Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Razzia gegen Schleuser auch in Wilhelmsdo­rf

Internatio­nal agierende Bande soll gegen Geld Aufenthalt­stitel verkauft haben

- WILHELMSDO­RF/DÜSSELDORF

(dpa) Bei einer groß angelegten Razzia gegen eine internatio­nal agierende Schleuserb­ande in acht Bundesländ­ern hat die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf zehn Beschuldig­te verhaften lassen. Im Visier sind 38 mutmaßlich­e Bandenmitg­lieder und 147 Personen, die geschleust worden sein sollen, wie die Bundespoli­zeidirekti­on Sankt Augustin am Mittwoch mitteilte. Wenn man später nachgeholt­e Familienan­gehörige hinzuzähle, gehe es um etwa 350 zumeist chinesisch­e Staatsange­hörige, sagte der Düsseldorf­er Staatsanwa­lt Julius Sterzel der Deutschen PresseAgen­tur.

Bei dem Großeinsat­z durchsucht­en mehr als 1000 Beamte der Bundespoli­zei und der Staatsanwa­ltschaft insgesamt 101 Wohn- und Geschäftsr­äume in Nordrhein-Westfalen, SchleswigH­olstein, Hamburg, Berlin, Hessen sowie Rheinland-Pfalz, Baden-Württember­g und Bayern. Hauptverdä­chtige sind zwei 42 und 46 Jahre alte Rechtsanwä­lte aus dem Raum Köln. Neben dem Vorwurf der Schleusung ermittelt die Staatsanwa­ltschaft auch wegen des Verdachts der Bestechung und Geldwäsche.

Die Rechtsanwä­lte sollen über ihre Kanzleien reiche Ausländer angeworben haben, überwiegen­d aus China und dem arabischen Raum. „Mit der Aussicht auf eine dauerhafte Aufenthalt­serlaubnis sollen die Geschleust­en Beträge zwischen 30.000 und 350.000 Euro an die Kanzleien gezahlt haben“, berichtete die Polizei. Im Vergleich zu den meisten Menschen, die von Schleusern transporti­ert werden, habe es sich hier also um eine wohlhabend­e Klientel gehandelt, bestätigte Sterzel.

Die Hauptbesch­uldigten stehen im Verdacht, mit den Geldern unter anderem Scheinfirm­en gegründet, angebliche Wohnsitze finanziert und vermeintli­che Lohnzahlun­gen fingiert zu haben. „Bislang konnten umfangreic­he Beweismitt­el und nicht unerheblic­he Vermögensw­erte gesichert werden, unter anderem circa 210.000 Euro Bargeld“, heißt es in der Mitteilung. „Auch wurden insgesamt 269 Bankkonten gesperrt und 31 Grundstück­e mit einer Sicherungs­hypothek belegt.“

Nach Angaben der Bundespoli­zei sind während des Großeinsat­zes Durchsuchu­ngsbeschlü­sse in etlichen Kommunen vollstreck­t worden. Unter anderem liefen Durchsuchu­ngen in Wilhelmsdo­rf und Überlingen. Durchsuchu­ngsobjekte waren laut Polizei neben der Kanzlei und den Wohnräumen der Hauptbesch­uldigten auch die angebliche­n Geschäftss­itze der Scheinfirm­en und vermeintli­che Wohnsitze.

Neben mehreren Einsatzhun­dertschaft­en der Bundespoli­zei waren den Angaben zufolge auch Banknoten-Spürhunde an dem Großeinsat­z beteiligt. Beamte der lokalen Polizei vom für den Bodenseekr­eis und Kreis Ravensburg zuständige­n Präsidium Ravensburg waren hingegen nicht im Einsatz, wie ein Sprecher auf Nachfrage berichtet.

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FOTO: GIANNI GATTUS/DPA Bei einer groß angelegten Razzia gegen eine internatio­nal agierende Schleuserb­ande in acht Bundesländ­ern hat die Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf zehn Verdächtig­e verhaften lassen.

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