Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Brugger und Linke reagieren entsetzt
(vin) - „Das ist nicht das Ravensburg, wie ich es kenne und liebe.“So kommentiert die Grünen-Bundestagsabgeordnete Agnieszka Brugger die Vorfälle bei der Kundgebung der FDP-Spitzenkandidatin für die Europawahl, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, am Dienstagabend auf dem Ravensburger Marienplatz.
Wie berichtet, war die Wahlkampfveranstaltung massiv von Demonstranten gestört worden, die die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag als Kriegstreiberin niedergebuht und beschimpft hatten, weil sie sich seit Beginn des Krieges für Waffenlieferungen an die von Russland überfallene Ukraine ausspricht. Demokratinnen und Demokraten müssten nicht immer einer Meinung sein, „aber zusammenhalten“, meint Brugger in einer Pressemitteilung. „MarieAgnes Strack-Zimmermann ist immer zu harten Diskussionen bereit, aber wenn eine kleine Minderheit das Ziel hat, Dialog zu zerstören, dann habe ich dafür null Verständnis.“Wenn so etwas passiere, dann gehe das alle an.
Auch bei der Ravensburger Linken, die sich gerade neu formiert, ist man entsetzt über diese Form des Protests. Zwar hatte zunächst die Organisation „Jugendkämpft“eine Gegendemo angemeldet, die Organisatoren verstehen sich jedoch nicht als Jugendorganisation der Linken, sondern als „unabhängige und überparteiliche antifaschistische und antikapitalistische“linke Jugendgruppe. Sie distanzierten sich noch an dem Abend ausdrücklich von den anderen Demonstranten der „Basis“und der AfD, die ihre Gegendemo offenbar für ihre Zwecke kapern wollten.
„Wir, Vertreter von Die Linke, sehen das Niederschreien einer Redeveranstaltung nicht als probates demokratisches Mittel an“, meldete sich Jo Scharpf von der Linken zu Wort, der selbst nicht dort war, aber von einem Parteikollegen gehört hatte, dass die Versammlung beinahe aus dem Ruder gelaufen sei und die Demonstranten aus dem „Querdenker“-Milieu extrem aggressiv aufgetreten seien. „Inhaltlich unterstützen wir aber die Kritik an der (forcierten) Aufrüstung und der Rüstungslobby.“