Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Ökumenisch und weltweit – Weltgebetstag in Grünkraut
Global denken im lokalen Gottesdienst
- Dass den Frauen die Spiritualität im Blut liegt und sie lebendige Gottesdienste gestalten können zeigt seit nunmehr fast 100 Jahren die internationale Friedens- und Frauenbewegung „Weltgebetstag“. Dabei feiern immer am ersten Freitag im März auf allen Kontinenten unserer Erde Menschen miteinander Gottesdienst. Und zwar einen ganz bestimmten Gottesdienst, eine Liturgie, gestaltet und vorbereitet von Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen eines, Jahre vorher ausgewählten „Schwerpunktlandes“. Von Ägypten über Chile bis Papua-Neuguinea, von Nigeria bis Japan.
In diesem Jahr 2024 waren christliche Frauen aus Palästina beauftragt, Texte, Gebete und Lieder zu formulieren. „Ausgerechnet“denkt man, und „wie soll das gehen?“fragt man sich bei diesen täglichen Nachrichten über Gewalt, Gräueltaten, Menschen auf der Flucht, über verschleppte und getötete Menschen in dieser Region.
Doch, als hätten sie es gewusst, die palästinensischen Frauen haben – längst vor dem 7. Oktober 2023 – ihrer Sehnsucht nach Frieden Ausdruck verliehen und ihrer Liturgie den Titel „…verbunden durch das Band des Friedens“(ein Zitat aus dem Brief an die Gemeinde in Ephesus) gegeben. Frieden für Palästina, so weit entfernt, fast nicht vorstellbar und deshalb vielleicht nur durch das intensive Gebet greifbar.
Auch das Weltgebetstagsteam in Grünkraut hat den Auftrag der palästinensischen Christinnen, sich zu „verbinden durch das Band des Friedens“in einem berührenden Gottesdienst umgesetzt. Denn, Bibeltexte mit den Augen der Frauen aus Ostjerusalem, aus dem Weltjordanland und Gaza zu lesen, ihren Alltag und ihren Glauben „aus erster Hand“erfahren, sich mit ihrer Musik auseinander zu setzen, ihre Ess- und Lebensgewohnheiten nachvollziehen, die Normalität eines Tagesablaufs in einem anderen Land erspüren und erfahren, das macht den Weltgebetstag aus.
Ein langer Abend war dieser so besondere Gottesdienst in Grünkraut, der alles umfasste. Weltumspannendes Singen und Beten, Länderinformationen und individuelle Frauenschicksale, traditionelles Tanzen und herzliches Lachen, Olivenbäumchen und fruchttragende Zitronen, und nicht zuletzt – ein üppiges Buffet mit palästinensischen Köstlichkeiten.
Viele waren gekommen und durch die großzügige Kollekte wird das lokale Beten in Grünkraut auch in Zukunft weltweit über die Projektarbeit dieser Frauenbewegung weiterwirken.