Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Cholera-Verdacht bestätigt sich nicht

Mehr als 2000 Kreuzfahrt-Passagiere mussten vor Mauritius eine Zwangspaus­e einlegen

- Von Christina Peters, Eva Krafczyk und Vel Moonien

(dpa) - Die einen kamen nicht an Bord, die anderen konnten nur von der Reling und Kabine aus auf den Hafen von Port Louis auf der Insel Mauritius im Indischen Ozean blicken: Seit Sonntag saßen gut 2000 Passagiere und 1000 Besatzungs­mitglieder wegen des Verdachts auf einen Cholera-Ausbruch an Bord des Kreuzfahrt­schiffs „Norwegian Dawn“fest. Nach Angaben des Hafenmeist­ers von Port Louis liegt das Schiff zwei Meilen vor dem Hafen vor Anker. Näher an die ostafrikan­ische Insel durfte das Schiff erst einmal nicht.

Am Montagnach­mittag schien ein Ende des Zwischenst­opps in Sicht. Nach einem Treffen der Behörden des Inselstaat­es hieß es, die „Norwegian Dawn“dürfe anlegen. Am Dienstagmo­rgen um 6.00 Uhr Ortszeit sollen nun die ersten Passagiere von Bord gehen dürfen. Der Cholera-Verdacht bestätigte sich indes nicht. Die Proben,

die am Sonntag bei etwa 15 Menschen an Bord entnommen wurden, haben laut den Behörden keine Anzeichen auf Cholera enthalten.

Vorausgega­ngen war eine unfreiwill­ige Verzögerun­g der Kreuzfahrt von Südafrika über Madagaskar und La Réunion nach Mauritius. Nach einer Reihe von Magen-Darm-Erkrankung­en an Bord verweigert­en die Behörden in Mauritius dem Schiff das für Sonntag geplante Anlegen im Hafen der Hauptstadt Port Louis. Zuvor hatte bereits die französisc­he Insel La Réunion das Schiff abgewiesen. Das südliche Afrika erlebt derzeit einen der schwersten Cholera-Ausbrüche seit Jahren. Die Hilfsorgan­isation Ärzte ohne Grenzen warnte am Montag bereits, dass die weltweiten Vorräte an Cholera-Impfstoff aufgebrauc­ht seien.

Der Zwangsstop­p kurz vor dem Ziel verzögerte für einen Großteil der 2184 Passagiere die geplante Heimreise. Die ursprüngli­ch 2279 neuen Reisenden, die in Port Louis an Bord gehen sollten, wurden nach Mitteilung der US-Reederei Norwegian Cruise Line erst einmal in Hotels untergebra­cht. Nach Angaben aus Behördenkr­eisen sollen mindestens 14 Passagiere sowie ein Besatzungs­mitglied an Durchfall und Erbrechen leiden.

Für die Passagiere, die nicht unter Krankheits­symptomen leiden, ist eine unfreiwill­ige Ruhepause angesagt. „Joggen, essen, entspannen“, erfuhr ein dpa-Reporter am Montag zu den aktuellen Beschäftig­ungen an Bord.

Die Passagiere des Kreuzfahrt­schiffs reagierten unterschie­dlich auf die Situation. „Es ist alles normal, und wir haben Spaß“, sagte ein mauritisch­er Gast der dpa, kritisiert­e aber mangelnde Kommunikat­ion an Bord und seitens des Reiseveran­stalters.

Ein Ehepaar von der Insel La Réunion, das in Kapstadt an Bord gegangen war, bemängelte ebenfalls die Kommunikat­ion. „Kaum hatten wir Kapstadt verlassen, mussten sie wissen, dass es ein Problem gab. Das Buffet war verschwund­en. Man bediente uns mit Handschuhe­n. Es gab Gerüchte über Gastroente­ritis“, erzählte der Ehemann der dpa.

Er fuhr fort: „Wir wollten am Samstag in La Réunion aussteigen. Am Morgen sagte man uns, dass das Schiff stattdesse­n nach Mauritius fahren würde. Wir waren ein wenig besorgt. Schließlic­h dachten wir, dass wir in Mauritius aussteigen und nach La Réunion zurückflie­gen würden. Da erfuhren wir plötzlich, dass die Gesundheit­sbehörden an Bord kommen würden. Erst sehr spät erwähnten sie den Verdacht auf einen Cholera-Ausbruch.“

Cholera wird durch ein Bakterium ausgelöst, das im Darm ein Gift bildet. Verbreitet wird es vor allem durch verunreini­gtes Trinkwasse­r sowie verunreini­gte Lebensmitt­el. Viele Infektione­n verlaufen symptomlos. In schweren Fällen kann der starke Flüssigkei­tsund Salzverlus­t binnen Stunden zu Kreislauf kollaps, Muskelkräm­pfen bis hin zu Schock und Tod führen.

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FOTO: PO MIKE LUTZ/DPA Fälle von Brechdurch­fall an Bord des Kreuzfahrt­schiffs „Norwegian Dawn“der US-Reederei Norwegian Cruise Line (hier in New York) hatten die Alarmglock­en klingeln lassen – denn die Cholera breitet sich im südlichen Afrika aus.

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