Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Warnung vor dem Ende der Oberschwabenschau
Eine Verlegung der Messe wäre ihr Tod, glaubt der Veranstalter – Kritik an Politikern
- Vor einem jähen Ende der Oberschwabenschau warnt Stephan Drescher, Geschäftsführer der Ravensburger Veranstaltungsgesellschaft (RVG). Im Interesse der Stadt solle man sich dringend vor „Fantasien“hüten, den Oberschwabenhallenplatz zu bebauen. Die Oberschwabenschau an einem anderen Ort, das wäre für Veranstalter Drescher nicht das Umpf lanzen eines alten Baums, sondern die Axt am Stamm.
Hintergrund für Dreschers Kritik sind aktuelle Diskussionen im Gemeinderat: Die Freien Wähler hatten die Idee aufgebracht, auf dem Oberschwabenhallenparkplatz ein neues Wohnquartier zu bauen. Der politische Antrag dafür hat zwar keine Mehrheit bekommen. Baubürgermeister Dirk Bastin kündigte aber an, dass sich die Stadt in den nächsten Jahren in der Tat Gedanken über die Zukunft dieses Platzes machen müsse.
Jochen Fischinger hatte im Namen der Freien Wähler kritisiert, dass das Areal die längste Zeit des Jahres nur als Parkplatz genutzt werde. Wohnungsbau sei auf der Fläche sinnvoller. Ob das Gelände das ganze Jahr freigehalten werden muss, um einmal in zwölf Monaten die Oberschwabenschau zu beherbergen, stellte Bastin wie die Freien Wähler infrage.
Man müsse künftig mit den Städten Friedrichshafen und Weingarten enger zusammenarbeiten. Nicht jede Stadt könne alle Möglichkeiten vorhalten.
Messen sähe Bastin dann eher in Friedrichshafen, wo es schon ein entsprechendes Gelände mit Veranstaltungshallen gibt. Die Oberschwabenschau dürfe keine „Heilige Kuh“sein, meint auch Maria Weithmann von den Grünen. Jochen Fischinger stellt auch die Zukunft der Oberschwabenhalle als Veranstaltungsort infrage: „Für Großveranstaltungen ist sie zu klein, für kleine Veranstaltungen zu groß.“Die Halle „dümple vor sich hin“. Er schlägt vor, sie zur dreigliedrigen Sporthalle umzufunktionieren.
Stephan Drescher gehört seit 2007 zu den Verantwortlichen für die Oberschwabenschau. Seit er die RVG gegründet hat, ist die Verbrauchermesse in Ravensburg mit zuletzt 65.000 Besuchern an fünf Tagen für ihn das wichtigste Ereignis im Jahr. Entsprechend leidenschaftlich verteidigt der Geschäftsführer sie gegen alle diskutierten Pläne, nicht nur als Unternehmer, wie er sagt: „Bei einer Fachmesse mag es egal sein, ob sie in Ravensburg, Friedrichshafen oder Berlin stattfindet. Aber die Oberschwabenschau ist mehr ein gesellschaftliches Ereignis als eine Messe. Sie gehört zum Selbstverständnis, zur DNA dieser Stadt.“Drescher ist sich sicher, die Oberschwabenschau wäre tot, würde man sie an einen anderen Ort verlegen. „Es käme ja auch niemand auf die Idee, die IBO aus Friedrichshafen in Ravensburg auszurichten.“
Zumal es nicht um die Oberschwabenschau alleine gehe. Zirkusse gastieren auf dem Platz, das Feuerwerk beim Rutenfest wird an dieser Stelle abgefeuert. Und schon bald werde ein Teil des Areals ja schon anderweitig genutzt.
Drescher meint den Bau eines Parkhauses durch die Firma Vetter am nördlichen Zipfel des Geländes. Hier sollen für 15 Millionen Euro 1000 neue Parkplätze entstehen. Ende 2025 oder Anfang 2026 soll das Parkhaus fertig sein. 3000 Quadratmeter Veranstaltungsf läche fallen damit weg, rechnet Drescher vor. Und doch sei das Parkhaus auf lange Sicht auch für die Oberschwabenschau ein Segen, denn es nehme auch während der Messe schon einmal 1000 Autos auf, die sonst woanders untergebracht werden müssten.
Die Parkplatzsituation habe sich dadurch verschärft, dass auf Scheffelplatz und Bechtergarten neue Regeln mit Gebühren während der Woche gelten. Drescher: „Früher konnten wir die Parkplätze anmieten und absperren. Jetzt stehen sie den Besuchern der Oberschwabenschau nicht mehr zur Verfügung, sondern werden von Einkäufern und Anwohnern belegt.“