Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ein „Masterplan“für den Hinteren Hafen?
Stadt Friedrichshafen will Entwicklung des Bereichs wieder anpacken – Doch davor gibt es einiges zu klären
- Totgesagte leben länger? Nachdem der Gemeinderat im Herbst die Sanierungsmaßnahme Hinterer Hafen noch vor ihrem Beginn beendet hatte, kommt das Areal wieder auf die Agenda. Die Stadtverwaltung will eine Entwicklung des Gebiets – und damit eine mögliche Bebauung – offenbar wieder anpacken. Der Gemeinderat soll in seiner Sitzung am Montag, 26. Februar, entscheiden, ob es mit Planungen und Abstimmungen in diese Richtung weitergeht. Zudem will die Verwaltung einen „Masterplan“aufstellen, der auch die angrenzenden Bereiche Romanshorner Platz und Zeppelin-Museum mitdenkt. Ein Überblick.
Was ist die Vorgeschichte des Vorhabens?
Im Jahr 2015 hat die Stadt Friedrichshafen die Ausweisung des Hinteren Hafens als Sanierungsgebiet beantragt, um für die städtebauliche Aufwertung des Areals Fördermittel des Landes erhalten zu können. Aufgewertet werden sollten insbesondere die heutigen Parkplatzflächen. Acht Jahre später, im Oktober 2023, beendete der Gemeinderat die Sanierungsmaßnahme, noch bevor sie begonnen hatte. Das hatte verfahrensrechtliche Gründe und offenbar auch damit zu tun, dass Stadtverwaltung und Grundstückseigentümer sich bislang nicht einig geworden sind. Schon im Herbst war aber klar: Den Plan, den Hinteren Hafen weiterzuentwickeln, will die Stadt weiterverfolgen.
Warum wird das Thema wieder aktuell?
Zunächst einmal geht es bei dem Tagesordnungspunkt in der nächsten Gemeinderatssitzung darum, den aktuellen Planungsstand in Sachen Hinterer Hafen aufzuzeigen. Das geht aus den Unterlagen zur Sitzung hervor. Dort ist auch zu lesen, dass das Thema im Januar bereits in einer nicht-öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) vorberaten wurde. Man wolle zeigen, dass „die Entwicklungschancen groß sind, aber mit einer Reihe zu lösenden Herausforderungen einhergehen“, schreibt die Verwaltung. Insgesamt stünden 24.000 Quadratmeter Fläche für eine bauliche Entwicklung zur Verfügung.
Welche gibt es? Herausforderungen
Zum einen wäre da die Eigentümerstruktur in dem Gebiet. Der Stadt gehört nur ein Teil der Flächen. Zum Großteil sind das jene, die heute als Parkplatz genutzt werden. Ein weiterer großer Teil des Gebiets ist das Werftgelände der Bodensee Schiffsbetriebe (BSB). Dieses könnte laut Stadtverwaltung auf die betriebsnotwendigen Flächen reduziert werden. „Die Flächen, die nicht mehr betriebsnotwendig sind, könnten grundsätzlich einer baulichen Entwicklung zugeführt werden“, heißt es in den Unterlagen. Neben der Werft befindet sich zudem ein Mehrfamilienhaus in Privatbesitz. Wie die Verwaltung schreibt, müsste nun geklärt werden, wie es mit einer Bereitschaft der BSB und der Privateigentümer hinsichtlich einer wohnbaulichen Entwicklung am Hinteren Hafen aussieht.
Was passiert mit den Parkplätzen?
Genau diese Frage soll laut Verwaltung in der weiteren Planung beantwortet werden. Aktuell gibt es am Hinteren Hafen mehr als 300 Parkplätze. Auch zahlreiche Bewohnerparkausweise sind für diesen Bereich in Umlauf. Im Falle einer Bebauung könnten Ersatzflächen bei Bedarf in Tiefgaragen entstehen, wie es in der Sitzungsvorlage heißt.
Was ist mit dem Baum- und Denkmalschutz?
Es gibt laut Stadtverwaltung drei große und „besonders erhaltungswürdige“Bäume auf dem Areal, die in eine mögliche Bebauungsplanung integriert werden sollen: eine gewöhnliche Platane, eine blaue Atlaszeder und ein westlicher Zürgelbaum. Auch der Denkmalschutz ist ein Thema. Zwar besitzt die Bodenseewerft laut Sitzungsvorlage selbst keine Eigenschaften eines Kulturdenkmals. Allerdings gibt es im nördlichen Bereich des Grundstücks einen Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg, der als Kulturdenkmal gilt. Man wolle nun die „Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Stadt Friedrichshafen den Bunker übernimmt und ihn in eine sinnvolle Konzeption einbindet“, heißt es in den Unterlagen.
Welche Rolle spielt das Seehasenfest?
Während des Seehasenfests stehen auf den Flächen von Romanshorner Platz und Hinterer Hafen Fahrgeschäfte sowie ein Festgarten. Auch die Wohnwagen der Schausteller finden dort ihren Platz. Es bedarf laut Stadtverwaltung deshalb eines Grundsatzbeschlusses zum Standort der Fahrgeschäfte für das Seehasenfest. In diesem Zusammenhang müsse man sich auch auf die Suche nach alternativen Aufstellflächen für einen Außenbereich der jährlich stattfindenden Messe „Interboot“machen.
Im Jahr 2015 hat die Stadt Friedrichshafen die Ausweisung des Hinteren Hafens als Sanierungsgebiet beantragt.
Was hat es mit dem „Masterplan“auf sich?
Da es noch viele Dinge zu klären gibt, kann die Verwaltung laut Vorlage keinen Zeitplan für eine Entwicklung des Areals Hinterer Hafen definieren. Aus diesem Grund sollen schon vorab „Schnittstellen“zu angrenzenden Bereichen „aufgezeigt und abgestimmt“werden. Die Rede ist vom „Museumskonzept“– also einer möglichen Erweiterung des Zeppelin-Museums –, dem Romanshorner Platz, und dem Busbahnhof. Die Stadtverwaltung will als Grundlage für die weitere Schritte einen „Masterplan“erstellen, der „die wesentlichen Ziele und Synergien der einzelnen Bereiche darstellt“. Wie es in der Sitzungsvorlage heißt, soll das nun der erste Schritt sein. Erst danach soll es weitere Planungen geben, die „für einzelne Teilabschnitte eine mögliche bauliche Entwicklung aufzeigen“.