Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Handwerk fürchtet Verschlechterung der Geschäftslage
Handwerkskammer Ulm formuliert vor Kommunalwahlen Erwartungen an die Politik
(sz) - Im Vorfeld der anstehenden Kommunalwahlen in Baden-Württemberg hat die Handwerkskammer Ulm die Erwartungen und Hoffnungen des regionalen Handwerks an die zukünftigen Volksvertreter in den Städten und Gemeinden präzisiert. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten fühlen sich viele Handwerker auch von kommunaler Politik ausgebremst und fürchten eine Verschlechterung der Geschäftslage, wie die Handwerkskammer in einer Pressemitteilung schreibt. Hier gilt es nun gemeinsam mit der Kommunalpolitik anzusetzen, um die Rahmenbedingungen zu verbessern. Dazu sagt Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm: „Unser Handwerk ist lokal verwurzelt. Handwerkerinnen und Handwerker erbringen ihre Leistungen in der Region in einem Umkreis von wenigen Kilometern zum Betriebsort. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns
auch in Zukunft für eine starke Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Kommunen einsetzen.“
Die Handwerkskammer zeigt den politischen Vertretern die Nöte und Bedürfnisse des Handwerks auf und verdeutlicht, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die Zukunftsfähigkeit des Handwerks in der Region zu gewährleisten: Dazu gehört die Ausweisung von mehr geeigneten Flächen für den Wohnungsbau, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Nur so können ausreichend Auszubildende und Fachkräfte gewonnen und auch gehalten werden. Zudem ist es entscheidend, dass Betriebe sich in Kundennähe und somit auch innerhalb der Ortschaft ansiedeln können.
Eine verbesserte Verkehrspolitik auf kommunaler Ebene sei für das Handwerk ebenfalls wichtig, um die Mobilität des Betriebs und der Mitarbeitenden zu gewährleisten, heißt es in der Mitteilung weiter. Dazu gehört auch, dass die Kommunen unbürokratische Regelungen für Handwerks-Parkausweise in Parkverbots- oder Anwohnerzonen sowie kundenfreundliches Kurzzeitparken ermöglichen. Mehlich weiter: „Gemeinden sind nur dann zukunftsfähig, wenn der Standort für Betriebe und deren Beschäftigte
attraktiv ist und bleibt. Wo es keine oder nur überteuerte Wohnungen gibt, gepaart mit schlechtem Netz und fehlendem Parkraum für Handwerksfahrzeuge – da können auch Betriebe nur schwer ihre Arbeit machen. Und auch junge Menschen und Fachkräfte wollen oder können da nicht leben.“Genauso muss die flächendeckende digitale Infrastruktur dringend verbessert werden, besonders in ländlichen Gebieten. „Es ist höchste Zeit, voranzukommen. Es gibt noch zu viele weiße Flecken auf der Landkarte. Unsere Betriebe sitzen und arbeiten überall, sehr dezentral, anders als eine Industriefabrik. Wenn ein Handwerksbetrieb keine digitale Anbindung hat, kann er kaum noch wettbewerbsfähig am Wirtschaften teilnehmen. Dann kann er weder elektronische Ausschreibungen einsehen, geschweige denn Angebote abgeben oder E-Rechnungen schreiben“, so Mehlich.