Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Theorie bleibt unbewiesen
Sicher, ein Motiv gäbe es. Weil Wladimir Putin lieber Donald Trump als Hillary Clinton im Weißen Haus sehen wollte, trug er dazu bei, Trump den Weg dahin zu ebnen. Putin gab seinen Hackern den Auftrag, ein wenig nachzuhelfen. So logisch das klingen mag, was jedoch bislang fehlt, sind die Belege. Und wenn die CIA von scheinbar schlüssigen Beweisen spricht, ist eine gesunde Portion Skepsis allemal angebracht: Es kann stimmen, muss aber nicht.
Einstweilen bleibt es schleierhaft, worauf die Geheimdienste ihre These stützen, nach der die Cyberpiraten in Diensten des Kremls Trump verdeckte Wahlhilfe leisteten. Was die Öffentlichkeit bisher erfuhr, ist bestenfalls fragmentarisch. Und allein dem Wort der Geheimdienste vertraut nach dem IrakDebakel sowieso keiner mehr, da muss mehr auf den Tisch. Insofern trägt es zur Versachlichung bei, dass Barack Obama anordnet, der Sache auf den Grund zu gehen. Aber auch das ist nur ein erster Schritt. Erst eine womöglich langwierige parlamentarische Untersuchung dürfte Licht ins Dunkel bringen.
Ob es Republikaner gibt, die seinen Vorstoß ernsthaft unterstützen, wird sich wohl erst im neuen Jahr zeigen. Zumindest in Lindsey Graham, einem Senator, der sich als einer der Widersacher Trumps um die Präsidentschaft bewarb, scheinen die Demokraten einen Verbündeten gefunden zu haben. Auch der Südstaatler aus South Carolina drängt auf Aufklärung. „Man muss nicht Sherlock Holmes sein, um herauszufinden, was Russland im Schilde führt“, schrieb er in einem Tweet.