Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
●Kultur leben
Country-Pop, instrumentaler Holzrock, Nylonpunk – was haben diese abenteuerlichen Genre-Kreationen gemeinsam? Alle drei sind in den kommenden Tagen live in der Region zu erleben. „Suzie Candell & The Screwdrivers“, „Wildes Holz“sowie „Acht Eimer Hühnerherzen“nennen sich die jeweiligen Interpreten. Klingt konstruiert? Ist trotzdem wahr.
Los geht es noch ziemlich griffig: wer bei den AmericanaSounds von Suzie Candell und ihrer Band an süffige NashvilleProduktionen oder sonstige US-Sessionmusiker denkt, liegt allerdings höchstens halb richtig. Aufgewachsen ist die Sängerin im Allgäu, inzwischen lebt sie schon seit Jahren im Fürstentum Liechtenstein. Countryharmonien, die ihre Songs häufig grundieren, kommen also nicht völlig grundlos. Auch wenn sie deutlich nach Mittlerem Westen jenseits des Großen Teichs klingen und nicht nach Voralpen. In ihren Konzerten lebt Candell ihren amerikanischen Traum, spielt Nummern favorisierter US-Künstler wie Emmylou Harris, Dixie Chicks oder Fleetwood Mac, aber sehr wohl auch eigenes. Schon 2015 war sie nach Los Angeles gereist, um ihr erstes Album „California Streets“aufzunehmen. Die zweite Veröffentlichung „Restless“wurde schließlich ein sehr geschmeidiger Mix aus Country, Blues, Folk, Rock und Pop. Das klingt so geradeaus nach den US-Vorbildern, dass eigene Akzente schwer auszumachen sind. Trotzdem dürfte der Auftritt von „Candell & the Screwdrivers“am Freitag, 22. März, im Schwarzen Hasen Wangen-Beutelsau dem country-liebenden Americanapublikum der Region viel Spaß machen.
Als Ausnahmeerscheinung der deutschen Live-Szene gelten „Wildes Holz“. Ihr instrumentaler Holzrock lässt schon mit seiner Ankündigung die Münder offen stehen. Gitarre, Kontrabass und Blockflöte – auf diese Besetzung muss man erst mal kommen. Letztere ist ja ein Instrument mit nicht ausschließlich positiver Konnotation. Und damit will dieses Trio uns einen Abend lang unterhalten? Ja, und das klappt bestens. Genre-Grenzen sind dabei völlig egal: Rock, Pop, Jazz, Klassik, Elektronik – je unmöglicher die spielbare Herausforderung erscheint, desto lustvoller wird das Gegenteil bewiesen. Und so geht das schon eine ganze Weile. Nun sind die drei Herren mit dem Jubiläumsprogramm „25 Jahre auf dem Holzweg“unterwegs. Dabei erzählen sie mit reichlich Humor auch von ihren Erlebnissen auf und neben der Bühne. So auch am Samstag, 23. März, im Theaterstadel Gehrenberg. Bleiben noch die Wandergitarren-Punker von den Hühnerherzen in acht Eimern: Die stellen sich selbst als „ein halbakustisches Nylon-Saiten Trio mit den drei Musikstilen Powerviolence-Folk, Kakophonie und Bindungsangst“vor. Apocalypse Vega singt, spielt Gitarre und Driver (hä?), Herr Bottrop steht am Bass und Bene Diktator kloppt auf die Trommeln. In Lindau gastieren sie am Samstag, 23.
März, im Club Vaudeville. Mit dabei ist das Akustik-Punkduo „Schreng Schreng & LaLa“. Wer liegt weiter vorn im Bandnamencontest? Entscheiden Sie selbst.