Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fest bietet Einblicke in Baustelle Matthäusgemeindehaus
Um- und Einbauten sollen das Gebäude in Ravensburg barrierefrei und fit für die Zukunft machen
- Seit Wochen gehen hinter einem großen Bauzaun in der Weinbergstraße 12 in Ravensburg die Handwerker ein und aus. Das evangelische Matthäusgemeindehaus wird derzeit barrierefrei und für die Zukunft fit gemacht. Was das bedeutet und wie weit die Arbeiten vorangeschritten sind, davon können sich alle Interessierten am Samstag, 23. März, von 10 bis 13 Uhr, bei einem „Baustellenfest“überzeugen.
„Die Vorfreude auf den Einzug in das renovierte Gebäude ist groß und viele fragen, wann sie wieder das Gebäude benutzen dürfen“, erzählt Margret Bentele, Vorsitzende
der Stadtkirchengemeinde, bei einem Bauumgang mit Architektin Dagmar Lorentz, Dekan Martin Hauff und Sieglinde Ongherth von der Verwaltungsstelle. Neugierig auf einen Blick in das Innere werden wohl aber nicht nur jene sein, die während der Bauzeit in andere Räumlichkeiten ausweichen mussten, wie etwa Chöre, Pfarrerschaft, Gruppen und Kreise.
Das Matthäusgemeindehaus mit seiner langen Geschichte ist Institution und Heimat für viele Menschen in Ravensburg und Umland, und somit dürfte ihnen allen das Wohl und Wehe des Hauses ein Anliegen sein. Da das Gebäude weder unter Denkmal- noch unter
Ensembleschutz steht, plädierten einige Mitglieder in der Gesamtkirchengemeinde angesichts der veranschlagten Baukosten von 1.856.000 Euro für einen Abriss und einen Neubau im Garten. „Es wurde durchaus kontrovers diskutiert und die Frage aufgeworfen, ob wir denn so viele Räume bräuchten“, erklärt Bentele. Schließlich konnte man sich zum Erhalt des Hauses durchringen – und damit wurde der schöne große Garten gerettet.
Mit Dagmar Lorentz aus Grünkraut wurde eine Architektin gefunden, die sich sehr für den Erhalt alter Bausubstanz einsetzt. Dabei stellen die Brandschutzauflagen nicht selten eine besondere Herausforderung dar. Diese sind nach ihren Angaben jetzt im Gemeindehaus erfüllt. Ein Aufzug bis ins Obergeschoss konnte in das Gebäude integriert und damit ein störender Außenanbau verhindert werden. Der barrierefreie Zugang befindet sich in Zukunft seitlich im Sockelgeschoss, wo sich dann vor dem Gartensaal auch der Jugendraum befindet. Der Haupteingang bleibt bestehen, das Foyer präsentiert sich großzügiger, weil die Trennwand zum Treppenhaus abgebaut werden konnte.
Was die Architektin besonders hervorhebt: Im Erdgeschoss sind zur Straßenseite hin wieder Sprossenfenster vorgesehen. Auffallen dürfte auch das komplett neue Dachgeschoss, das sich an die ursprünglichen Pläne anlehnt und das in den nächsten Wochen errichtet werden soll. Eine Wohnung wird es nicht mehr geben. Auf das gedämmte Dach kommt eine Photovoltaikanlage.
Neue Sanitäranlagen, ein Büro für den Kantor und ein Materialraum, der zugleich Fluchtweg ist, kennzeichnen die Veränderungen im Obergeschoss. Die Heizung soll in Zukunft über Fernwärme bedient werden. Architektin Lorentz dämpft aber allzu hochfliegende Erwartungen: „Wir konnten mit dem Budget nicht alle Oberflächen schön und neu machen. Vorrangig waren zunächst der Erhalt des Objekts, Barrierefreiheit und energetische Sanierung.“Nach den Sommerferien soll das Gebäude bezugsfertig sein. Davon geht Sieglinde Ongherth vom Fachbereich Bau und Liegenschaften der Gesamtkirchengemeinde aus. Sie freut sich, wenn dann wieder Feste stattfinden können, und sie denkt auch an eine spätere Vermietung des Saales für Fremdveranstaltungen, zumal auch die Küche voll ausgestattet ist. „Begegnung, Beratung und Bildung“– das sind nach Meinung von Dekan Martin Hauff die Schwerpunkte für das zukünftige Leben im Matthäusgemeindehaus. Für ihn ist es ein Ort, wo Alt und Jung zusammenkommen. Ein Ort, wo musiziert wird. Ein Ort für Fort- und Weiterbildung. Ein Ort für Seelsorge und Konfirmandenunterricht. „Und in Zukunft vielleicht auch ein Ort für einen regelmäßigen Mittagstisch“, fügt Sieglinde Ongherth hinzu. „Wer hierherkommt, soll sich wohlfühlen“, fügt Margret Bentele hinzu. Deshalb gibt es nach der Wiedereröffnung auch einen Willkommensraum mit einer kleinen Kaffeebar gleich beim Haupteingang.