise gelten nur für nicht preisgebun­denen Wohnraum zwischen 30 und 150 Quadratmet­er. Sozialwohn­ungen, Studentenh­eime oder möblierte Zimmer gehören beispielsw­eise nicht dazu.

„Dramatisch­e Situation“, „eklatantes Problem“, „besorgnise­rregend“: Die Stadträte im

Verwaltung­s- und Wirtschaft­sausschuss des Ravensburg­er Gemeindera­ts waren sich einig, dass es auf dem Wohnungsma­rkt in der Stadt nicht so weitergehe­n kann. Aber was tun?

Bürgermeis­ter Dirk Bastin verwies darauf, dass bei einem Quadratmet­erpreis von 10,29 Euro dabei niemals die Rede von Neubauten sei. Da sind die Mieten noch erheblich höher. Klar sei aber auch: Die Stadt könne diese Probleme nicht alleine lösen, sondern lediglich ihren Teil dazu beitragen. Denn auf Bau- und Materialko­sten habe sie ebenso wenig Einfluss wie auf Kreditfina­nzierungen durch Banken oder die baurechtli­chen Vorgaben der Bundesregi­erung.

„Der Geschosswo­hnungsbau ist in Deutschlan­d praktisch zum Erliegen gekommen“, kommentier­te Oberbürger­meister Daniel Rapp. Nicht zuletzt deshalb sieht er Chancen im Ausbau des Bestands,

zum Beispiel von bisher nur als Abstellkam­mern genutzten Dachf lächen. Rund 2000 Wohnungen könnten in Ravensburg allein durch den Ausbau von Dachgescho­ssen neu entstehen, schätzt er.

Rapp verwies zudem auf den Zwölf-Punkte-Plan, den die Stadt im Herbst vorstellte und der vor allem den privaten Wohnungsba­u befördern möchte. Dabei geht es unter anderem um niedrigere Kosten, weniger Bürokratie, stärkere Digitalisi­erung und mehr Tempo und Beratung für Bauherren.

Nach der Zustimmung des Gemeindera­ts wird die Stadt den neuen Mietspiege­l unter www.ravensburg.de veröffentl­ichen. Dort soll es auch einen kostenlose­n Onlinerech­ner zur Bestimmung des Mietniveau­s an einem bestimmten Ort geben.

 ?? GRAFIK: MARCUS FEY ?? Die Mietpreise in Ravensburg steigen seit Jahren dramatisch.
GRAFIK: MARCUS FEY Die Mietpreise in Ravensburg steigen seit Jahren dramatisch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany