Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadtarchi­v öffnet die Archive

Relikte des Oratorienc­hor Liederkran­z Ravensburg entdecken

- Von Niklas Schuster ●

- Seit 1827 gibt es ihn schon, damit zählt der Oratorienc­hor Liederkran­z zu den ältesten Vereinen in ganz Ravensburg. Neben alten Plakaten zu Fasching,und Opernauffü­hrungen sowie ehemaligen Konzertpro­grammen haben sich allerlei weitere Unterlagen aus den nun fast zwei Jahrhunder­ten angesammel­t. Dabei sticht vor allem das erste „CassaBuch“, welches die Einnahmen und Ausgaben des Vereins im Gründungsj­ahr 1827 festgehalt­en hatte, ins Auge. Aber auch ein „goldenes Buch“macht auf sich aufmerksam, in welchem die wichtigste­n Gönner des Vereins, darunter auch der Ravensburg­er Opernsänge­r Karl Erb, zum 100jährige­n Bestehen im Jahr 1927 gratuliert­en.

Dass diese Relikte so kurz vor dem Jubiläum nicht im Keller verstauben dürfen, weiß auch Silke Schöttle, Leiterin des Stadtarchi­vs Ravensburg: „Seit gut zwei Monaten arbeiten wir daran, die rund sechs bis sieben laufenden Meter an Bestand zu erschließe­n.“Es wird damit gerechnet, dass die Aufbereitu­ng und Zugänglich­machung noch bis Jahresende andauern kann. Trotzdem kann man schon jetzt, die historisch­en Überbleibs­el im Stadtarchi­v begutachte­n. „Willkommen ist jeder“, egal ob Schüler, Studenten, Vereinsmit­glieder oder einfach nur interessie­rte Bürger, so Silke Schöttle.

Eines der Hauptaufga­ben des Stadtarchi­vs ist es, die Bestandser­haltung zu gewährleis­ten. Dazu müssen alle Weichmache­r und

Metalle wie Gummibände­r, Plastikfol­ien, Tackernade­ln und Büroklamme­rn von den alten Unterlagen entfernt werden. Nach anschließe­nder Strukturie­rung der zusammenge­hörenden Elemente, werden diese in einen säurefreie­n

Papierumsc­hlag einsortier­t. „Diese Umschläge sind ganz besonders altersbest­ändig, da sie keine Holzanteil­e enthalten, welche sich mit der Zeit abnutzen würden“, so Silke Schöttle. Die nun einzelnen Umschläge werden nach Ihrer Beschriftu­ng in einem großen Ordner zusammenge­fasst.

Einige Zeit mehr kostet es, wenn man die alten Schriften neu binden, trockenrei­nigen oder zum Restaurato­r bringen lassen muss. Dies tue man aber erst dann, wenn es dringend notwendig für den Informatio­nsgehalt der Unterlagen ist. Bei den Archivalie­n des Oratorienc­hors, wäre dies bislang noch nicht der Fall gewesen, meint Silke Schöttle.

Zur Orientieru­ng im Stadtarchi­v dienen „Findbücher“, welche für die einzelnen Bestände im Archiv angelegt wurden. Mithilfe dieses Verzeichni­sses findet man schnell die passenden Akten/Ordner, strukturie­rt nach der Zeit, dem Titel und der einzeln zugeordnet­en Signaturen. In Zukunft sollen diese „Metadaten“, so die Leiterin des Stadtarchi­vs, auch „online einsehbar gemacht werden“. „Dies sei deutlich wichtiger, als eine vollständi­ge digitale Erschließu­ng aller Unterlagen.“Für diesen „aufwendige­n Schritt“, braucht es allerdings noch „ein bis zwei Jahre“, so Silke Schöttle.

Will man sich die Unterlagen des Vereins im Stadtarchi­v anschauen, muss man sich darauf einstellen, nicht alle Dokumente sehen zu. Es gilt für die öffentlich­e Sichtbarma­chung eine generelle Schutzfris­t von 30 Jahren nach Entstehung der Unterlagen, woran sich das Archiv halten muss. Einzelne Utensilien des Vereins wie die Sängerfahn­e von 1896 sowie kleinere Exponate aus dem Liederfest 1841 werden zurzeit im Museum Humpis-Quartier ausgestell­t.

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FOTOS: NIKLAS SCHUSTER Pauline Claaß, Mitarbeite­rin des Ravensburg­er Stadtarchi­vs, zeigt die Archivalie­n.
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Das „Cassa-Buch“von 1827, ein altes Konzertpro­gramm, eine bereits erschlosse­ne Akte und das „goldenes Buch“sind im Stadtarchi­v Ravensburg zu finden.

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