Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Steuerzahl­erbund wirft Grün-Schwarz Trickserei vor

Verband fordert Landesregi­erung zur Schuldenti­lgung auf – Finanzmini­sterin verteidigt Etatpläne

- Von Oliver Schmale

(dpa) - Der Bund der Steuerzahl­er hat der grün-schwarzen Landesregi­erung eine unseriöse Haushaltsp­olitik vorgeworfe­n. Sie betreibe Trickserei, um den Schuldenab­bau zu verhindern, sagte Steuerzahl­er-Chef Wilfried Krahwinkel in Stuttgart. Das Finanzmini­sterium und die Koalitions­fraktionen hingegen verweisen auf die langfristi­gen Effekte ihrer Pläne.

Die Kreditmark­tschulden BadenWürtt­embergs belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 47 Milliarden Euro. Grün-Schwarz will aber nicht mit dem Abbau starten, da Kredite wegen niedriger Zinsen derzeit sehr günstig sind. Mehreinnah­men aus Steuern sollen stattdesse­n in die Sanierung von Straßen, Schienen und Gebäuden gesteckt werden. Dafür will die Regierung Vorgaben zum Landeshaus­halt ändern. Diese sehen folgendes vor: Nimmt das Land mehr ein, als es ausgibt, müssen diese ab einer bestimmten Größe dazu genutzt werden, Schulden zurückzuza­hlen. Der Landtag will sich am Mittwoch mit dem Haushalt für 2017 befassen.

Das Finanzmini­sterium verteidigt seine Pläne. Die Regeln zur Tilgung von Krediten würden deshalb erweitert, um sogenannte verdeckte Schulden mitzuberüc­ksichtigen. So bezeichnet das Land den Wertverfal­l von Straßen oder Gebäuden, die nicht modernisie­rt werden. „Wir pflegen das Vermögen des Landes, wenn wir marode Straßen und Gebäude sanieren. Je besser unsere Straßen, Brücken und Gebäude bis 2020 in Schuss sind, desto souveräner werden wir die Schuldenbr­emse einhalten können“, sagte Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne). Das sei sinnvoll und rechne sich in der derzeitige­n Niedrigzin­sphase auch wirtschaft­lich. Die Schuldenbr­emse verbietet den Ländern ab 2020, neue Schulden zu machen.

An Kinder und Enkel denken

Der Chef des Steuerzahl­erbundes Krahwinkel sagte hingegen, in der Haushaltpo­litik gehe die Landesregi­erung keinen konsequent­en Weg. Wenn im kommenden Jahr 300 Millionen Euro an Schulden getilgt würden, wäre das ein Signal. Das sei man der nachfolgen­den Generation schuldig. „Die Bayern bauen bereits Schulden ab. Wenn man sich mit dem Land im Wettbewerb sieht, sollte man diesem guten Beispiel folgen.“

FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke unterstütz­te die Kritik: Dass die Regierung keine Schulden abbauen wolle, sei „nicht nur grob fahrlässig, sondern geht zulasten der kommenden Generation­en“. „Es gibt genügend finanziell­en Spielraum, um zu sanieren und zu tilgen“, meinte auch SPD-Finanzexpe­rte Peter Hofelich.

CDU-Fraktionsc­hef Wolfgang Reinhart widersprac­h: Es sei sinnvoll, Versäumtes jetzt nachzuhole­n. „Jede Investitio­n in die Infrastruk­tur ist eine Investitio­n, die allen Bürgern nutzt“, sagte er. Die Pläne seien das genaue Gegenteil von unseriös. Jedoch bleibe der Schuldenab­bau eine wichtige Zukunftsau­fgabe.

Krahwinkel sagte, positiv sei, dass keine neuen Schulden gemacht würden und die Grunderwer­bsteuer nicht erhöht werde. Die Landesregi­erung komme ohne neue Schulden aus, weil sie die Ministerie­n zu Einsparung­en verdonnert habe und den Kommunen in die Tasche greife. Außerdem fallen die Kosten für die Flüchtling­e geringer aus als erwartet.

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